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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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steckte, allerdings noch nicht lange. Er wurde mitten ins Herz getroffen. Zumindest ein Schuss ging ins Herz. Über den Kopf wissen wir natürlich nichts.«

    »Hat man irgendwas von der Kugel gefunden?«
    »Ja, hat man. Deformiert, aber nützlich«, sagte Novatny. »Ein Hohlmantelgeschoss Kaliber 45 mit Kupferumhüllung. Wie es der Zufall will, haben wir eine Pistole Kaliber 45 gestern Abend in Schmidts Haus gefunden. War im Keller versteckt und voller Hohlmantelgeschosse Kaliber 45 mit Kupferumhüllung, auf denen Schmidts Fingerabdrücke waren. Ich würde das Leben meiner Mutter dafür verwetten, dass sie mit der gefundenen Kugel übereinstimmen.«
    »Wow.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Wann werdet ihr es wissen?«, fragte Jake.
    »Dauert ein bisschen. Aber noch heute. Wir wollen hier nichts vermasseln.«
    »Mich wundert, dass es kein glatter Durchschuss war.«
    »45er sind bekanntlich nicht gerade teuflisch schnell. Bei Hohlmantelgeschossen kriegt die Kugel die Form eines Aschenbechers, ballistisch betrachtet, und diese hier ist auf einen Rückenwirbel getroffen, nachdem sie durch das Herz gegangen ist, und stecken geblieben. Durch die starken Verbrennungen ist alles sehr schwierig, doch bei der Autopsie sind seltsame Rückstände im Schusskanal aufgetaucht. Es könnte also sein, dass die Kugel noch durch etwas anderes durchgegangen ist, bevor sie ihn traf.«
    »Seltsame Rückstände? Was denn?«
    »Wir müssen die chemischen Untersuchungen abwarten«, sagte Novatny. »Aber es war jedenfalls kein Hemd, denn es sind keine Stofffasern. Die arbeiten noch dran.«
    »Ruf mich an, wenn ihr das Ergebnis habt«, sagte Jake.
    »Einiges krieg ich vielleicht schon heute. Der Rest wird noch ein paar Tage dauern.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, lehnte sich Jake in seinem Schreibtischstuhl zurück, schloss die Augen und dachte nach.
Wenn Schmidt der Mörder war, war er nicht nur naiv, sondern er hatte außerdem Arlo Goodman in eine beschissene Situation gebracht. Die Medien beschäftigten sich heutzutage nicht mehr so sehr mit Fakten, das war altmodisch geworden, sondern mit Spekulationen. Und wenn sie erst mal anfingen, über Schmidts Beziehung zu den Watchmen zu spekulieren und über die Fehde zwischen Goodman und Bowe, das Ganze verknüpft mit dem spektakulären Tod von Bowe …
    Er fragte sich erneut, ob er den Anruf machen sollte. Ein anonymer Hinweis auf Bowes Schwulsein würde die Ermittlungen zum Stillstand bringen. Die Medien waren beim Thema Sex schon immer absolut heuchlerisch gewesen. Offiziell predigten sie Toleranz gegenüber allem außer Sex mit Kindern, während sie gleichzeitig jeden Hinweis auf sexuelle Abweichungen bei Politikern und anderen Prominenten gnadenlos ausschlachteten.
    Trotzdem zögerte er.
    Wollte er wirklich die Ermittlungen stoppen? Im Hinblick auf seine Aufgabe wäre das sicher von Vorteil, auch wenn es zu einer falschen Schlussfolgerung führte. Außerdem fühlte er sich Danzig gegenüber verpflichtet. Er sollte es Danzig sagen.
    Und er würde es ihm sagen, beschloss er, nur nicht sofort. Vielleicht nachdem er mit Barber gesprochen hatte, nachdem er noch einigen Dingen nachgegangen war …
     
    Zwei Anrufe. Der erste ging an Danzig, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen – bis auf die Schwulensache. Der zweite an Ralph Goines, den Assistenten von Arlo Goodman.
    Jake nannte seinen Namen. »Ich brauche dringend einige Informationen, am besten sofort oder so schnell, wie Sie sie zusammenkriegen können. Ich muss wissen, seit wann Sie Ihre Fühler nach Schmidt ausgestreckt haben und wie Sie das gemacht haben. Hat ihn irgendjemand gesehen oder mit ihm geredet, nachdem
Sie Ihre Fühler ausgestreckt haben? Lässt sich irgendwie feststellen, ob Schmidt wusste, dass Sie nach ihm suchen?«
    Er erwartete, dass Goines ihn zurückrufen würde. Stattdessen bat dieser ihn, am Telefon zu warten. »Ich leg den Hörer zur Seite. Könnte ein bis zwei Minuten dauern.«
    Jake blieb am Apparat, hörte Musik im Hintergrund. Country & Western, dachte er. Dann meldete Goines sich wieder. »Am 1. April haben wir angefangen, uns Gedanken über ihn zu machen. Da war er noch in der Gegend. Wir haben einen Mann namens Andy Duncan bei ihm vorbeigeschickt, um sich mit ihm über Bowes Verschwinden zu unterhalten. Duncan ging in seiner Funktion als Watchman hin, aber außerdem ermittelt er für die Highway-Polizei über den Hergang von Unfällen, und er weiß, was er tut. Er hat uns berichtet, dass Schmidt anscheinend gar

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