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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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arbeitet für das Republican National Committee. Fragen Sie sie, worüber sie vor drei Wochen mit Tony Patterson bei ihrem Treffen im Watergate gesprochen hat.«
    »Worüber haben die denn gesprochen?«
    »Sie haben sich über unkonventionelle Mittel zur Destabilisierung der Regierung unterhalten. Mit unkonventionell meine ich kriminell.«
    »Nennen Sie mir ein Beispiel«, sagte Jake. »Sozusagen als Kostprobe.«
    Der Mann lachte. »Als Kostprobe, okay. Sagen Sie zu ihr: ›Wir wissen alles über diese Wisconsin-Geschichte.‹ Mal sehen, wie sie reagiert.«
    »Sie müssen mir schon …«
    »Ich muss nur eines, nämlich jetzt sofort Schluss machen. Versuchen Sie nicht, das Gespräch zurückzuverfolgen. Ich rufe von einem Prepaid Handy an. Da steht kein Name drauf.«
    Die Verbindung wurde getrennt.
    Jake erwog, Novatny anzurufen und zu fragen, ob es nicht doch irgendeine komplizierte Möglichkeit gab herauszukriegen, wer der Anrufer war. Vielleicht die Überwachungskameras über der Kasse, als der Mann das Handy kaufte. Irgendwas Ausgetüfteltes. Doch dann dachte er: Lieber später . Als Erstes sollte er versuchen, Barbara Packer zu finden, mal hören, was sie zu sagen hatte. Was auch immer es war, es musste etwas Politisches
sein, und in der Regel war es ratsam, politische Dinge vom FBI fernzuhalten.
    Gleich als Erstes morgen früh.
    Er ging wieder ins Bett, dachte an seinen Spaziergang mit Madison und schlief ein.
     
    Viereinhalb Stunden später schlug er die Augen auf und war hellwach. Ein Vorteil von kurzen Nächten – und alle seine Nächte waren kurz – war, dass Jake schon sein halbes Arbeitspensum erledigt hatte, bevor andere überhaupt anfingen. Um halb sechs war er in seinem Büro, im Hintergrund lief Sunrise Classical auf NPR, und suchte in den Bundesdatenbanken nach Packer, der Mitarbeiterin des Republican National Committee, Tony Patterson, der offenbar für ALERT! arbeitete, ein konservatives politisches Aktionskomitee, und Howard Barber, dem ehemaligen Geliebten von Lincoln Bowe.
    Packer und Patterson hatten ihr Leben lang in der Politik gearbeitet, vom Organisieren an der Basis bis hin zum Entwickeln von Wahlkampfstrategien. Beide hatten sich immer im Hintergrund gehalten, waren nie nach außen in Erscheinung getreten.
    Da war Barber schon interessanter. Er war im Irak gewesen, als Zugführer bei den Rangers, und hatte das Verwundetenabzeichen Purple Heart und die Tapferkeitsmedaille Bronze Star mit nach Hause gebracht. Allerdings war er nicht schwer verwundet gewesen, hatte zwei Wochen lang leichten Dienst geschoben und war dann wieder voll im Einsatz. Der Bronze Star schien gerechtfertigt zu sein. Er war ihm aufgrund seiner Verdienste bei einem Angriff auf eine Rebellenhochburg nach einem Überfall aus dem Hinterhalt verliehen worden.
    Als er wieder in den Staaten war, hatte er aus einem American-Express-Programm Startkapital für ein Unternehmen erhalten und eine Software entwickelt, die es dem einfachen Soldaten
ermöglichte, auf digitalen Funkempfängern Bilder von seiner Umgebung abzurufen. Die Empfänger wurden am Handgelenk getragen wie eine große Armbanduhr und konnten unter anderem Luftaufnahmen in Echtzeit von Kampfhandlungen einzelner Platoons liefern, außerdem verknüpfte grafische Darstellungen zur Koordinierung des Vorgehens von Kompanien und Platoons. Genau wie ein Videospiel, dachte Jake, wenn einem ein richtig blutiges »Game over« nichts ausmachte.
     
    Um sieben Uhr hatte er alles zusammen, was keiner Geheimhaltung unterlag. Wenn er noch mehr brauchte, könnte er zu Novatny gehen, doch er wollte erst einmal abwarten, wie sich die Dinge weiterentwickelten. Zufrieden mit seiner morgendlichen Recherche, nahm er sich seine Zeitungen, Zeitschriften und E-Mails vor.
    Die New York Times hatte rechts oben auf dem Titelblatt einen zweispaltigen Aufmacher über Bowe, während die Washington Post die Geschichte über die gesamte obere Hälfte der Titelseite ausbreitete. In keinem Artikel stand etwas, das er noch nicht wusste, außer dass letzte Nacht eine Autopsie stattgefunden hatte.
    Um acht Uhr hatte er Novatny am Telefon. »Was hat die Autopsie ergeben?«
    »Das ist vertraulich«, erwiderte der FBI-Mann. Er machte Geräusche, als ob er eine Karotte kaute.
    »Ich bin ein vertrauenswürdiger Mensch«, sagte Jake.
    »Ich wollte ja nur sagen …«
    »Yeah, yeah …«
    »Die chemischen Untersuchungen werden noch eine Weile dauern, aber eins steht fest: Er war tot, als man ihn in Brand

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