Totenklage
soll das mit dieser bescheuerten Hello-Kitty -Kappe?«
Jake berührte mit der Hand die Mütze. »Die Kurzversion: Ich hab eine mit ein paar Stichen genähte Verletzung und eine kahle Stelle auf dem Schädel, wo man mir die Haare wegrasiert hat. Ein Taxifahrer hat zu mir gesagt, ich hätte was Frankensteinmäßiges an mir. Ich hatte es eilig und keine Zeit, mir eine andere Kappe zu besorgen.«
Patterson grinste wieder. »Diese Kappe … Ich bin noch nie von einem Typ mit einer Hello-Kitty -Kappe auf dem Kopf verhört
worden. Ziemlich unheimlich, so à la Kettensägenmassaker.«
Als er hinausging, saß Patterson immer noch auf dem Sofa, trank eine Cola aus der Minibar und starrte auf den Fernseher. Jake ging zur Rezeption, bat den Hotelpagen, ihm ein Taxi zu rufen, sah im Geschenkladen eine Baseballkappe der Atlanta Braves , kaufte sie, warf die Hello-Kitty -Kappe in eine Mülltonne, ging die Eingangsstufen hinunter und wählte Danzigs Nummer auf seinem Handy. Gina stellte ihn sofort durch.
»Wir müssen wirklich vorsichtig sein«, sagte Danzig ohne Vorrede.
»Ich weiß. Ich hab mit Patterson gesprochen. Wir müssen miteinander reden, heute Abend, falls ich einen Rückflug kriege. Könnte spät werden.«
»Rufen Sie das Reisebüro an.«
Er rief im Reisebüro des Weißen Hauses an und erfuhr, dass man ihm bereits einen Platz für den Rückflug um sieben Uhr gebucht hatte. Während des Hinflugs und während seines Gesprächs mit Patterson hatte er sein Handy ausgeschaltet gehabt, und als er nun seine Nachrichten checkte, fand er eine Voicemail von Madison Bowe.
»Rufen Sie mich bitte an. Es ist wichtig.« Sie hatte ihre Festnetz- und ihre Handynummer hinterlassen. Das Taxi kam, er steckte das Telefon ein, bis er am Flughafen war, holte sein Ticket ab, ging durch die Sicherheitskontrolle und rief sie vom Gate aus an.
Sie meldete sich beim ersten Klingeln. »Hallo?«
»Madison, Mrs. Bowe – hier ist Jake Winter.«
»Jacob. Meine Güte, ich hab Sie überall zu erreichen versucht«, sagte sie. »Johnson Black hat gehört, Sie wären letzte Nacht zusammengeschlagen und ins Krankenhaus gebracht worden. Wo sind Sie?«
Interessant. Sie schien sich Sorgen zu machen. »In Atlanta.«
»Atlanta?« Nun schien sie schon weniger besorgt. »Wie sind Sie nach Atlanta gekommen?«
»Mit dem Flugzeug«, sagte er.
Sie lachte. »Nein, Sie Dummkopf, das meinte ich doch nicht. Ich meinte – ach Scheiße, ich weiß nicht, was ich meinte. Sind Sie denn nicht verletzt?«
»Viele Prellungen. Und ein großes Pflaster auf dem Kopf.« Er merkte, wie er um ihr Mitgefühl bettelte. »Sind Sie … äh, die Beerdigung ist doch morgen?«
»Ja, um ein Uhr«, sagte sie nun mit ernster Stimme. »Das wird ein Zirkus werden. Hören Sie, lässt Danzig Sie immer noch ermitteln oder haben Sie die Sache abgeschlossen?«
»Wir möchten immer noch wissen, was passiert ist«, erwiderte Jake.
»Gut, Sie sehen sich also weiter um. Ich habe noch mehr Probleme.«
»Was ist passiert?« Er ließ sich seine Beunruhigung anmerken. »Sie glauben nicht, ich meine, Sie haben niemanden gesehen …«
»Nein, nein. Ich bin in New York. Ich fliege gleich zurück nach Washington. Wir sollten lieber persönlich darüber reden. Langsam werde ich wirklich paranoid.«
»Werden Sie lange auf sein?«, fragte er.
»Vermutlich. Wann kommen Sie zurück?«
»Laut Flugplan um neun Uhr«, sagte er. »Ich muss zuerst bei Danzig vorbeifahren. Ich glaube nicht, dass ich vor zehn, halb elf bei Ihnen sein kann.«
Der Flughafen hatte Universal-Wireless-Computerzugang, und während er auf das Flugzeug wartete, ging er online auf die Website des Staates Wisconsin, dann in das Dokumentenarchiv des Bundes und ergänzte die Informationen, die er von
Patterson erhalten hatte. Das Straßenprojekt hatte tatsächlich existiert, und mit den investierten Geldmitteln verhielt es sich genau so, wie Patterson gesagt hatte. Ein großer Teil des Geldes war von der Bundesregierung gekommen. Das bedeutete, wenn das Landers-Dossier echt war, hatte Landers schwere Verstöße gegen Bundesrecht begangen.
Der Flug wurde rechtzeitig aufgerufen, und der Rückflug verlief genauso routinemäßig wie der Hinflug: kurz, langweilig, laut. Als er in Washington von seinem Platz aufstand, hatte er etwas Mühe, aufrecht zu stehen. Seine angeschlagenen Muskeln verkrampften sich, und er blieb noch kurz im Terminal und machte ein paar Streckübungen.
Es half aber alles nicht viel, er hatte
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