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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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lieber persönlich sagen. Wenn all
das auf Lincoln Bowes Verschwinden hindeutete, wollte er ihr Gesicht sehen, wenn er sie mit Lion Nerve konfrontierte. Um zu sehen, ob ihr das etwas sagte … Was soll das, Jake? Vertraust du ihr nicht?
     
    Sie redeten noch ein paar Minuten miteinander, dann sagte Jake: »Ich geh gleich zu Rosenquist.«
    »Ruf mich heute Abend an und erzähl mir, was er gesagt hat.«
     
    Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er zu Patzo: »Heute ist dein Glückstag. Ich würd gern das Gesicht von deinem Kumpel sehen, wenn du ihn bittest, ein mit Diamanten besetztes Hundehalsband zu verhökern.«
    Patzos Gesicht verzog sich zu einem strahlenden Lächeln. »Oh Mann, das ist wie ein neues Leben für mich. Dieses Hundehalsband …« Er hielt es notdürftig in Toilettenpapier gewickelt hoch. »Ich habe eine Rente .«
    »Meinst du, du schaffst es allein zurück nach Baltimore?«, fragte Jake.
    »Klar. Ich telefonier nur eben mal ein bisschen rum, fahr vielleicht mit dem Zug zurück. Könntest du mir zweihundert Dollar geben? Ich mag diese Scheißflugzeuge nicht«, sagte Patzo. »Was machst du jetzt?«
     
    Patzo erledigte seine Anrufe, warf einen langen, sehnsüchtigen Blick auf den antiken Tisch, tätschelte ihn zum Abschied und ließ Jake allein in der Wohnung zurück.
    Nachdem er gegangen war, suchte Jake sich den bequemsten Sessel, zog ihn ans Fenster, wo er eine gute Aussicht auf die Park Avenue hatte, und dachte über alles nach. Angefangen von den Umständen bezüglich Bowes Verschwinden, über Schmidt und die stümperhaft versteckte Waffe, über Barber, den geheimnisvollen
Anruf, der ihn zu Patterson geführt hatte, bis hin zu den verschwundenen medizinischen Unterlagen.
    Bis hin zu dem Kuss am Morgen.
     
    Alles, was passiert war, endete in einem Mysterium. Und er hatte so gut wie keine Mittel, um irgendeins davon zu lösen … bis auf eine Ausnahme.
    Er blieb im Sessel sitzen, bis es dunkel wurde, und plante seine nächsten Schritte. Als es schließlich dunkel war und die roten Rücklichter die Park Avenue hinunterströmten, elektronische Lachse auf dem Weg zum Laichen, stand er auf und schaltete eine Lampe an, ging ins Schlafzimmer und nahm die Waffe samt Holster vom Kopfende des Bettes.
    Er zog die Waffe heraus, prüfte sie und ließ die fünf Patronen Kaliber 38 aus der Trommel fallen.
    Als sie die Wohnung durchsuchten, hatten sie in einer Küchenschublade eine Werkzeugmappe gefunden. Mit Hilfe einer Zange zog Jake aus einer der Patronen die Kugel, kippte das Pulver in den Ausguss und spülte es weg. Er steckte die leere Patrone zurück in den Revolver, drehte die Trommel so weit, bis die Patrone unter dem Hahn war, nahm aus dem Schrank im Gästezimmer einen kniehohen Damenstiefel – offenbar ein Teil von Madisons New Yorker Garderobe -, schob die Waffe mit einer Hand in den Stiefel, steckte den Stiefel zwischen zwei Kopfkissen und drückte ab. Es gab einen gedämpften Knall und roch nach verbranntem Zündhütchen.
    »Hoffentlich suchen die Cops hier nicht nach irgendwelchen Spuren«, murmelte er vor sich hin, während er den Stiefel zurück in den Schrank stellte. Er öffnete mehrere Schubladen von Madisons Kommode, nahm eine schwarze Strumpfhose heraus, zog sie sich über den Kopf und fragte den Spiegel: »Wie seh ich aus?« Er betrachtete sich einen Augenblick. »Wie ein Trottel mit einer Unterhose auf dem Kopf«, sagte er schließlich.

    Er zog die Strumpfhose vom Kopf, faltete sie wieder zusammen und legte sie weg. So könnte er ohnehin nicht an dem Portier vorbeigehen.
    Er ging noch einmal zu Madisons Kommode, setzte sich hin und betrachtete sich im Spiegel. Er sah ganz okay aus, fand er. Wie ein Büromensch oder ein Collegeprofessor, der gerade aus dem Urlaub kam und keine Gelegenheit gehabt hatte, sich die Haare schneiden zu lassen, und der sich mit Handball fit hielt. Ohne einen Make-up-Spezialisten konnte er nichts tun, damit er wie ein Schlägertyp aussah. Er hatte keine Narben um die Augen, keine mehrfach gebrochene Nase, keine glänzende Stirn. Aber er hatte die kahle Stelle auf dem Kopf. Und wenn er die Haare ein bisschen zurechtkämmte …
    Er beschloss, definitiv auf den Irrsinnigenlook zu setzen, lächelte vage und dachte: Vielleicht hätte ich die Hello-Kitty-Kappe doch behalten sollen .
    Erneut durchsuchte er Madisons Schubladen, dann die von Lincoln Bowe, fand einen Kamm und eine Tube Gel. Ging ins Badezimmer, gelte sich die Haare und klatschte sie glatt nach hinten. Gelte

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