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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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andere Kultur. Die Schwulen sind eine andere Kultur. Die machen halt so Sachen.«
    Jake sah sich die Papiere an, die er aus der Schublade genommen hatte. Es waren drei Fotografien; ein Hippiepaar, vermutlich aus den sechziger Jahren, ein Mädchen auf einer Schaukel und ein Junge. Die Fotos waren im Laufe der Zeit leicht brüchig geworden und ein wenig gewölbt. Vermutlich hatten sie in einer Brieftasche gesteckt.
    Zwischen den Fotos befand sich außerdem eine Karteikarte, auf der mit Filzstift Alles wegen Lion Nerve geschrieben stand. Sonst nichts.
    »Ich hab noch nie ein Hundehalsband mit Diamanten gesehen«, sagte Patzo. Er hielt es an der Schnalle hoch. »Aber das hier ist eins.«
    »Ich glaube nicht, dass es echte Diamanten sind«, sagte Jake. »Die sind zu groß.«
    »In so einer Bude? Die sind echt. Und diese Hundeleine ist aus achtzehnkarätigem Gold«, sagte Patzo. Er sah Jake an. »Kann ich sie haben?«
    »Was?«
    »Das Hundehalsband und die Kette. Und dieses andere Ding. Ich meine, wäre doch echt peinlich, wenn deine Bekannte das findet, die Ehefrau. Ich hab natürlich mitgekriegt, dass die
Frau Mrs. Lincoln Bowe ist, und ihr Mann ist der tote Senator, also wenn dieses Zeug von ihm ist … ich meine, ich könnte es verhökern. Niemand würde was erfahren. Erzählen könnte ich es eh niemandem, weil die mich dann zurück in den Knast schicken würden.«
    »Wie viel ist das wert?«
    »Weniger als Bowes guter Name«, sagte Patzo.
     
    Sie beendeten die Durchsuchung der Wohnung, und gegen sechs Uhr rief Jake Madison auf ihrem Handy an.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie hatte sich nach der Beerdigung zurückgezogen. »Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Es ist einfach alles über mir zusammengebrochen, Jacob.«
    »Aber jetzt geht’s dir wieder besser?«
    »Nein, ich bin ziemlich fertig«, erwiderte sie.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich muss Dr. Rosenquist zur Rede stellen«, fuhr er nach kurzem Schweigen fort. »Wäre das für dich sehr unangenehm?«
    »Nein, er ist nicht mein Arzt«, sagte sie. »Ich kenn ihn nicht mal besonders gut. Was hast du gefunden?«
    »Interessant ist, was ich nicht gefunden habe. Dein Mann scheint sein Verschwinden sorgfältig vorbereitet zu haben. Er hat seine privaten E-Mails gelöscht, ebenso die History auf seinem Computer. Alle Bank- und Steuerunterlagen sind jedoch vorhanden und ordentlich abgeheftet, als hätte er sie für eine Steuerprüfung oder den Nachlassverwalter vorbereitet. Die Frage ist: Warum hat er die medizinischen Unterlagen aus der Wohnung entfernt, und warum streitet der Arzt ab, dass er ihn in letzter Zeit gesehen hat? Dieses Mysterium müssen wir klären.«
    »Tu das, Jake. Aber sei bitte, bitte vorsichtig.«
    »Ja. Ich werd versuchen, dich da rauszuhalten. Da ist allerdings
noch eine andere Sache. Wir haben in der Wohnung ein weiteres Versteck gefunden, und da waren Sachen drin, die mit dem Sexleben deines Mannes zu tun haben. Lederzeug, Ketten und so. Mein Berater sagt, sie könnten einiges wert sein, vielleicht sogar eine ganze Menge, aber angesichts der Situation frag ich mich …«
    »Schmeiß sie weg«, sagte sie.
    »In dieser Schublade waren außerdem drei Fotos. Sie sind leicht brüchig und ein wenig gewölbt, als wären sie in einer Brieftasche gewesen. Ein Foto ist von so einer Art Hippiepaar, vermutlich aus den sechziger oder siebziger Jahren, der Mann trägt eine karierte Hose …«
    »Oh nein«, sagte sie. »Außerdem eins von einem Mädchen und eins von einem Jungen?«
    »Ja. Sind die wichtig?«
    Nach langem Schweigen sagte sie: »Die hätte er niemals aus seiner Brieftasche genommen. Das sind … Wenn er die zurückgelassen hat, dann ist das so gut wie ein Abschiedsbrief.«
    »Ein Abschiedsbrief?«
    »Ja. Er wusste, dass ich das verstehen würde. Er hat mir damit eine Nachricht geschickt. Das sind Bilder von seinen Eltern, seiner Schwester und von ihm selbst. Die hatten für ihn eine sehr große Bedeutung. Er hätte sie niemals irgendwo liegen lassen. Das ist ein Abschiedsbrief.«
    »Ein Abschiedsbrief hat nur einen Sinn, wenn ihn jemand findet«, sagte Jake.
    »In seinen Papieren wird irgendwo ein Hinweis stehen, der mir sagt, wo ich nachsehen muss. Oder vielleicht weiß es seine Mutter. Sie lebt noch. Aber eines ist klar, Jake, er wusste, dass er sterben würde. Entweder war jemand hinter ihm her, oder er wollte es selber tun. Aber er wusste es.«
    Er wollte ihr gerade von der Karteikarte erzählen, doch dann hielt er inne. Er würde es ihr

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