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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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Psychiaterkonferenz von Soundso damit angeben.
    Ich bin auch begeistert, dass ich diese Gefühle habe. Wirklich. Aber das ist keine einfache Situation. Mir ist bewusst, dass mein kleines Boot jederzeit umkippen kann und ich dann noch schlimmer dran bin als zuvor. Dazu kommt noch Operation Lohan. Das ist ebenfalls ein Risikofaktor. Nicht zu vergessen, dass die Angst, die ich habe, seit Penry mich verprügelt hat, ständig größer wird. Das kleine Boot schaukelt bereits sehr bedenklich.
    Wir küssen uns noch mal, und das Verlangen überwältigt mich. Reißt mich mit sich. Jetzt hätte ich gegen acht Stunden ungezügelten Sex nichts einzuwenden. Doch ich habe mich wieder unter Kontrolle und weiß, was ich tun muss. Nach unserem zweiten Kuss löse ich mich von ihm. Ganz sachte natürlich.
    » Vielen Dank für den schönen Abend, Detective Sergeant«, sage ich.
    Er salutiert andeutungsweise. » DC Griffiths.«
    » Nächstes Mal lade ich dich ein.«
    » Es gibt ein nächstes Mal?«
    Ich nicke. Das ist eine einfache Frage. » Ja. Ja, ganz bestimmt.«

27
    Daheim.
    Die Angst wartet an der Tür. Vor meinem Haus brennt ein Sicherheitslicht, weswegen ich mir keine Sorgen machen muss, dass mir jemand auf der Schwelle auflauert. Mir macht eher Angst, dass mir jemand im Haus auflauern könnte. Ich weiß, dass die Alarmanlage jetzt ordnungsgemäß funktioniert – und vermutlich hat sie das auch schon vorher getan –, aber diese Angst hat mit Vernunft nichts zu tun.
    Scheiß auf die Gefühle und vertrau deinem Verstand. Das versuche ich mir zumindest einzureden. Ein ganz altes Motto von mir, das schon lange nicht mehr so wichtig war wie im Moment.
    Ich stecke den Schlüssel ins Schloss. Drehe ihn herum. Trete in den Flur. Die Alarmanlage fängt an zu blinken, und ich gebe den Code ein, um sie am Losheulen zu hindern.
    Das Haus ist leer. Das Licht brennt noch. Alles ist ruhig. Alles ganz normal.
    Mein Hirn arbeitet sich durch die Checkliste, doch mein Herz klopft. Offensichtlich interessiert es sich nicht sonderlich dafür, was der Boss im Obergeschoss befiehlt. Ich schließe die Vordertür, und dabei streift mein Zeh etwas, das am Boden liegt.
    Angst.
    Plötzliche, unvernünftige Angst. Ich versuche, den unvernünftigen Teil zurückzudrängen, und zwinge mich, auf meine Füße zu sehen. Es ist nur ein Blatt Papier. Wahrscheinlich ein Werbeflyer oder so. Ich schließe die Tür, sperre sie ab, überprüfe zweimal das Schloss und bücke mich, um das Blatt aufzuheben.
    Es ist kein Werbeflyer.
    WIR WISSEN , WO DU WOHNST steht darauf. Sonst nichts. Gewöhnliches Papier, ein stinknormaler Drucker. Da brauche ich die Spurensicherung nicht zu bemühen. Ich weiß schon, dass sie nichts finden wird.
    Die Panik überrollt mich schlagartig und wie ein Krampf. Ich gehe in die Knie und würge trocken, genau wie damals, nachdem Penry gegangen war. Ich umklammere die Handtasche so fest, dass ich den Messergriff spüre. Wenn es sein muss, kann ich damit zustechen, direkt durch die Tasche, extravagante Silberschlaufen hin oder her.
    Zwei Minuten lang hat mich die Angst komplett übermannt. Ich will Dad anrufen, damit er kommt und mich rettet. Oder Brydon, damit der kommt und mich rettet. Dafür werde ich ihm die beste Nacht seines Lebens schenken. Oder ich rufe Lev an und vertraue ein weiteres Mal auf seine bedrohliche Effizienz.
    Jetzt kommt mir das alte Motto gerade recht. Scheiß auf die Gefühle und vertrau deinem Verstand. Dad, Brydon und Lev sind nur Notlösungen, um eine Nacht zu überstehen, aber nicht ein ganzes Leben. Wenn mich die Angst in ihrem Griff hat, muss ich mich aus eigener Kraft daraus befreien. Außerdem habe ich so eine Ahnung, dass Dad mir bereits geholfen hat.
    Ich überprüfe noch mal das Türschloss, dann gehe ich ins Wohnzimmer zum Telefon. Ich rufe Brian Penry an. Auf dem Festnetz, da ich seine SIM -Karte ja gekocht habe. Es klingelt viermal, bevor er rangeht.
    » Penry.«
    » Brian? Hier spricht Fiona Griffiths.«
    Er sagt nichts. An seiner Stelle würde ich auch nichts sagen. Womöglich überlegt er auch nur, welche Haltung er mir gegenüber einnehmen soll. Die Siebzigerjahre-Actionfilm-Haltung? Die Du-blöde-Schlampe-Haltung? Die Ich-schlag-dir-den-Schädel-ein-Haltung? Er scheint alle diese Optionen zu verwerfen. » Nun, womit kann ich dienen?«, fragt er stattdessen.
    » Hat Ihre Mam die Rosen bekommen? Die hab ich geschickt. Ich hatte ein schlechtes Gewissen.«
    » Ja, hat sie. Vielen Dank.«
    » Okay …« Ich

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