Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
Vom Netzwerk:
weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Ich habe sein Handy geklaut. Er hat mich geschlagen. Ich habe seiner Mutter Rosen geschickt. Keine Ahnung, wer nun wem was schuldig ist. » Ich habe gerade eine Nachricht erhalten. Durch den Briefschlitz. WIR WISSEN , WO DU WOHNST lautet sie.«
    » Das klingt jetzt aber sehr nach einem Klischee, oder?«
    » Ich will keine literarische Rezension von Ihnen hören. Ich weiß, dass es ein Klischee ist.«
    » Ich weiß, wo Sie wohnen. Sie haben mir Bagels mit Räucherlachs serviert, wissen Sie noch?«
    » Die Nachricht ist nicht von Ihnen. So viel weiß ich.«
    » Aber Sie haben mich angerufen.«
    » Wissen Sie, dass Huw Fletcher seit zwei Wochen nicht mehr bei Rattigans Firma in Newport aufgetaucht ist? Seine Nummer war auf Ihrer SIM -Karte.«
    Eine lange Pause. Die sitze ich aus.
    » Nun passen Sie mal auf. Das ist nicht Ihr Problem. Wer leitet die Ermittlungen in dem Mordfall, DCI Jackson? Soll der sich drum kümmern. Der wird seinen Mörder schon bald finden. Mithilfe der Spurensicherung, der Überwachungskameras, was weiß ich.«
    » Schon klar.«
    » Da brauchen Sie sich nicht zusätzlich anzustrengen.«
    » Dafür ist es jetzt zu spät, oder? Immerhin flattern mir inzwischen Drohbriefe ins Haus.«
    Ein Seufzen am anderen Ende der Leitung. Oder vielleicht auch kein Seufzen, nur ein hörbares Einatmen.
    » Huw Fletcher ist ein Idiot. Kein gefährlicher Idiot – jedenfalls nicht, was Sie betrifft. Und wahrscheinlich ist er auch bald ein toter Idiot. Ihre Adresse hat er nicht von mir. Ihren Namen schon. Ich musste ja irgendwie erklären, warum die SMS nicht von mir war. Ja, ich habe Ihren Nachnamen genannt. Aber nicht Ihren Vornamen. Und ich habe erwähnt, dass Sie bei der Polizei sind.«
    Ich stelle dieselbe Überlegung an, die er gerade angestellt hat. Es gibt eine Menge Griffiths in Cardiff, allerdings nur wenige F. Griffiths. Wenn Fletcher weiß, dass ich ein Cop bin, musste er nur Cathays Park anrufen, um von der Telefonzentrale meinen Vornamen zu erfahren. Natürlich würden sie ihm niemals meine Privatadresse geben, aber vielleicht findet ja jeder und jede F. Griffiths diesen Zettel heute Abend im Briefkasten.
    » Genau so was macht ein Idiot«, sagt Penry. » Da brauchen Sie sich keine Gedanken drüber zu machen.«
    » Am Montag war ich bei einer Prostituierten. Sie kennen sie vermutlich nicht. Sie heißt Ioana Balcescu. Irgendjemand hat sie ordentlich vermöbelt. Aber kein Freier. Es war eine Bestrafung. Sie hat uns nichts gesagt« – das stimmt nicht, aber ich will sie beschützen –, » doch wir haben ein paar Namen genannt, und da ist sie richtig erschrocken.«
    » Ach ja?«
    » Nicht bei Ihrem Namen, obwohl ich den auch genannt habe.«
    » Nett von Ihnen.«
    » De nada. Nein, die Namen, die ihr so große Angst gemacht haben, lauten Karol Sikorsky …« Ich mache eine Kunstpause, damit Penry einen Kommentar abgeben kann, was er leider nicht tut. » … und Brendan Rattigan.«
    » Brendan Rattigan ist tot, wissen Sie das nicht? Er ist mit seinem Flugzeug in den Severn gestürzt.«
    » Das weiß ich. Schon komisch, dass er dann immer noch Prostituierten in Butetown Angst machen kann.«
    » Ja, schon komisch.«
    Wieder eine lange Pause. Eigentlich ist das Gespräch beendet, aber keiner legt auf.
    » Darf ich Ihnen als ehemals halbwegs kompetenter Polizist einen Rat geben?«, fragt Penry endlich.
    » Schießen Sie los.«
    » Halten Sie sich aus der Sache raus. Sie können nichts tun, und wie Ihnen schon aufgefallen ist, ist Brendan Rattigan auch im Jenseits sehr wohl in der Lage, Menschen Schaden zuzufügen. Und das mit Freuden. Also halten Sie sich einfach raus.«
    » Haben Sie sich rausgehalten?«
    Er lacht. » Ich war mal ein halbwegs kompetenter Polizist. Jetzt bin ich’s nicht mehr.«
    » Aber vielleicht kann ich mich gar nicht mehr raushalten. Woraus auch immer.«
    » Ja, vielleicht.«
    Wieder verstreichen ein paar Sekunden. » Geht es Ihnen gut?«, fragt er schließlich. » Ich habe Sie geschlagen.«
    » Prima. Ja. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    » Ich mache mir keine Sorgen.«
    » Natürlich nicht. Trotzdem vielen Dank, Brian. Sie waren eine große Hilfe.«
    » Huw Fletcher ist ein Idiot. Glauben Sie mir.«
    » Das tue ich, seltsamerweise. Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen? Brendan Rattigan – was würden Sie sagen, wie tot ist der wirklich?«
    Penry lacht. Ein richtiges Lachen, nicht gestellt oder gekünstelt. » Na ja, ich war nicht dabei, als es

Weitere Kostenlose Bücher