Totenklang
denke ich und sacke müde zur Seite.
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Das Liegen und Erwachen in einem Kofferraum, wenn man kein Koffer ist, ist äußerst schmerzhaft. Mein erster Gedanke nach den letzten Gedanken, die sich wie durch Nebel abzeichnen. Hammerkopfweh begleitet die höchst unerquickliche Wahrnehmung der Druckstellen, die entstehen, wenn man sich eng geschnürt, seitlich abgelegt, auf einem harten, rüttelnden Untergrund befindet. Ich bin auf einer Fahrt und weiß nicht, wohin die Reise geht. Das ist in etwa auch das, was die Frauen in meinem Leben nicht müde wurden, mir vorzuwerfen. Ich sei ahnungslos. Okay, ganz ehrlich, nach langen Überlegungen bin ich dahinter gekommen, dass es die anderen ebenfalls sind. Sie tun nur so, als wüssten sie Bescheid, das gibt ihnen Sicherheit und bündelt ihre Angst, kettet sie fest in ein dunkles Stübchen ihrer selbst. Ihr einziges Bestreben scheint es zu sein, diese Angst nie von der Leine zu lassen. Ganz egal, ob es sich bei den Vermeidungsstrategen um den Marketingchef handelt, den ich während des Werbepraktikums kennen lernte, sein Angststübchen verströmte üble Gerüche, wenn er den Mund aufmachte, oder das Mädchen auf Bewährung, das sich in Blau hüllte, blauen Dunst verbreitete und sich in Gefahren stürzte auf der Suche nach dem Einen, der sie beschützen möge. Einsam war sie. Ja. Ich bin von allem etwas, gefesselter Körper, entfesselte Panik. Zumindest kurz davor. Nun dramatisier mal nicht, startet der Advokat einen halbherzigen Versuch, meinen Verstand einzuschalten, um ihn zu konstruktiven Denkprozessen anzuregen, die dann in eine befreiende Handlung münden – sollen. Ha, rein theoretisch. Erst mal atmen. Tief ein und aus. Das nächste Schlagloch werde ich nutzen, um meine Knochen in eine andere Lage zu bringen. Pardauz – der Wagen schaukelt, ich nutze die Energie und schmeiß mich auf den Rücken bei gleichzeitiger Lageveränderung in Richtung Nummernschild. Verdammich, tut das weh. Langsam sortieren sich meine Knochen neu und es fühlt sich wie gewohnt gut an, wenn der Schmerz nachlässt. Ich staune kurz darüber, wie bescheiden man wird, wenn die meisten Möglichkeiten einer selbstbestimmten Daseinsgestaltung schlicht wegfallen.
Ein Bremsvorgang wirft mich leicht nach links und dann wieder nach rechts, in die Ausgangsposition, die ich mir erarbeitet hatte. Einen Plan, ruft Kalle, du brauchst einen neuen Plan! Im Pläneschmieden sind wir geübt, alles weitere harrt der praktischen Umsetzung. Sobald die Kofferraumklappe aufgeht, streckst du die Beine durch und trittst den Typ in die Magengrube, der Schwung deiner Beine wird deinem Oberkörper helfen, sich über die relativ hohe Ladekante des Kofferraums zu befördern – ich seh’ schon, Kalle ist wieder bei Jackie Chan. Meine Beine sind teilweise eingeschlafen, in meinem Kreuz arbeiten Bildhauer mit Hammer und Eisen das berühmte Deckengemälde Michelangelos plastisch heraus, auf welchem die Erschaffung Adams gezeigt wird, und mein Schädel hat die Konsistenz einer Tomate in der Mikrowelle kurz vorm Siedepunkt. Mit einem Wort: Leid!
Die Kofferraumklappe schwingt auf und ich, ich mache gar nichts, liege wie ein sauer eingelegter Rollmops im Glas da und betrachte den abendlich dämmrigen, wolkenlosen Himmel, der sich mit einem rötlichen Federstrich von der Erde distanziert. Es muss etwa 9 Uhr sein. Mit einem kraftvollen Schwung werde ich herausgerissen, vom Spielleiter höchstselbst. Der war zunächst schwer zu erkennen, er hat sich die Haare tiefschwarz gefärbt und in glänzenden Locken wippen sie um seinen Kopf herum, nur ein wenig gebändigt durch eine rote Augenmaske. Sein Gewand ist ähnlich geschnitten wie meines, der Stoff scheint dicker zu sein, wie ich feststelle, als mein Kopf gegen seine Schulter prallt. Knallrot, nein, eher ein sattes, kraftvolles Rot. Die Farbe des Feuers und des Blutes, der Zerstörung und der Leidenschaft, der Macht, der Kaiser und Kardinäle, sinniert der Advokat.
»Sabber mich nicht an!«, schubst Franky mich gegen das Heck des Wagens. Meine eingeschlafenen Beine wollen schon nachgeben. Da eilt wie aus dem Nichts eine helfende Hand herbei. Sie gehört zu Abi, nein, Sealthiel.
»Bestatten«, jetzt versucht er, Brandts Seehundlachen zu imitieren, korrigiert sich:
»Gestatten, ich bin der Fürbitter«, näselt er, bemüht, seine Rolle zu finden.
»Schwachkopf!«, wird er angeblafft vom Gottteufel.
»Und du, wen mimst du?«, will ich wissen und taxiere ihn provokant von oben bis
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