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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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eintreffen.“
    „Dann müssen wir uns also nur noch solange verstecken?“ fragte Khorgo. „Wird dieser Albtraum mit dem Eintreffen deiner Soldaten endlich beendet sein?“
    „Ja“, sagte Larkyen. „Die Kathedrale bietet ein Versteck bis Mitternacht.“
    Zaira musterte das Gebäude argwöhnisch. „Warum sollen wir uns ausgerechnet in dieser Kathedrale verstecken? Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Wir sind noch nicht einmal in der Nähe des Hafens. Wenn wir hier entdeckt werden, können wir nirgendwohin fliehen.“
    „Man verbirgt sich vor den Augen seiner Feinde am besten, indem man ihnen so nahe wie möglich kommt. Sie werden uns überall suchen, doch mit Sicherheit nicht so nahe beim Stadtzentrum.“
    „Eine alte Kriegerweisheit“, stimmte Khorgo zu.
    Larkyen sah Khorgo und Zaira eindringlich an. „Ihr versteckt euch im Turm der Kathedrale. Von dort aus habt ihr gute Sicht auf die Umgebung und wisst, was um euch herum geschieht.“ Dann sah er zu Patryous: „Bleib bei Khorgo und Zaira, während ich in das Stadtzentrum zurückkehre. Ich will herauszufinden versuchen, wo Lemar und unsere Freunde gefangen gehalten werden. Vielleicht kann ich ihnen helfen.“
    „Dann sollte ich mit dir zu ihrer Rettung aufbrechen“, schlug Khorgo vor. „Es sind auch unsere Landsleute darunter. Patryous kann bei meiner Tochter bleiben.“
    „Diesmal bitte ich dich, mir nicht zu folgen“, sagte Larkyen. „Deine Tochter braucht dich mehr als je zuvor, bleib bei ihr. Ich werde alleine gehen.“
    Ein Blick in die Augen seiner Tochter bewog Khorgo dazu, La rkyens Bitte nachzukommen. „Ich beschütze sie“, sagte der Majunay. „Koste es, was es wolle.“
    Larkyen streifte sich die Kapuze seines Mantels über. Der Stoff war längst dreckig und eingerissen und verlieh ihm die Gestalt eines Bettlers. Wenn er von Soldaten gesehen wurde, würden sie ihn für einen verarmten Meridianer halten, und das war ganz in seinem Si nne.
    „Sei vorsichtig“, ermahnte ihn Patryous. „Halte dich von Merid ias fern.“
     
    Ohne ein weiteres Wort des Abschieds bewegte Larkyen sich mit schnellen Schritten auf das Stadtzentrum zu. Schon bald näherte er sich Gruppen von Menschen, die aufmerksam die Umgebung ausspähten, doch für ihre Sinne war der Unsterbliche nicht mehr als ein flüchtiger Lufthauch, ein verzerrter Schatten, ein Trugbild im Hitzeschein der Sonne.
    Im Schatten einer engen Gasse verharrte Larkyen. Er hatte sich eng an die karge Steinwand eines Hauses gepresst. Nur wenige Schritte von ihm entfernt standen zwei Soldaten nebeneinander, sie waren in die schweren eisernen Rüstungen der Wachmannschaften gekleidet. Durch ihre blutroten Umhänge waren sie bereits aus weiter Ferne für alle Meridianer deutlich zu erkennen. Die wenigen Merid ianer, die trotz der Tageshitze auf den Straßen umhergingen, hielten eine große Distanz zu den Soldaten ein.
    Die beiden Soldaten unterhielten sich angeregt, und Larkyen b elauschte jedes Wort.
     
    „Ich kann es kaum glauben. Überall sind unsere Wachen postiert, die Gilden sind dem Rat treu ergeben und doch erscheint es unmöglich, dieses Majunayweib zu finden.“
    „Das ist die größte Kopfgeldjagd, die je in dieser Stadt stattg efunden hat.“
    „Ich habe noch nie erlebt, dass der Rat eine so hohe Belohnung auf eine junge Frau ausgesetzt hat. Sie muss den hohen Rat sehr ve rärgert haben.“
    „Der Rat ist schnell zu verärgern“, flüsterte der andere Soldat. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Und meist wollen unsere Herrscher ihre Feinde tot sehen, doch dieses Majunayweib wollen sie tatsächlich lebendig haben. Fünfzehntausend Goldmünzen für ein Schlitzauge aus dem Osten der Welt.“
    „Allen Beschreibungen nach soll dieses Schlitzauge sehr schön sein. Zaira lautet ihr Name. Ich wüsste hundert andere Dinge, die ich mit so einem Weib tun könnte, bevor ich sie dem Rat übergebe.“ Der Soldat leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Der andere Soldat lachte.
    „Vergiss nicht, dass dieses Weib dem Rat völlig unbeschadet übe rgeben werden soll.“
    „Als wenn die Fleischeslust ihr schaden könnte. Der hohe Rat fe iert in jeder Vollmondnacht seine Feiern in der Kathedrale des Fleisches. Sie treiben es mit den Knaben, den Weibern und sogar den Tieren, wie immer es ihnen gefällt. Und es stört sie nicht, ob das Fleisch, das sie berühren, warm oder kalt ist. Jeder in der Stadt weiß davon. Vielleicht wollen sie deshalb dieses Majunayweib haben.

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