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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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ihre Rituale, über die Beschwörungen und das ganze Ausmaß ihrer Taten weiß ich nicht viel. Alles was ich weiß, ist, dass die Totenflüsterer kurz nach der Erscheinung der zweiten schwarzen Sonne von der Welt verschwanden. Es wird erzählt, sie hätten die Pforte in die Welt der Toten betreten, um ihre Forschungen fortzuführen. Was bleibt, sind ihre Lehren. Viele Unsterbliche halten ihre Theorien für unglaubwürdig, doch offenbar ist Meridias von den Lehren der Totenflüsterer überzeugt.“
    „Er ist von diesen Lehren besessen“, sagte Khorgo. „Was würde mit Zaira geschehen, wenn Meridias dieses Ritual vollzieht?“ Seine A ugen waren weit aufgerissen, er erahnte bereits die Antwort auf diese Frage.
    „Den Lehren nach würde Zaira in der Welt der Toten Marityrs Platz einnehmen. Sie würde auf eine Art und Weise sterben müssen, die deine Vorstellungskraft weit übertrifft.“
    „Nein“ keuchte Khorgo.
    In Zairas Augen sammelten sich Tränen. „Vater, vielleicht ist es trotzdem die einfachste Lösung, sofern ich euch allen dadurch das Leben retten kann.“
    „Nein, Kind. Niemals, niemals werde ich zulassen, dass du dich für uns opferst. Larkyen, Patryous, ihr seid ganz meiner Meinung, nicht wahr?“ Der Majunay sah die Unsterblichen fordernd an. „Sagt ihr, wie unsinnig ihr Vorhaben ist.“
    „Niemand wird sich opfern“, sagte Larkyen.
    „Wie soll es sonst weitergehen?“ fragte Zaira. Verzweiflung erfüllte ihre Stimme, und sie begann zu weinen.
    „Ein Sturm zieht auf“, sagte Larkyen. Das war seine Antwort
    Patryous sah ihn überrascht an. „Das Heer“, flüsterte sie. „Du hast das Heer aufmarschieren lassen.“
    „Es gab für mich keine andere Wahl.“
    „Es gibt immer eine Wahl. Das Totenheer ist imstande, die ganze Stadt zu zerstören.“
    „Sei ohne Sorge, lediglich hundert Soldaten sind auf den Weg nach Süden. Der Rest wacht noch immer an der Grenze zur Finste rnis.“
    „Du verängstigst die Völker, deren Ländereien deine Geister durc hqueren. Die Existenz der Strygarer war für viele Menschen schon schlimm genug, jetzt erblicken sie einhundert tote Kentaren, die mit voller Bewaffnung gen Süden marschieren. Verängstigte Menschen neigen dazu, ihre Waffen in Unvernunft sprechen zu lassen.“
    „Ich werde den Konflikt mit Meridias ein für alle mal beenden.“
    „Wann werden deine Soldaten in der Stadt eintreffen?“
    „Ich erwarte sie in der Mitte der kommenden Nacht.“
    Khorgo und Zaira konnten in der Dunkelheit des Tunnels nichts sehen, aber Larkyen konnte sie sehen, mitsamt der Hoffnung, die er mit der Ankündigung seiner Soldaten in ihren Herzen gesät hatte. Ja sogar eine gewisse Erleichterung, dass jene unmenschliche Macht sie und alle anderen von Meridias` Schrecken befreien würde.
    Doch noch war die Zeit dafür nicht gekommen.
     
    Die Lehren der Totenflüsterer beschäftigten Larkyen noch eine ganze Weile. Nur zu oft hatte er sich die eine peinigende Frage gestellt, ob es eine Macht gibt, die befähigt ist, die Toten ins Leben zurückz ubringen. Wenngleich er einer solchen Macht noch nie zuvor begegnet war, wusste er schon seit einiger Zeit, dass sie existierte. Die Unsterblichen wurden im Verlauf ihres Lebens immer stärker, erlangten mannigfaltige Fähigkeiten, doch noch nie zuvor hatte Larkyen miterlebt, wie ein Kind der schwarzen Sonne einen Toten ins Leben zurückgebracht hatte.
    Zu viele Freunde, zu viele Verbündete, zu viele Lieben hatte er sterben sehen. Oftmals war er während ihrer letzten Atemzüge an i hrer Seite gewesen, hatte in ihre Augen gesehen und die Verzweiflung und das Flehen darin gelesen. Er erinnerte sich an Kara, seine einstige Geliebte aus der Welt der Menschen, und an seinen treuen Gefährten Tarynaar, jenem Sohn der zweiten schwarzen Sonne, der den Krieg gegen die Strygarer nicht überlebt hatte. Und es gab noch viele andere Namen. Schon so lange brannte er darauf, ihr Schicksal ändern zu können.
    Er kannte den Anlass der Totenflüsterer für ihre Forschungen nicht. Womöglich hatten auch sie Verluste erlitten, die sie nicht a kzeptieren konnten, oder sie waren von einem unersättlichen Wissensdrang erfüllt und hatten die ganze Welt der Lebenden bereist und kennen gelernt, beinahe alle Geheimnisse, die sich ihnen geboten hatten gelüftet, bis auf das Geheimnis des Todes. Das große Geheimnis, die Antwort auf die Frage: Was ist der Tod?
    Larkyen konnte nachfühlen, warum sich manche Unsterbliche dera rtigen Forschungen und Lehren

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