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Totenkopf-TV

Totenkopf-TV

Titel: Totenkopf-TV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stück mit Aussagekraft, kein Bla…«
    Ich achtete nicht auf Shao, sondern auf Suko, weil er so ein zerknirschtes Gesicht machte. Was er dachte, konnte ich mir nicht vorstellen, und er fing auch schon an. »John, ich meine, wenn dich moderne Theaterkunst interessiert, du kannst gern meine Stelle einnehmen. Ich wasche dann ab, putze und sauge. Ich werde…«
    »Mitkommen«, erklärte Shao und führte meinen Freund und ihren Partner ab wie einen Gefangenen. Sie huschte an mir vorbei. Shaos lange Haarflut wehte noch gegen mein Gesicht, die Spitzen kitzelten, und bevor sich die Lifttür schloss, sah ich als letztes Sukos leidende Miene.
    Allmählich kam ich zu der Überzeugung, an diesem Abend doch das bessere Los getroffen zu haben, auch wenn ich nichts Besonderes vorhatte und eigentlich nur in die Glotze schauen oder in einigen Büchern und Magazinen blättern wollte.
    Ich schloss die Tür auf. Meine Wohnung sah so sauber aus, fast wie geleckt. Daran trug nicht ich die Schuld, sondern meine Putzfrau, die jeden Freitag kam und einmal gründlich säuberte. Mein Weg führte mich in die Küche. Der Griff zum Kühlschrank war schon Routine, und der Schluck Cola, ein wenig mit Whisky veredelt, löschte den ersten Durst.
    Zu Abend hatte ich noch nicht gegessen. Ich wärmte mir ein Süppchen auf und machte danach im Wohnraum die Beine lang. Schon bald lagen die Zeitungen und Magazine um mich herum verstreut. Ich las etwas über Politik, über Klatsch und Tratsch und kam zu dem Entschluss, mal auf den Bildschirm zu schauen. In wenigen Minuten würde das Abendprogramm beginnen.
    In welchen Kanal ich reinschauen wollte, wusste ich jetzt noch nicht. Ich hatte auch keine Lust, erst noch großartig im Programmheft zu blättern und griff zur Fernbedienung. Die zahlreichen Knöpfe reizten auch einen Erwachsenen, damit ein wenig zu spielen. Ich schaltete den Fernseher ein. Und kurz darauf grinste mich das Bild eines bekannten Politikers an. Es war ausgerechnet der Innenminister, mein oberster Dienstherr. Ihn wollte ich nicht unbedingt sehen, schließlich lag der harte Job des Tages längst hinter mir. So knipste ich weiter.
    Natürlich Werbung. Seifig, seicht, bunt, umrahmt von lächelnden, fröhlichen Menschen, die sich unheimlich freuten, dass die Nachbarin eine bestimmte Margarine nach Hause brachte.
    Dies war so verlogen, dass ich schnell weiterschaltete und einige Kanäle durchging.
    Bis ich den letzten einschaltete. Ein Programm lief nicht, dafür sah ich das Zeichen des Senders. Auf dem Bildschirm stand in einem strahlenden Blau das bekannte Signet TTV.
    Technic Television. Ein privater Sender, der in den letzten Monaten Furore gemacht hatte, weil die Einschaltquoten bei ihm stimmten und immer mehr Menschen von den staatlichen Programmen umschalteten. Die Privaten wurden immer mächtiger. Einem war es sogar gelungen, die Serie »Dallas« dem größten staatlichen Sender wegzuschnappen. Vor wenigen Tagen war dies als kleine Sensation durch die Presse gegangen.
    Es gab eine Programmvorschau für den Zuschauer. Die einzelne Sendefolge rollte ab.
    Beginnen wollte der Sender sein Programm mit einem Spielfilm, der nichts für schwache Nerven war, wie auch zu lesen war. Ein Horror-Film über das Mittelalter, als man auf Menschenleben noch wenig Rücksicht nahm. Schon der Titel sagte eigentlich alles. Der Henker im Blutrausch. Sollte sich den Film ansehen, wer wollte, ich auf keinen Fall. Horror oder Grusel hatte ich im Dienst genug, so dass ich mir nicht noch meinen wohlverdienten Feierabend damit verderben wollte. Die Beine lagen hoch. Die Fernbedienung war ein wenig zur Seite gerutscht, so dass ich sie mit dem ausgestreckten Arm nicht erreichen konnte und mich erst erheben musste.
    Dazu war ich im Moment zu faul. So schaute ich zu, wie die Schrift verschwand und die Ansagerin auf dem Bildschirm erschien. Endlich ein erfreulicher Anblick.
    Viele Menschen kannten die TV-Elfen. Während sie ihr Lächeln anknipsten, wurden auch ihre Namen eingeblendet. Diesmal Ellen Page!
    Auch ich sah diese Ansagerin nicht zum erstenmal. Ihren Namen aber hatte ich nicht behalten. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die jedes Gesicht, das sie auf dem Bildschirm sahen, auch mit Namen kannten. Mir war die Frau sympathisch. Sie war nicht mehr so jung wie die meisten ihrer Kolleginnen, versprühte dafür aber einen herzlichen Charme. Und ihr TV-Lächeln konnte ich als leicht und locker bezeichnen. Das blonde Haar hatte noch keine Färbung nötig gehabt. Sie

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