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Totenkopf-TV

Totenkopf-TV

Titel: Totenkopf-TV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kamera sitzen.«
    »Wenn nicht, wird sie gefeuert. Und Sie gleich mit, Molly.«
    »Das sieht euch verdammten Hyänen wieder ähnlich. Haut endlich ab, sonst muss ich würgen!«
    Eine Tür schlug zu, Molly stöhnte erleichtert auf, und Ellen spürte, wie zarte Hände ihren Kopf anhoben. Dann verschwand eine Hand, dafür drückte ihr jemand etwas gegen die Lippen. Es war die Öffnung einer Flasche. Ellen Page begann automatisch zu schlucken, trank den Scotch und musste husten, so dass das meiste Zeug wieder aus ihrem Mund sprühte.
    »Na, das geht ja schon ganz gut, meine Kleine«, sagte Molly. »Wäre doch gelacht, wenn wir dich nicht auf die Beine kriegen würden. So etwas wirft uns alte TV-Hasen doch nicht um, oder?«
    »Nein, nein…«
    »Okay, Baby. Willst du noch liegen bleiben, oder kannst du dich schon aufsetzen?«
    »Sitzen.«
    »Ich helfe dir.« Molly, die Mütterliche, zeigte sich sehr besorgt und war auch hilfsbereit. Sie drückte ihre Hände unter Ellens Achseln und zog ihren Schützling in die Höhe. Mit unsicheren Schritten ging Ellen auf den Stuhl zu. Molly musste sie dabei stützen. Den Stuhl hatte ein anderer Helfer wieder aufgestellt.
    Ellen nahm vorsichtig Platz. Die Garderobenfrau wunderte sich darüber, dass ihr Schützling die Hände vor das Gesicht gepresst hielt, denn eine Wunde oder Verletzung entdeckte sie nicht.
    »Was ist los?« fragte Molly. Sie war neben Ellen stehen geblieben und hatte den Kopf gesenkt.
    Ellen gab keine Antwort. Sie wartete eine Weile, bevor sie überhaupt die Kraft fand, die Hände von ihrem Gesicht wegzunehmen und in den Spiegel zu schauen.
    Sie sah ein Gesicht. Ihr Gesicht! Keine Knochenfratze, kein Skelettschädel, alles war völlig normal und real.
    »Aber das kann doch nicht sein!« hauchte sie. »Das… das ist einfach unmöglich.«
    »Was ist unmöglich, Kleine?«
    Die Ansagerin hob die Schultern. Dabei krauste sie auch die Stirn, als wollte sie durch die Geste die Bilder der Erinnerung wieder ans Tageslicht holen.
    Ellen holte tief Luft. »Da war - eine Gestalt.« Sie schüttelte den Kopf und korrigierte sich selbst. »Nein, keine Gestalt, das war schon ein Skelett. Ja, ein Totenschädel!«
    »Wo?«
    Ellen hob langsam den rechten Arm, schaute auf ihre völlig normalen Finger und deutete mit dem längsten auf den Spiegel. »Genau dort habe ich den Schädel gesehen.«
    »Diesen Totenkopf?«
    »Richtig.«
    »Und dann?«
    »Ich war der Schädel!« rief sie laut. »Ich war der verdammte Totenschädel. Er wuchs auf meinen Schultern, Molly. Kannst du dir das vorstellen?« Sie sprang plötzlich auf und starrte die Garderobiere an. Dabei zeichnete sie die Umrisse ihres eigenen Kopfes mit den Händen nach. »Auf den Schultern wuchs der Schädel.«
    Molly wollte lachen. Als sie in das ernste Gesicht der Ansagerin sah, verschluckte sie die Reaktion und bewegte beschwichtigend die Hände.
    »Setz dich hin, Kind, schau noch einmal in den Spiegel und sage mir, wen oder was du da siehst.«
    »Mich.«
    »Eine hübsche, normale, junge Frau.« Das folgende »ja« klang zögernd.
    »Und keinen Schädel. Kindchen, du bist überspannt. Du brauchst Urlaub, das sage ich dir. Wenn ich ehrlich sein soll, hast du mir schon in den letzten Wochen nicht gefallen. Das war irgendwie immer ein wenig viel für dich. Du solltest wirklich mal wegfahren, und diesen ganzen Laden hier für einen Monat vergessen.«
    »Und mein Job ist weg!«
    »Ach, das bildest du dir ein, Kindchen. Keine nimmt dir deine Arbeit weg. Du bist doch gut. Du gehörst zu den besten Ansagerinnen, das weißt du selbst.«
    Ellen Page verengte die Augen ein wenig, so dass sie einen lauernden Ausdruck bekamen. »Klar, ich gehöre zu den besten. Das weiß ich. Aber ich bin zu alt. Verstehst du? Zu alt!«
    Das wollte ihr Molly nicht abnehmen. »Schau mich doch an, Kindchen. Mein dünnes Haar ist grau geworden. Die Falten im Gesicht erzählen die Geschichten des Lebens. Jede einzelne Falte ist eine kleine Story. Ich bin stolz darauf. Und mein Körper ist auch nicht mehr der einer Dreißigjährigen. Was soll ich dir sagen? Ich habe immer noch Spaß am Leben.«
    »Den gönne ich dir, Molly. Nur stehst du nicht in der Öffentlichkeit wie ich. Du brauchst dich nicht zu präsentieren und jeden Abend wie geleckt auszusehen. Dann komme ich hier in die Garderobe, setze mich vor den Spiegel und sehe mein Gesicht. Aber es ist nicht das meine, sondern ein Knochenschädel. Ich arbeite bei TTV, einer privaten Gesellschaft. Hier verlangt man

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