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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Arm.«
    »Nein, das ist so ziemlich die wortgetreue Übersetzung.«
    »Interessante Analogie«, war alles, was Hunter als Erwiderung einfiel. Die nächsten paar Seiten in Dupeks Akte waren eine Zusammenfassung seiner letzten Fälle.
    »Sein Captain meinte, er sei ein Gewohnheitstier gewesen«, sagte Garcia. »Hat jedes Jahr exakt zur selben Zeit Urlaub genommen – in den ersten zwei Sommerwochen. Er ist immer alleine mit seinem Boot rausgefahren und hat geangelt. Für das Boot hat er seine gesamten Ersparnisse aufgebraucht. Sein Captain meinte, es sei quasi seine Altersvorsorge gewesen.«
    »Keine Freundin, keine Lebensgefährtin.« Hunter war noch immer in die Akte vertieft. »Nächste Angehörige sind ein Onkel und eine Tante, die noch in El Granada leben.«
    »Ja. Sein Captain wollte sich mit ihnen in Verbindung setzen.«
    Hunter suchte in der Akte nach Dupeks Privatadresse – ein Apartment in East L. A. Auf dem Boot hatten sie weder Handy noch Laptop, Adressbuch, Terminplaner oder Ähnliches gefunden, und Dupeks Captain zufolge lag keiner dieser Gegenstände auf Dupeks Schreibtisch. Die Festplatte seines Dienstrechners enthielt keinerlei private Dateien. Die dienstlichen E-Mails wurden noch überprüft. Hunter hoffte, dass die Durchsuchung von Dupeks Wohnung verwertbare Hinweise liefern würde. Er klappte die Akte zu und warf sie auf die Rückbank, gerade als Garcia auf den Parkplatz des Rechtsmedizinischen Instituts einbog.

40
    Alice Beaumont druckte die nächste Seite aus und legte sie zu den Dutzenden von anderen Seiten auf den Boden. Für die Dauer von Hunters und Garcias Abwesenheit hatte sie das Büro in ihren privaten kleinen Recherche-Himmel verwandelt.
    Sie hatte einen flüchtigen Versuch unternommen, herauszufinden, was die Schattenbilder der zweiten Skulptur bedeuteten, aber eine dreiviertelstündige Suche im Internet hatte nichts zutage gefördert, was auch nur im Entferntesten ihr Interesse erregt hätte. Anders als bei den ersten Schattenbildern gab es diesmal keine mythologische Interpretation, die auf das gesamte Ensemble gepasst hätte. Wenn sie das Bild in seine Bestandteile zerlegte, ließ sich der gehörnte Kopf mit beliebigen Teufelsdarstellungen in Verbindung bringen, allerdings war damit immer noch nicht die Bedeutung der vier kleineren Figuren geklärt, die der Täter aus Dupeks abgetrennten Fingern angefertigt hatte.
    Alice wollte weitermachen, wusste aber, dass die Priorität im Moment woanders lag: Sie musste die Liste der Straftäter durcharbeiten, denen Derek Nicholson im Laufe seiner Karriere den Prozess gemacht hatte. Wenn es ihr gelänge, irgendeine Verbindung zu einem Fall zu finden, in dem Dupek ermittelt hatte, entweder als Detective oder später im South Bureau, dann würde ihnen das den Ansatzpunkt liefern, nach dem sie so händeringend suchten.
    Alice ließ sich zwischen ihren Ausdrucken auf dem Fußboden nieder. Dann begann sie zu lesen und das Material in Gruppen zu je zwei, drei, vier, manchmal auch fünf Seiten neu zu ordnen.
    An diesem Morgen war sie mit ihrem eigenen Laptop ins Büro gekommen. Sie hatte so eine Ahnung gehabt, dass sie einige der leistungsstarken Programme auf ihrer Festplatte brauchen würde, und sie hatte sich nicht getäuscht. Hunter hatte ihr aufgetragen, bei ihrer Suche nach entlassenen, geflohenen oder auf Bewährung freigekommenen Straftätern fünf, notfalls auch zehn Jahre zurückzugehen. Das waren viel zu viele Namen und Akten, um sie alle einzeln zu lesen. Wenn sie dann noch Andrew Dupeks Fälle hinzunahm und die Liste der Opfer, die Nicholson möglicherweise für verlorene Prozesse verantwortlich machten, würde sie mindestens eine Woche brauchen, um die Unterlagen durchzuarbeiten. Aber genau hier kamen ihre Computerkenntnisse ins Spiel.
    Das Erste, was Alice tat, nachdem Hunter und Garcia sich verabschiedet hatten, war, eine kleine Anwendung zu schreiben, die die Textdateien nach bestimmten Namen, Schlagwörtern und Phrasen durchsuchen konnte. Die Anwendung war sogar in der Lage, einzelne Akten gemäß einer ganzen Reihe verschiedener Kriterien miteinander zu verknüpfen. Das Problem war nur, dass bei weitem nicht alle Akten digital vorlagen. Etwa die Hälfte existierte nur in Papierform. Einfach eine Liste der alten Fälle zusammenzustellen war nicht weiter schwierig, selbst wenn diese Liste sechsundzwanzig Jahre in die Vergangenheit reichte. Die eigentlichen Fallakten jedoch wurden erst seit etwa fünfzehn Jahren systematisch

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