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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta-Maria Heim
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Fehrleshof und dort
etwas erledigen.«
    »Droben auf der Heuwies? Was soll ich denn beim Fehrle?« Rosa
stand auf, zog ein Schweizermesser aus dem Samtbeutel und ging auf den Flieder
los.
    Karle schwieg. Er wusste es selbst nicht. Aber er wusste,
dass es gut war, wenn man etwas in der Hand hatte. Schließlich konnten sie
immer noch kommen. Udo Winterhalter, der einmal Karles Schwiegersohn hätte
werden sollen, eine halbe Ewigkeit war das her, lag immer noch im Kühlfach. Was
wollten sie denn noch? In zwei Stunden war so einer doch obduziert! Irgendwas
stank zum Himmel. Timo Fehrle, der Sohn vom Fehrles-Bur, war Kripo. Ein ganz
scharfer Hund. Der Wolf im Schafspelz. Karle glotzte vor sich hin und wischte
sich einen Speichelfaden vom Kinn. Fehrle war in seiner Küche gestanden und
hatte ihn verhört wie einen Schulerbub. Dabei hatte er womöglich selber Dreck
am Stecken. Man musste zum Fehrleshof rüber und nachgucken, ob etwas nicht
stimmte. Vielleicht fand man etwas. Wobei Karle beim besten Willen nicht sagen
konnte, was das war.
    »Ja, hat es dir jetzt die Sprache verschlagen?« Rosa
schnaufte und griff sich ans Herz. Dann fällte sie weiter den Flieder. »Das
Messer haut wie verrückt. Das macht mich ganz närrisch. Ich weiß, was los ist.
Der Mantelmörder. Ich hab immer gehofft, dass ich mich da nicht mehr einmischen
muss. Da liegt kein Segen drauf, und die Zeit, wo mich Mord und Totschlag etwas
angingen, ist passé. Aber wenn du mich fragst: Olaf Hahnke, der wo aus
Stammheim rausgekommen ist, und Timo Fehrle sind ein Jahrgang. 1969/70, wenn
ich es noch recht weiß. Sie haben sich um die Zeit, wo Petra Clauss umgekommen
ist, gut gekannt. Kumpels sind das gewesen – der unwerte Kurgast und
der Seichbub vom Aussiedlerhof.«
    »Potz Blitz!«, donnerte Karle. »Was du nicht sagst. Woher
hast du das denn?«
    Rosa grinste. »Schließlich hab ich nach der Kernen
Josefine ihrem Tod dem Kernen Josef, ihrem Sohn, die Heimat abgekauft. Für
einen Spottpreis. Egal. Da erfuhr man halt allerlei. Der Olaf war überall
unwert. Frech, verwahrlost, nicht wohlgelitten. Abgeschoben halt. Also hab ich
mich manchmal um den gekümmert. Der ist dann als Halbwüchsiger bei mir
rumgelungert. Die Zwillinge waren ja schon aus dem Haus. Gsälzbrot hat er
gefressen. Erdbeer, Himbeer, Heidelbeer. Und der Fehrle Timo, der war ein paar
Mal dabei.«
    Gsälzbrot. Hatte nicht auch Marthel dem Mantelmörder ein
Gsälzbrot geschmiert?

     
    *

     
    Ludger Sachs war ein Durchschnittstyp mit einem
wenig markanten Gesicht, der ein paar Kilo zu viel auf die Waage brachte. Um
seine Glatze zu verbergen, trug er einen modischen Stoppelschnitt, kombiniert
mit einem Dreitagebart. Er zog lässige Markenklamotten an, die dazu passten.
Dadurch gehörte er zu den Männern, die man abhaken konnte. Man traf sie
überall. Sie standen auf den Rolltreppen in den U-Bahn-Schächten, schwarze
Lederschuhe, Anzug, Laptop in der Tasche. Sie waren nicht mehr ganz jugendlich
und immer auf dem Weg zur Arbeit. Wenn sie Urlaub hatten, verschwanden sie
vollends aus dem Blickfeld, man sah sie einfach nicht mehr. Die wenigsten von
ihnen waren schwule Bankangestellte, dazu traten sie viel zu massiv auf, obwohl
sie diesem Klischee exakt entsprachen.
    Ludger war Grundschullehrer, und er liebte Kinder, Knaben vor
allem. Er hätte nicht gedacht, dass ihm das je zum Verhängnis werden konnte,
denn er war vorsichtig. Er lebte seine Veranlagung, für die er nichts konnte,
nicht aus. Er trieb sich schon lange nicht mehr im Internet herum, ging auf
keine Spielplätze und fasste seine Schüler nicht an. Er fasste auch Luca nicht
an, seinen Neffen, den er liebte. Er ließ sich von Luca nur anfassen, weil der
Junge das wollte. Er tat es freiwillig, aus Neugier. Ludger sagte ihm immer
wieder, dass er das nicht tun musste, und dass Gina sehr enttäuscht sein würde,
wenn sie davon erfuhr. Luca machte es trotzdem.
    Aber nicht das war nun herausgekommen, sondern die Sache
damals mit Joakim. Er musste wohl Joakim geheißen haben, obwohl Ludger sich
daran nicht entsinnen konnte. Das Schwein hatte mit seinem Küken einen Porno
gedreht, alles soft, alles sauber, aber widerwärtig. Ein kleiner Zipfel, der
nackig Purzelbäume schlug, so fing es an. Dann die übliche Nummer. Es waren
mehrere Männer, behaarte Schweine, die sich an dem Kleinen zu schaffen machten.
Ludger hatte sofort begriffen, dass das nicht sein Ding war, und wie im Wahn
mit der

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