Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
geht uns nicht um das Geschriebene. Jim und ich wünschen uns eine intime, private Feier. Da wir beide geschieden sind, ist uns die religiöse Seite nicht so wichtig. Wir würden nur gern von meiner besten Freundin getraut werden.«
Mir traten Tränen in die Augen.
»Liebes, ich will dich nicht zum Weinen bringen. Wir wollen, dass du dich mit uns freust, und dich in unser Glück miteinbeziehen.«
Ich stand auf, und jetzt ließ sie sich von mir umarmen. »Mach dir keine Gedanken wegen der Tränen, Joanie. Ich kann mir kein größeres Kompliment vorstellen.«
Sie fasste mich am Ellbogen und trat einen Schritt zurück. »Sieh mich an, Alex. Die Bitte ist mir nicht leicht gefallen, weil ich weiß, dass es viele Erinnerungen bei dir wachrufen wird. An das, was du mit Adam hättest haben können. Hier ist dein Zuhause, dein Traum-«
»Und jetzt bist du an der Reihe, Joanie. Du hast Recht. Vor zehn Jahren hätte ich das bestimmt nicht ertragen. Nach Adams Tod habe ich mich lange von allen Hochzeiten fern gehalten. Ich konnte mir nicht einmal die Zeitschriftenwerbung für Brautkleider, Schmuck oder Porzellan ansehen. Wenn der Tiffany-Katalog mit seinen endlosen Seiten an Hochzeits- und Verlobungsringen mit der Post kam, habe ich losgeheult.«
Sie folgte mir hangabwärts zum Strand, wo die Wellen einen schaumigen Rand auf dem Sand bildeten, bevor sie ins Meer zurückrollten.
»Man vergisst es nie, Joan. Das ist sicher. Aber der Schmerz hat sich verlagert.« Ich drehte mich zu ihr um. »Jedes Mal, wenn ich auf die Insel komme, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn Adam bei mir wäre, und das wird nie anders sein. Aber die Erinnerungen an unsere Zeit, die wir hier gemeinsam verbracht haben, sind die schönsten meines Lebens. Und euch zu trauen wäre die schönste Aufgabe, die ich je hatte.«
»Dann sagst du also Ja?« Sie steuerte auf Quansoo zu, den Strand, der nach Osten hin angrenzte und an dem sich um einen großen Bagger herum einige Menschen versammelt hatten.
»Wenn du die Sache wirklich einem Laien anvertrauen willst.«
»Großartig. Wir müssen uns noch überlegen, was wir anziehen werden. Wenn ich das nächste Mal nach New York komme, können wir zusammen einkaufen gehen.«
»Womit kann ich dir sonst noch helfen?«
Joan überschlug sich jetzt förmlich. Es hatte sie offensichtlich Beherrschung gekostet, ihre Hochzeitspläne so lange geheim zu halten. »Wir müssten ein paar Zimmer auf der Insel reservieren.«
»An wie viele Gäste hast du gedacht?«
»Wenn es nach mir ginge, wären es Tausende, das weißt du. Jim hätte aber lieber eine Feier im kleineren Kreis. Momentan bewegen wir uns irgendwo zwischen seinen vierzig und meinen engsten fünfhundert Leuten. Glaubst du, du kannst Mike überreden zu kommen?«
»Joanie! Ich weiß, was du denkst.«
»Das tust du immer.«
»Er hat noch genug mit Vals Tod zu tun. Mercer und ich versuchen ihm gerade seine Arbeit wieder schmackhaft zu machen, also gib ihm Zeit.«
»Wenn du ihm zu viel Zeit gibst, wird eine andere in die Bresche springen und ihm geben, was er braucht.«
»Wir arbeiten zusammen, Joan. Mike ist der beste Partner, den ich mir vorstellen kann. Ich vertraue ihm total. Er und Mercer sind die Besten ihres Fachs, sie geben mir Schützenhilfe und denken mit. Eine private Beziehung würde das alles zerstören. Du bist eine hoffnungslose Romantikerin.«
»Irgendjemand muss es ja sein«, sagte sie. »Was ist da vorne los?«
»Wahrscheinlich öffnen sie den Tisbury Great Pond.«
»Was meinst du damit?«
Entlang der Südküste von Martha’s Vineyard, einem fast zwanzig Meilen langen Strandwall, wimmelte es von kleineren und größeren Teichen.
»Die Austern, die dir so gut schmecken, kommen von dem Gewässer dort drüben.« Ich lief die nächste Düne hinauf und zeigte zum Great Pond. »Vor hundert Jahren entdeckten die Wampanoag-Indianer, welche Rolle der Mond und die Gezeiten dabei spielen, um hier an dieser Stelle das Salzwasser vom Meer in die Muschel- und Austernbänke zu leiten.«
»Was haben sie gemacht?«
»Sie sind mit ihren Ochsen hierher gekommen und haben einen Graben zum Meer gezogen. Heutzutage fällt das in die Zuständigkeit der örtlichen Fischereibehörde. Drei Mal im Jahr wird schweres Baugerät aufgefahren, um einen Kanal auszuheben.«
»Der Graben, den sie da aufgerissen haben, ist riesig.«
»Wohl an die zwanzig Meter breit.«
»Worauf starren all die Leute?«
»In der Zeitung stand, dass die Öffnung gestern
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