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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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stattfinden sollte. Aber es funktioniert nicht immer beim ersten Mal. Die Indianer wussten viel mehr als wir über die Gezeiten.« Wir sahen aufs Meer hinaus. »Faszinierend, oder? Wenn das Meer bei Flut um einen Meter zwanzig steigt, der Teich aber nur um einen Meter, fließt das Wasser in die Gräben ab. Der Sand kann den Graben aber wieder verschließen, also wartet man normalerweise vierundzwanzig Stunden - und buddelt noch tiefer -, um sicherzugehen, dass der Graben offen bleibt.«
    »Wollen wir zusehen?«
    Joan und ich legten die letzten zweihundert Meter bis zum Graben zurück. Wegen des großen schwarzen Baggers hatten wir den Erste-Hilfe-Wagen nicht gesehen, der neben ihm stand.
    Wir liefen die letzten Meter zu dem kleinen Kombi, auf dessen Ladefläche ein Leichensack lag.
    »Was ist passiert?«, fragte ich einen der Männer, den ich von der freiwilligen Feuerwehr in Chilmark kannte.
    »Irgendein Schlaumeier hat gestern Nacht beschlossen, die Wellen zu testen. Er wollte wohl den Kanal einweihen, indem er in seinen Taucheranzug schlüpfte und mit seinem Surfbrett hierher kam. Er muss von einer starken Rückströmung erfasst worden sein und verschwand. Die Rettungsmannschaften haben die halbe Nacht nach ihm gesucht. Seine Leiche wurde erst vor einer Stunde hier angespült.« Er versuchte, mich wegzulotsen. »Da gibt es nichts zu sehen, Alex. Jetzt kann man nur noch für ihn beten.«
    Ich nickte Joan zu, und wir gingen zurück zum Black Point Beach.
    »Das setzt diesem wunderschönen Tag aber einen Dämpfer auf! Ist dir das nicht manchmal unheimlich?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Der Tod, Alex. Dass dich der Tod auf Schritt und Tritt zu begleiten scheint.«

31
    Wegen eines kräftigen Aprilgewitters im Süden von Boston verzögerte sich der Abflug vom Logan Airport am Sonntagabend um fast drei Stunden. Dadurch hatte ich noch mehr Zeit, über Joans Bemerkung nachzudenken, die mich seit unserem gemeinsamen Strandbesuch bereits während des gesamten faulen Wochenendes beschäftigt hatte. Offensichtlich waren wir alle, die wir uns von Berufs wegen mit dem Tod befassen mussten - Polizisten, Staatsanwälte, Pathologen und Serologen -, auch in unserem Privatleben übermäßig mit Gewalt konfrontiert.
    Anstatt rechtzeitig in New York zu landen, um mich wie geplant mit alten Studienfreunden zum Abendessen zu treffen, sah ich Joan hinterher, die eilig verschwand, um den letzten Flug nach Washington zu erwischen, und stellte mich dann nach einem Taxi an.
    »Willkommen zu Hause, Ms Cooper«, begrüßte mich Benito, der Portier, als er mir vorm Haus die Autotür aufhielt. »Ich habe Post und eine Reinigungslieferung für Sie.« Ich folgte ihm in die Eingangshalle und wartete, während er die Sachen aus dem Abstellraum holte.
    Bis ich meine Post durchgesehen hatte - Rechnungen, eine Postkarte von Nina Baum und die alljährlich wiederkehrende Frühjahrsflut der Einladungskarten zu allen möglichen Wohltätigkeitsveranstaltungen -, war es zweiundzwanzig Uhr dreißig. Ich ließ heißes Wasser in die Badewanne einlaufen und sah zu, wie das Badesalz aufschäumte.
    Ich servierte mir gerade lächelnd an der Bar ein Glas von dem Single-Malt-Scotch, den mir Mike geschenkt hatte, als plötzlich das Licht ausging.
    Ich tastete mich zurück ins Bad und drehte den Wasserhahn zu, und ging dann vorsichtig in die Küche, um eine Taschenlampe zu suchen und den Sicherungskasten zu inspizieren.
    Ich zog die schwere Metalltür des Sicherungskastens auf und stellte mich auf die Zehenspitzen, um nachzusehen, welche Sicherung durchgebrannt war. Aber alle Schalter waren fein säuberlich in einer Reihe, und auch als ich einige von ihnen versuchsweise betätigte, blieb es dunkel.
    Mit vorsichtigen Schritten ging ich in den Flur und guckte durch den Türspion. Erleichtert stellte ich fest, dass im Korridor noch Licht brannte und demzufolge nicht das gesamte Gebäude von dem Blackout betroffen war.
    Ich holte mein Handy aus der Handtasche und ging ins Wohnzimmer, wo durch die großen Fenster das Licht von der tief unter mir gelegenen Straße hereinfiel. Ich wählte die Nummer des Empfangsschalters, um einen der beiden Portiers zu bitten, den Hausmeister oder einen Handwerker zu benachrichtigen, aber die Leitung war besetzt.
    Beim vierten Versuch erreichte ich Benito. »Kein Problem, Ms Cooper. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Was soll das heißen, ›kein Problem‹? Ich habe keinen Strom. Kein Licht, der Kühlschrank ist außer Betrieb, mein

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