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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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laufender Vorstellung -, während im ganzen Haus noch Sänger, Musiker und Künstler proben.« Er tippte auf das Klavier. »Oft bis unmittelbar vor ihrem Auftritt. Hinter der Bühne soll man nichts hören.«
    »Also hätte Talja -«
    »Einen Wutanfall haben können, ohne dass es jemand bemerkt hätte.«
    »Wieso haben Sie mir das dann erzählt?«, fragte Mike. »Das war eine der ersten Informationen, die wir gestern Abend bekommen haben.«
    »Der Masseur hat es mir gesagt. Ich wusste bereits, dass Berk zu den Garderoben gestürmt war, um das Ende des Aktes abzuwarten. Als Talja von der Bühne kam, setzte sie den armen Mann vor die Tür und schrie Berk an.«
    »Ein Masseur während der Vorstellung in ihrer Garderobe?«, fragte Mike. »Coop, du hast dir den falschen Beruf ausgesucht. Wie heißt er, und wann können wir mit ihm sprechen?«
    »Ich werde Ihnen alle Informationen besorgen. Alles, was Sie brauchen.«
    »Hat jemand gesehen, wie Berk das Haus verließ?«
    Vicci und Dobbis sahen sich an. »Nicht dass ich wüsste«, sagte der Agent. »Aber, ehrlich gesagt, gilt unsere Sorge ja nicht ihm.«
    Die Tür öffnete sich, und Mercer winkte Mike und mich zu sich auf den Flur. Wir waren schon oft zusammen am Tatort, am Krankenhausbett, im Gerichtssaal und in der Gefängniszelle gewesen. Ich kannte seine Mimik, und im Moment verhieß sie nichts Gutes.
    »Natalja«, sagte ich.
    »Gehen wir hoch, bevor der Tatort belagert wird«, sagte er kopfschüttelnd. »Wenn du die Fahndung nicht so angekurbelt hättest, Mike, dann wäre sie erst im Sommer gefunden worden.«
    »Wo -«
    »Dafür muss man sich hier fast so gut auskennen wie die, die das Haus gebaut haben.«
    Mike ging zu den Aufzügen auf der linken Bühnenseite. »Welches Stockwerk?«
    »Im fünften. Es ist wie ein Dach -«
    »Das Dach ist im zehnten.« Diese Tatsache hatte sich in das Gehirn des Zehnjährigen eingebrannt.
    »Es ist eine Art Einfriedung, mit einem Steg nach draußen, oberhalb einer großen, quadratischen Vertiefung. Dort befinden sich die Ventilatoren der Klimaanlage - die Propeller sind so groß wie ich.«
    Was wäre besser geeignet, die Geräusche eines Todeskampfes zu übertönen?
    Wir brauchten knapp vier Minuten dorthin, und als die Detectives aus dem Revier und die uniformierten Cops Mike Chapman kommen sahen, drückten sie sich an die schmutzig grauen Wände. Seine gesamte Erscheinung entsprach dem Bild eines Ermittlers, der gekommen war, um die Kontrolle zu übernehmen.
    Je näher wir der Stelle kamen, desto lauter wurde das Getöse der gewaltigen Rotoren, die jede Unterhaltung unmöglich machten. Der Lärm schien die Rohre zum Vibrieren zu bringen, während uns der Luftstrom der riesigen Rotorblätter entgegenblies.
    »Wie tief geht’s da runter?«, fragte Mike den Hausmeister, der scheinbar die Leiche entdeckt hatte und der Öffnung am nächsten stand.
    »Gut zehn Meter.«
    Mike trat auf die nur etwa einen halben Meter breite Balustrade über dem Lüftungsschacht hinaus. Mercer folgte ihm und reichte mir die Hand. Ich hätte mich gerne an einem der schwarzen Rohre fest gehalten, wollte aber keine Beweisspuren zerstören.
    Ich beugte mich über den Rand und sah zunächst nur in ein schwarzes Loch. Meine Augen brauchten einige Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, während ich mich gegen das geräuschvolle Gebläse der riesigen Rotorblätter wappnete.
    Obwohl mir die Ventilatoren Rußpartikel in die Augen wirbelten, erkannte ich einen weißen Rock, der im Luftzug flatterte, und darunter den im hintersten Winkel des schmutzigen Schachts verkeilten, reglosen Körper Natalja Galinowas.

6
    Wir folgten dem Hausmeister über drei Stockwerke hinunter in den dritten Stock, durch die Elektrowerkstatt und vorbei an mehrstöckigen Malergerüsten, auf denen sich ein ganzes Heer von Handwerkern an einem Bühnenbild zu schaffen machte, zu der Stelle, von der aus man den Lüftungsschacht betreten konnte.
    Nur Mike, Mercer und ich zwängten uns in den engen Durchgang. Mike hatte die Belüftungsanlage ausschalten lassen, er ging vor, um Talja den Puls zu fühlen, während wir auf den Gerichtsmediziner warteten.
    Mike ging so nah wie möglich an den Maschendrahtkäfig heran, kniete sich hin und leuchtete mit der Taschenlampe in den vergitterten Raum. Ich zuckte zusammen, als plötzlich Taljas Kopf im Lichtstrahl auftauchte. Es war nicht mehr viel davon übrig. Egal, wie viele Leichen ich schon gesehen hatte - die Sache wurde dadurch nicht

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