Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Pensionierung zu beantragen.«
Wir gingen zurück zu den Aufzügen. »Wäre es nicht besser, das Theater für heute Abend schließen zu lassen?«
»Das war das erste Thema, das heute aufs Tapet kam, bevor du mit Mercer hier aufgetaucht bist. Der Antrag wurde umgehend abgeschmettert. Nicht einmal der Polizeipräsident kann das veranlassen, aber der Bürgermeister kümmert sich darum. Warum sollte man auch auf einige Hunderttausend Dollar an Ticketeinnahmen verzichten, nur weil ein Mord geschehen ist?«
Als sich der Aufzug im ersten Stock öffneten, wartete Chet Dobbis vor der Tür auf uns. »Es hat sich ziemlich schnell herumgesprochen. Rinaldo Vicci ist gerade dabei, Taljas Ehemann anzurufen, und ich muss mich um die Presse kümmern. Darf ich... kann ich sie sehen, bevor -«
»Nein. Sie können ihr im Bestattungsinstitut die letzte Ehre erweisen. Das ist kein Anblick für Laien«, sagte Mike. »Schaffen Sie stattdessen besser etwas Platz für uns. Wir werden uns für eine Weile unter Ihrem Dach einquartieren.«
»Ich dachte, Sie würden das vom Revier aus erledigen, Detective.« Dobbis zupfte an einem Ärmel seines Pullovers, den er sich über die Schultern gelegt hatte, und verzog sein langes, schmales Gesicht, als hätte er etwas Saures gegessen. »Es wird für die Künstler und die Leute, die hier arbeiten, sehr störend sein. Natürlich auch für unsere Gäste.«
»Das ist ja das Komische an Mord, Mr Dobbis. Er kommt oft ungelegen. Verabreichen Sie Ihren Diven Beruhigungsmittel, denn ich gehe davon aus, dass wir hier unser Hauptquartier aufschlagen, bis wir das Phantom gefunden haben.«
»Und was soll ich Joe Berk sagen, Mr Chapman?«
»Was meinen Sie damit?«
»Er hat vor einer halben Stunde angerufen und nach Talja gefragt. Wollen Sie es ihm sagen, oder soll ich das übernehmen?«
7
Ein grüner Hausmantel aus Samt mit darauf abgestimmter Paisley-Krawatte, unter dem ein Paar nackte, behaarte Beine hervorschauten, war das ungewöhnliche Outfit, in dem uns Joe Berk am Samstagnachmittag um halb sechs empfing, aber mir hatte es vor allem seine weiße Mähne angetan.
»Sie verzeihen mir doch sicher, dass ich nicht aufstehe? Wer von Ihnen ist Chapman?« Berk lag in einem Ruhesessel und konnte mich hinter Mercer und Mike nicht sehen.
»Das bin ich. Das hier ist Detective Wallace, und das ist Alexandra Cooper von der Bezirksstaatsanwaltschaft.«
»Ich habe die junge Dame nicht gesehen. Entschuldigen Sie bitte.« Berk kippte mit einem Tritt auf die Fußbank den Sessel nach vorne und stand auf. Er begrüßte die Männer und nahm dann meine Hand mit einer Verbeugung, als wolle er mir die Hand küssen.
Er sah jünger und fitter aus, als ich es erwartet hatte. Mike hatte Berk als »dick« bezeichnet, aber er war eher kräftig als dick, und seine Statur gab ihm etwas Herrisches, was zu seiner arroganten Ausstrahlung passte.
»Meine Sekretärin sagte, Sie wollten mich wegen einer vermisst gemeldeten Person sprechen. Um wen geht’s?« Er steckte eine Gauloise in eine Zigarettenspitze und suchte nach einem Feuerzeug. Dann ging er hinter seinen Schreibtisch und bot uns an, auf den drei davor stehenden Stühlen Platz zu nehmen. »Wen haben Sie verloren?«
Im Allgemeinen waren Menschen eher zur Kooperation mit der Polizei bereit, wenn man sie um Hilfe bei der Suche nach einer vermissten Person bat, als sie unverblümt mit einem »Mord« zu konfrontieren.
»Natalja Galinowa«, sagte Mike.
»Mir scheint, Sie sind nicht ganz auf dem Laufenden, meine Herren.« Berk sah zwischen Mercer und Mike hin und her. »Wollen Sie mich verarschen? Mich, Joe Berk? Talja ist tot. Halten Sie mich für blöd?«
»Mir scheint, Sie hatten vor einer halben Stunde noch keine Ahnung, wo -« Mike wurde durch das Summen der Gegensprechanlage unterbrochen.
Auf Berks riesiger Telefonkonsole blinkten vier rote Knöpfe; er drückte einen und brachte Mike mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ja, Schätzchen? Sagen Sie dem Wichser, er soll dafür sorgen, dass ich seinen Scheck einlösen kann, und dann rede ich mit ihm. Und geben Sie alle meine Tickets für heute Abend frei. Ist mir egal, wem Sie sie geben. Sieht so aus, als wäre ich noch eine Weile mit diesen Clowns hier beschäftigt.« Er beendete das Gespräch. »Meine Herren?«
»Wer hat Ihnen von Ms Galinowa erzählt?«, fragte Mike.
»Was erzählt?«
»Dass sie tot ist.«
»Ist das ein Geheimnis?«
»Das war es bis vor -«
»Ja, ja, schon verstanden. Bis vor einer halben
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