Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
um die nächsten Angehörigen unterrichten zu können.«
»Betrachten Sie das als erledigt.«
»Woher haben Sie so schnell davon erfahren?«
»Mein Cousin war bei seinem Vater, als es passiert ist. Er rief mich und noch ein paar andere Leute an. Briggs und ich stehen uns sehr nah.«
»Briggs?«
»Briggs Berk. Joes Sohn.«
»Wo ist er jetzt?«
»Wahrscheinlich im Krankenhaus, um sich um alles zu kümmern. Ich habe nicht mit einem weiteren Anruf gerechnet. Kann ich Ihnen heute Abend noch mit irgendetwas behilflich sein?«, fragte Mona und ging zur Treppe, wahrscheinlich in der Erwartung, dass wir ihr folgen würden.
»Ich befürchte, wir brauchen noch mehr Informationen, bevor wir gehen können«, sagte Mike. »Ich muss die Unterlagen für die Gerichtsmedizin ausfüllen.«
Sie lächelte ihn an. »Reine Routine?«
»Deshalb hat man mich hergeschickt, Ms Berk. Würden Sie mir bitte die Anschrift und Telefonnummer Ihres Cousins geben? Und sein Geburtsdatum, falls Sie es wissen. Wenn ich Sie richtig verstehe, war er Zeuge des Unfalls.«
»Briggs ist zwei Jahre jünger als ich. Dann müsste er im letzten November sechsundzwanzig geworden sein«, sagte sie und gab Mike auch die anderen gewünschten Informationen.
Mike zeigte ihr die Wohnungsschlüssel, die uns der junge Polizist gegeben hatte. »Wie sind Sie hereingekommen, Ms Berk? Wir haben den Schlüssel Ihres Cousins, und wir haben den vorderen Aufzug genommen. Verraten Sie uns Ihr Geheimnis?«
Wenn es nach Mike ging, hatte die Frau ebenso wenig das Recht wie wir, sich in der Wohnung ihres Onkels aufzuhalten, und er hatte nicht die Absicht, die Wohnung einem Eindringling aus der Familie zu überlassen.
Mona Berk lehnte sich an das Treppengeländer. »Was wissen Sie über David Belasco?«
»Nie von ihm gehört«, sagte Mike.
Sie deutete mit ausgebreiteten Armen auf den Raum. »Das hier war sein Zuhause, Detective. Belasco lebte bis zu seinem Tod hier. Mein Onkel und sein übergroßes Ego haben sich hier auf Anhieb wohl gefühlt. Genug Platz für seinen Napoleonkomplex, wie Sie sehen können.«
»Wer ist Belasco?«
»Einer der ganz Großen in der Geschichte des amerikanischen Theaters. Er schauspielerte ein bisschen und schrieb Theaterstücke, war Kunstreiter im Zirkus und verhökerte die Medizin, die seine Mutter in ihrer Küche zusammenbraute. Er war ein Selfmademan und wurde einer der produktivsten Produzenten seiner Zeit. Extravagant ist für Belasco gar kein Ausdruck. Er starb 1931. Onkel Joe sah sich als eine Art Wiedergeburt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Belasco ließ dieses Theater im Jahr 1907 bauen - es ist das zweitälteste in Midtown-Manhattan. Der Zuschauerraum ist ein wahres Schmuckstück, sehr intim. Nur vierhundertfünfzig Plätze im Parkett, fünfhundertfünfzig im ersten Rang. Es stammt von demselben Architekten, der das Apollo entworfen hat.«
Das Theater in der 125. Straße, das bei seiner Eröffnung im Jahr 1914 ursprünglich nur für Weiße gedacht war, wurde zwanzig Jahre später in Apollo umbenannt. Viele großartige afroamerikanische Unterhaltungskünstler waren dort aufgetreten, darunter Bessie Smith, Billie Holiday, Duke Ellington, Thelonious Monk, Aretha Franklin und Gladys Knight. Die beiden Häuser hätten nicht unterschiedlicher aussehen können.
»Und diese Wohnung?«
»Einige Jahre nach der Eröffnung des Theaters ließ sich Belasco diese Zehn-Zimmer-Maisonettewohnung bauen. Die Kuppel -« Mona zeigte auf die farbenprächtigen Glasmalereien - »ist von Tiffany. Der Stuhl in Joes Büro stammt aus einer Kirche, die Shakespeare in Stratford aufsuchte. Belascos Sammelwut kannte keine Grenzen. Aber nach seinem Tod wurde alles verstreut. Viele seiner Antiquitäten wurden von Sardi’s aufgekauft, die damit einen privaten Speiseraum ausstaffierten.«
»Und Berk hat es zurückgekauft?«, fragte Mike.
»Zuerst hat Onkel Joe den Shuberts das Theater abgekauft. Fragen Sie lieber nicht, was er dafür bezahlt hat. Dann ging er auf Trophäenjagd - die Kunstwerke, die Möbel, die Bibliothek.«
»Aber warum ausgerechnet dieses Theater? Es gibt größere in der Stadt. Wäre das nicht einträglicher für ihn gewesen?«
»Joe sah sich als großen Showman, genau wie Belasco. Und als Frauenheld.« Mona sah mich zum ersten Mal an. »Sie kennen doch den rosa Bühnenscheinwerfer? Das war Belascos Erfindung, damit alle Mädchen auf der Bühne gut aussehen. Die ersten Dimmer auf der Bühne? Wieder Davids Idee, um den Mädchen zu
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