Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
schmeicheln. Er stolzierte im Bischofstalar und weißem Kragen in der Stadt herum. Etwas anderes trug er nie.«
»Weil er so gläubig war?«
Mona grinste abfällig. »Ich bitte Sie. Sein Vater war Jude und seine Mutter eine spanische Zigeunerin. Sie können sich sicherlich vorstellen, wie Joe davon inspiriert wurde. Jemand wie Belasco - er kam aus dem Nichts, aber er entdeckte Mary Pickford, Jeanne Eagels, Lillian Gish, Lionel Barrymore und Katherine Cornell. 1929 hat er Humphrey Bogart die Hauptrolle in einem Broadwaystück gegeben. Sie wollten doch wissen, wie ich hier reingekommen bin, ohne den vorderen Aufzug zu benutzen?«
Wir nickten.
»Nachdem er hier eingezogen war, ließ Belasco diesen kleinen Lift einbauen. Während unten im Theater die Vorstellung lief, schickte er nach der Tänzerin, auf die er gerade ein Auge geworfen hatte, und schmuggelte sie in seinem Privataufzug hier rauf, um sie in seinem Schlafzimmer mit Austern und Champagner zu verführen. Onkel Joe liebte diese Vorrichtung. Er tat es seinem Vorgänger gleich, bis der Aufzug zu quietschen anfing. Er war zu geizig, um die Kabel schmieren zu lassen. Jeder hinter der Bühne wusste, wann er es sich besorgen ließ. Die Tastenkombination ist noch dieselbe. J-O-E und man landet direkt in Joe Berks Bett. Impresario und Lustmolch. Ein reizendes Vermächtnis für die Familie, nicht wahr, Mr Chapman?« Mona Berk ging die Treppe hinunter. »Warum haben Sie kein Licht angemacht?«
»Weil ich keinen Schalter gefunden habe«, antwortete Mike, während er ihr folgte.
»Dann geht’s Ihnen wie mir.« Sie wandte sich zu Mike um, die Hände in die Hüften gestemmt. »Sie sind ein Mann. Sie können wahrscheinlich denken wie Joe Berk. Es ist bestimmt irgendeine technische Spielerei, etwas, das raffinierter ist als ein normaler Lichtschalter.«
»Wann waren Sie das letzte Mal hier?« Mike hatte den Eindruck, dass Mona sich hier nicht besser auskannte als wir.
»Das ist Jahre her. Seit dem Tod meines Vater vor über fünf Jahren.« Sie schob die Mappen auf dem Schreibtisch hin und her. »Ah, Kaiserin Josephine.«
Sie nahm eine Statuette von Napoleons Gemahlin aus einem kleinen Ständer neben dem Telefon. »Ich wette, es sind ihre Brüste. Was glauben Sie, Detective?«
Mona Berk drückte auf Josephines Brüste, und in allen Wandleuchten ging das Licht an. Sie drehte an den Brustwarzen, und das Licht wurde schwächer. »Wenigstens war Onkel Joe konsequent. Anstand und Sitte kümmerten ihn nicht, wenn ihm nach schneller Lustbefriedigung war.«
»Wenn Sie Ihren Verwandten so nahe stehen, warum sind Sie dann so lange nicht hier gewesen?«
»Ich stehe meinem Cousin nahe, Mr Chapman. Wie Sie aus meiner fehlenden Anteilnahme für den geliebten Verstorbenen erkennen können, hatte ich mit meinem Onkel nicht viel zu tun.«
»Gehört Joe Berks Unternehmen denn nicht der Familie?«, fragte ich.
»Entschuldigung, wie war noch mal Ihr Name? Alice?«
»Alexandra Cooper. Alex.«
Mona Berk konzentrierte ihren ganzen Charme auf Mike. Vor ein paar Monaten hätte es funktioniert, aber jetzt war er nicht in der Stimmung, darauf einzugehen.
»Familie? Dass ich nicht lache. Wir sind nicht gerade einem Kinderbuch aus dem neunzehnten Jahrhundert entstiegen.« Sie setzte sich in den Schreibtischstuhl ihres Onkels. »Aber so viel müssen Sie gar nicht wissen. Lassen Sie mir Ihre Karte hier, Mike. Ich rufe Sie an, wenn Sie mir irgendwie behilflich sein können. Vielleicht bei den Sicherheitsvorkehrungen für das Begräbnis. Das wird einen Auflauf geben.«
»Ich bin nicht für Beerdigungen zuständig, Ms Berk. Ich bin Mordermittler.«
Jetzt spitzte Mona die Ohren. »Mord? Briggs sagte mir, es sei ein Unfall gewesen. Sie haben gesagt, Sie wären rein routinemäßig hier. Was -«
»Bei den Ermittlungen, bei denen uns Ihr Onkel geholfen hat, handelt es sich um einen Mordfall. Vielleicht haben Sie heute in den Nachrichten davon gehört?«
»Ich höre keine Nachrichten. Es deprimiert mich zu sehr. Wer wurde denn ermordet?«
Ich betrachtete Mona Berk, die sich in dem riesigen Sessel zurückgelehnt hatte. Ihr gerippter Rollkragenpulli, der ihren durchtrainierten Körper betonte, endete oberhalb des Hosenbunds, und sie strich sich mit der linken Hand über den entblößten Bauch. Das Einzige, was mich von ihrer frechen Miene ablenkte, war der große Saphir an ihrem Ringfinger.
»Eine Tänzerin namens Galinowa. Sie wurde in der Metropolitan Opera umgebracht.«
»Und was hat das mit
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