Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
nachdem Sie gegangen waren rief mich Briggs auf meinem Handy an. Er sagte, dass man seinen Vater wiederbelebt hatte und er meine Hilfe nun doch nicht brauchen würde. Da Ross zu Hause auf mich wartete, bin ich direkt dorthin gefahren.«
»Wo wohnen Sie?«
»In einem Loft in Soho.«
»Soho, natürlich. Verflucht. Ich gehe besser noch mal zurück auf die Akademie. Wie konnte ich nur so eine dämliche Frage stellen, wo Ihnen ›Schickimicki‹ praktisch in Großbuchstaben auf der Stirn geschrieben steht!«
»Was sollte ich mit Fernsehmonitoren anfangen?«
»Vielleicht haben Sie das Klubhaus Ihres Onkels Joe aufgeräumt, weil Ihr Cousin Sie darum gebeten hat. Oder Sie haben sich in der Wohnung nach etwas umgesehen, was Sie nichts angeht. Wenn es etwas mit der Streitsache gegen Ihren Onkel zu tun hat, könnten sich seine Anwälte unter Umständen für Ihren mitternächtlichen Hausbesuch interessieren.«
Mona Berk funkelte Mike wütend an. »Die Klage geht nur uns etwas an. Wir sind eine sehr öffentlichkeitsscheue Familie, und das soll auch so bleiben. Kümmern Sie sich um Ihre Leichen, Mr Chapman, und lassen Sie mich in Ruhe.«
Die Gegensprechanlage summte, und Mona Berk drückte auf den Knopf. »Ja?«
»Man erwartet Sie, Mona. Sie hatten einen Termin für halb zehn.«
»Wenn Sie sich noch länger mit mir unterhalten wollen, Detective, dann lassen Sie sich einen Termin geben.«
Sie kam hinter dem Schreibtisch hervor, um uns hinauszukomplimentieren, und griff nach einem gebundenen Manuskript, das auf einem Tisch neben der Tür lag. Der Titel des Manuskripts war Platinblond , der Untertitel Das Mädchen auf der roten Samtschaukel.
Die erste Person, die ich im Empfangsbereich sah, war eine circa ein Meter achtzig große Blondine, in etwa halb so alt wie Natalja Galinowa und an den richtigen Stellen doppelt so üppig ausgestattet. Und wer saß hinter der jungen Frau auf einem Stuhl und blätterte in demselben Manuskript, das Mona Berk gerade in die Hand genommen hatte? Rinaldo Vicci - der Agent, den Talja kurz vor ihrem tragischen Tod gefeuert hatte.
16
»Vielleicht sollten wir einfach nach unten ins Booth Theater gehen und eine Grand Jury einberufen. Was meinst du, Coop? Die ganze Welt ist eine Bühne, und die meisten Darsteller sind hier. Mr Vicci, wer ist dieses junge Nachwuchstalent?«
Vicci stand auf und machte uns stotternd miteinander bekannt. »Lucy, das ist Detective Chapman. Lucy DeVore. Und das ist Ms Cooper, die Dame im Türrahmen ist Ms Berk, und hinter ihr ist Mr Kehoe. Das Gespräch findet mit ihnen statt.«
»Mit allen?« Die junge Schauspielerin wirkte überrascht. »Ich dachte, Sie sagten -«
»Nein, nein, nur Ms Berk und Mr Kehoe. Gehen Sie doch schon mal mit ihnen ins Büro und -«
»Das könnte interessant werden«, sagte Mike. »Einen Augenblick, Ms DeVore. Wie lange arbeiten Sie schon mit Mr Vicci?«
Sie sah Vicci an und schüttelte den Kopf. »Vielleicht eine -«
»Ich vertrete das Mädchen nicht, falls Sie das meinen, Detective. Ich tue nur einem Freund einen Gefallen. Lucy, bella - gehen Sie schon mal mit Ms Berk voraus.«
Lucy DeVore schritt mit der Anmut und Attitüde eines jungen Laufstegmodels zur Tür. Ross Kehoe schloss die Tür hinter ihr und Mona und zog Vicci am Ellbogen in dieselbe Richtung.
»Wie ich gehört habe, haben Sie auch Ms Galinowa nicht mehr vertreten«, sagte Mike. »Deshalb finde ich es sehr seltsam, dass Sie in der Nacht, in der Ms Galinowa ums Leben kam, in der Met waren.«
»Sie kennen wohl nicht viele Primadonnen?« Vicci wischte sich mit einem monogrammbestickten Taschentuch den Schweiß von der Nase.
»Nur eine. Ich nehme sie überall mit hin. Dadurch bleibe ich bescheiden.«
»Angeheuert, gefeuert, angeheuert, gefeuert, gedroht, mich zu feuern, wieder angeheuert - wieder angeheuert, so gut wie gefeuert«, trällerte der füllige Italiener, als würde er eine Ausspracheübung absolvieren. »Talja war berühmt dafür, Detective. Natürlich wollte sie mich an dem Abend dabeihaben. Sie hatte sonst niemanden, der ihre Interessen vertrat.«
»Was ist mit ihrem Mäzen? Warum hat uns bisher niemand von Hubert Alden erzählt?«
»Alden? Die ganze Sache ist nur ein Werbegag. Das Ensemble beschafft sich dadurch die nötigen Mittel.«
»Was hat Alden es sich kosten lassen, Taljas Mäzen zu sein?«, fragte ich.
»Eine der blutjungen Tänzerinnen in der zweiten Reihe zu sponsern, die ihr halbes Bühnenleben im - wie heißt das noch mal? - Mazurka-Kostüm
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