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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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gehen. Allein bis wir mit den festen Mitarbeitern durch sind, kann ich längst in meinem Haus in Key West sitzen und mir Margaritas durch den Infusionsschlauch zuführen.«
    Ich sah durch die Glasfront zur Treppe, die sich zum Foyer hinunterschwang. Diese Ermittlung hatte etwas Surreales an sich: auf der einen Seite die Cops und ihre Gespräche, bei denen es um Mord und Leichenschau, Fingerabdrücke und genetische Profile ging, und unter mir Dornröschens Vater in wallendem Gewand mit Strumpfhose und Königskrone auf dem Kopf, der in Begleitung der bösen Fee, die mit ihrer Spindel die junge Prinzessin in einen tiefen, langen Schlaf versetzt hatte, das Haus verließ, um draußen in der Sonne etwas zu trinken.
    »Ist Chet Dobbis kooperativ?«, fragte Mike.
    »Der Intendant? Ihn kümmert nur, dass wir keinen der Geldgeber vergraulen. Es ist schon irgendwie verrückt. Jedes Ballett und jede Oper handelt von Mord. Dauernd stirbt jemand. Aber kaum imitiert das Leben die Kunst, will niemand etwas davon wissen.«
    »Brauchen Sie mich hier?«
    »Tun Sie und Alex, was Sie tun müssen. Sobald wir den Kreis der Verdächtigen eingeengt haben, sind Sie am Zug.«
    Mike war ein geschickter Vernehmer und besaß eine bewundernswerte Fähigkeit, sich in die Psyche eines Verbrechers hineinzuversetzen. Er hatte Verdächtigen schon Mordgeständnisse abgerungen, ohne einen einzigen physischen Beweis in der Hand zu haben, und Tätern Beichten entlockt, vor denen selbst der erfahrenste Priester seinen Hut gezogen hätte.
    Wir fuhren mit dem Aufzug in die Vorstandsetage und fanden Chet Dobbis’ Büro. Seine Sekretärin bat uns zu warten, bis er ein Telefonat beendet hatte, und führte uns dann in sein Büro.
    »Stimmt irgendetwas nicht, Mr Chapman? Oder muss ich jetzt jeden Tag mit einem Besuch von Ihnen rechnen, bis die Sache ad acta gelegt ist?«
    »Wie heißen noch mal diese Komparsen, die in einer Oper mitwirken?«
    »Statisten, Detective.«
    »Dann stellen Sie sich einfach vor, dass ich so ein Statist bin. Ich werde hier ein und aus gehen, bis wir dem Scheißkerl, der die Galinowa umgebracht hat, die Handschellen anlegen können. Ich hoffe, Ihre Nerven machen das mit.«
    Dobbis’ Büro war eine wahre Schatzkammer mit Exponaten aus der Geschichte der Met. Ein gerahmtes Poster der allerersten Aufführung - Leontyne Price und Justino Diaz in Antonius und Kleopatra - beherrschte eine Wand, es hing inmitten signierter Fotos zahlreicher Diven, die im Laufe der Jahre hier gesungen hatten. Es gab Dankeswidmungen von Placido Domingo und Renée Fleming und eine Aufnahme der genialen Beverly Sills anlässlich ihres triumphalen Met-Debüts im Jahr 1975, als ihr das Publikum für ihre Interpretation der Pamira in der Belagerung von Korinth achtzehnminütige stehende Ovationen entgegengebracht hatte.
    »Der Lieutenant scheint alles zu haben, was er braucht.«
    »Bis jetzt. Aber ich hatte gehofft, dass Sie uns hinter den Kulissen helfen können«, sagte Mike.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Dobbis, während ich die Kostüme betrachtete, die an der Wand oder in Kassettenrahmen hingen.
    »In Ihrer Position kommt Ihnen wahrscheinlich so manches zu Ohren, was uns sonst keiner erzählen will. Arbeiter oder Angestellte scheuen oft davor zurück, Kollegen oder Vorgesetzte anzuschwärzen, oder sie möchten jemanden schützen. Das ist in jedem Umfeld so - in Museen, Krankenhäusern, Schulen. Sie hören wahrscheinlich die Gerüchte und die Klatschgeschichten, von denen wir sonst nie Wind bekommen würden.«
    »Aber, Mr Chapman, Sie werden sich doch nicht auf Gerüchte und Klatsch verlassen, um einen Mordfall aufzuklären?«
    »Nein, aber ich werde sie auch nicht ignorieren. Manchmal lenken sie uns in die richtige Richtung, manchmal treffen sie mitten ins Schwarze. Nicht alle Klatschgeschichten sind frei erfunden.«
    Chet Dobbis zuckte zusammen, als fühlte er sich persönlich angesprochen. Er wandte sich an mich und wechselte das Thema. »Interessieren Sie sich für meine Sammlung?«, fragte er und strich seine Anzugjacke glatt. »Das da hat Grace Bumbry getragen, für den Schleiertanz der Salome . Kennen Sie die Oper?«
    Ich nickte. »Und das hier?«
    » Turandot . Das Kostüm des Kaisers.« Dobbis berührte den kunstvoll gewebten Seidenkimono, der an der Wand hing. »Zeffirelli ist vielleicht der genialste Regisseur, den wir je in der Met hatten, aber seine Kostüme und die Ausstattung haben uns ein Vermögen gekostet.«
    »Warum sind diese Sachen hier

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