Totenmal
müsste in einer Dreiviertelstunde in Schleswig sein. Unterrichte bitte Maren, du kennst die Nummer. Sie muss aus Kropp verschwinden. Und Personenschutz. Rathke muss vor Sophies Auszug in Kropp dort gewesen sein. Ich vermute, während der Umbauarbeiten. Das hat irgendetwas mit Brassat zu tun. Mit dem müssen wir reden.«
»Ich steuer das jetzt mit unseren Leuten, damit du in Ruhe steuern kannst. Die Fotos sind inzwischen angekommen. Ich fahr damit jetzt zu Sophie, damit wir uns dort die Dinger ansehen können. Das spart Zeit. Sag Sophie, dass ich sie anrufen will, und sie soll auflegen. Dann kannst du dir in Ruhe etwas zum weiteren Vorgehen überlegen.«
»Damit ich nicht durchdrehe. Danke, Lüthje.«
»Danke und over .«
»Hallo, Sophie?«
»Die Polizei ist inzwischen da, drei Fahrzeuge vor der Tür und drei Beamte in der Wohnung. Jetzt fühl ich mich besser.«
»Typisch Polizistentochter. Leg auf, Lüthje will mit dir sprechen, ich muss nachdenken und bin auch gleich da.«
»Okay, Papa, fahr vorsichtig, tschüss.«
Als Malbek vierzig Minuten später bei Sophie eintraf, stand Lüthje im Wohnungsflur und beendete gerade ein Telefonat mit der Spurensicherung. Man hatte sich geeinigt, dass sie das Buch nur mit Einmalhandschuhen anfassen durften, aber es bestand wenig Hoffnung, auÃer Rathkes Fingerabdrücken weiterführendes Spurenmaterial daran zu finden. Mit Glück würde man seine DNA -Spuren finden. Keiner wusste, durch wie viele Hände das Buch in den vergangenen Jahrzehnten gegangen war.
Dann informierte Lüthje Malbek über sein Telefonat mit Maren. Ihre Frage nach Malbek hatte er fast wahrheitsgemäà beantwortet. Malbek sei unterwegs und mit wichtigen Fahndungsaufgaben beschäftigt. Dies hatte Malbek mit Lüthje so abgesprochen, weil es sonst nach Malbeks Auffassung zu einem Streit über die Situation gekommen wäre. Malbek war sich sicher, dass sie sich bitter darüber beklagen würde, in welche Situation Malbek sie manövriert hatte, weil er den Täter noch nicht gefasst hatte. Das mit dem Personenschutz wollte sie sich überlegen.
Dann erst hatte sie Sophie angerufen und sie aufgefordert, »sofort nach Hause und mit zu Hans« zu kommen. Sie hätte sich jetzt wieder mit ihm vertragen. Sophie hatte einfach aufgelegt.
Sophie kam während Lüthjes Schilderung in den Flur und umarmte ihren Vater.
»Sie ist schon wieder bei diesem Idioten!«, sagte sie wütend.
Malbek zuckte nur mit den Schultern. Eigentlich hatte er sagen wollen, dass Mama schon immer schwer gelernt hatte. Für einen Moment kam ihm der Gedanke, dass er Sophie sofort von hier wegbringen sollte, am besten nach Laboe. Aber er entschied, dass es besser war, Sophie jetzt teilhaben zu lassen an den Ãberlegungen mit Lüthje, wie sie weiter vorgehen sollten.
Das Buch lag mitten auf einem Tisch in Sophies Zimmer, so wie Sophie es nach ihrer Entdeckung dort hingeworfen hatte. Eine Polizeibeamtin saà dort und erhob sich, als sie Malbek sah. Sie stellte sich als Polizeiobermeisterin Wagner vor.
»Ihre Tochter hat mir geholfen, meine Nervosität im Zaum zu halten.«
Sie lächelte Sophie zu. Frau Wagner hatte eine ruhige, selbstbewusste Ausstrahlung. Sie war etwa im gleichen Alter wie Stine Petersen und hatte offensichtlich einen guten Kontakt mit Sophie aufgebaut.
Malbek dachte daran, wie gerne Stine Petersen, die Tochter des ersten Opfers Peter Arens, hier stehen würde, statt ihrer Kollegin Wagner. Es wäre interessant gewesen, ihre Reaktionen zu beobachten. Aber sie war ja wegen Befangenheit von den Einsätzen in diesem Fall ausgeschlossen.
Auch Malbek war befangen, das gestand er sich selbst ein. Schackhaven hatte also nicht ganz unrecht, wenn auch aus anderen Motiven. Aber Malbek sagte sich, dass er ja seinen Kollegen Lüthje dabeihatte, der ihn vor unbedachten Temperamentsausbrüchen und falschen Entscheidungen bewahrte. Lüthje versuchte es jedenfalls.
Sophie schüttelte sich. »Ich konnte es nicht mehr anfassen. Ich ekele mich«, sagte sie und starrte auf das Buch. »Ist das nicht furchtbar? Ich weià nicht, ob ich es je wieder werde anfassen können. Aber es ist doch Omas Buch!«
Als Malbek die Titelseite sah, erinnerte er sich daran, dass er als kleiner Junge Zeilen in Schreibschrift nachgemalt hatte. Es musste irgendwo am Anfang sein. Er zog sich die Handschuhe an und nahm das
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