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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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ihn anrufen müssen, gleich nachdem sie gestern in der Zeitung von dem Mord an Peter Arens gelesen hatte. Aber sie hatten seit fast einem Jahr keinen Kontakt mehr gehabt. Ihre Beziehung war eingeschlafen. Sie traute ihm zu, dass er ihren Anruf lediglich als Versuch interpretieren würde, die Beziehung wieder aufleben zu lassen. Er war irgendwie weltfremd. Er hatte immer regelmäßig sein Ärzteblatt dabeigehabt und sah regelmäßig die »Tagesschau«. Die Eckernförder Nachrichten gab es in Schleswig nicht. Er würde sich auch nur nach längerem Nachdenken an den Namen Peter Arens erinnern. Eigentlich hatte er überhaupt kein Namensgedächtnis gehabt. Was hatte sie eigentlich an ihm interessiert?
    Sie hatten sich auf einer der vielen Sommerpartys kennengelernt, zu denen sie mit Knut eingeladen worden war, nachdem sie geheiratet hatten. Sie waren am Grill miteinander ins Gespräch gekommen, und nachdem er sich als Dr. Kleemann, Allgemeinarzt, vorgestellt hatte, stellte auch sie sich vor und wurde von ihm sogleich mit einer Rechtsfrage überfallen. Sie gab ihm einen Beratungstermin, er brachte seine Unterlagen mit. Sie stellte Fragen und versprach ihm, die Unterlagen zu prüfen. Sie rief ihn an, und sie verabredeten sich diesmal in einem Restaurant in Heide. Ihre Begründung war, dass sie dort sowieso einen Termin hatte. Sie stellte fest, dass er einen sehr unvorteilhaften Anlegervertrag über einen Fonds mit Zuschusspflicht geschlossen hatte. Es funkte zwischen ihnen, und irgendwo in der menschenleeren Marsch an der Eider waren sie in seinem Mercedes übereinander hergefallen.
    Danach plante sie die Treffen.
    Als er ihr zufällig erzählt hatte, dass er an der Ecke Lollfuß/Theaterstraße in Schleswig eine Unterschriftenliste gegen Futtermittelvergiftung unterzeichnet hatte, sagte sie ihm, dass er Schwierigkeiten mit der Ärztekammer bekommen könnte. Er glaubte ihr. In Wirklichkeit hatte sie Angst, dass er Kontakt mit ihrer Schwester Andrea bekommen könnte, die mit der Organisation Eatsave in den Städten Schleswig-Holsteins Unterschriften sammelte. Womöglich hatte sie Dagobert den Stift zur Unterschrift in die Hand gedrückt!
    Ein Knall schreckte sie auf. Sie schlich sich ans Fenster und sah durch einen Spalt zwischen den dicken Vorhängen hinunter. Das Ehepaar auf der gegenüberliegenden Straßenseite kam nach Hause und schloss die Türen seines Offroaders.
    Sie setzte sich wieder erleichtert aufs Sofa und leerte das Glas.
    Was hatte sie bei Dagobert gesucht? Sex? Natürlich. Aber den hätte sie auch woanders haben können. Allerdings nicht so verschwiegen. Dagobert war ein Gentleman und gleichzeitig leidenschaftlich. Und er hatte ihr aufs Wort gefolgt. Damit hatte sie den Ablauf der Beziehung planen können.
    Aber er hatte immer öfter über seine Frau Gertraut gejammert. Gertraut hätte jeden Cent seines schwer verdienten Geldes aus ihm geleiert und würde ihm die Schuld an dem unvorteilhaften Fondsvertrag geben. Dabei hätte sie ihn dazu überredet. Er würde jetzt nicht wissen, wie er das Studium seines Sohnes finanzieren sollte. Er hatte Gertraut als Furie beschrieben.
    Laura Bordevig hatte sie einmal beide im Stadtweg in Schleswig gesehen, ohne dass Dagobert sie bemerkt hatte. Gertraut sah nicht schlecht aus und kleidete sich einigermaßen geschmackvoll. Aber sie hatte auf Dagobert ständig gestikulierend eingeredet wie ein weiblicher Klaus Kinski, war dabei zappelnd wie eine Marionette neben ihm hergelaufen, und ihre Stimme hatte die Schaufensterscheiben erzittern lassen.
    Dagobert wollte sie, Laura Bordevig, sogar heiraten. Sie sollte sich so schnell wie möglich scheiden lassen. Verrückt. Ja, Dagobert war gut im Bett gewesen, aber er war zur Belastung geworden.
    Er war damals der zweite Zeuge gewesen. Peter Arens der erste. Was sollte sie Dagobert am Telefon sagen? Dass er der Nächste ist? Sie musste damit rechnen, dass er die Polizei anrufen würde, weil eine Verrückte ihn belästigte, oder dass er sie für den Täter hielt. Das wollte sie nicht riskieren. Sie würde ihm zuliebe doch nicht ihr Leben opfern.

17
    Malbek hatte Frau Jasch telefonisch erklärt, dass er sich heute den Schlüssel bei ihr abholen würde. Sie meinte, dass sie vorher noch ein wenig putzen müsse, und in den Kühlschrank gehöre auch noch was.
    Â»Erstens gehört sich das so für einen Freund von

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