Totenmal
auf dem Rücken zum nächsten Bremslager und sah, dass Frau Jasch immer noch kniete, sich aber wieder aufgerichtet hatte.
Er leuchtete auf die Bremsbeläge, als er sie sagen hörte: »Herr Lüthje hat hier letztes Mal nur eine Woche gebraucht, um einen schweren Mordfall zu lösen.«
»Ich weiÃ!«, presste Malbek zwischen den Zähnen hervor.
»Wie lange dauert so etwas denn bei Ihnen?«, fragte sie.
Malbek nahm den Schraubenschlüssel, schloss die Augen und begann, laut den Unterboden abzuklopfen. Im Lärm hörte er sie noch etwas fragen, verstand aber kein Wort.
SchlieÃlich stand sie auf und verschwand nach ein paar Minuten auf ihrem Fahrrad. Frau Jasch schien etwas zu wissen, zumindest aber hatte sie eine Vermutung. Sie wusste, dass er ein Kollege von Lüthje war, ein Kollege aus Kiel. Inzwischen war der Fall des Nagelmörders in allen Medien. Und in ihrem Kopf spukte der Gedanke herum, dass der Malbek aus Kiel mit dem Fall befasst sein musste. Wenn Lüthje es nicht war, dann musste es doch jemand sein, den er kannte. Vielleicht hatte man jetzt eine Spur in Laboe gefunden. Lüthje würde sie zur Verschwiegenheit verdonnern müssen. Wenn er es nicht schon getan hatte, und ihre Fragerei war der Versuch, bei ihm auf den Busch zu klopfen.
Er seufzte, kroch unter dem Wagen hervor und sah nach den Hühnerkeulen im Grill. Er hatte noch Zeit, die anderen beiden Bremsbeläge zu prüfen und nach Roststellen im Unterboden zu suchen.
Das Wohnmobil war nach dem Englandurlaub in einem erbärmlichen Zustand. Er stand vor der Entscheidung: das reparieren zu lassen, was der TÃV in drei Monaten verlangte. Und im übernächsten Jahr wieder vor der gleichen Entscheidung zu stehen, weil das Armaturenbrett und die Hinterachse gleichzeitig brachen. Oder ein neues Modell zu kaufen. Bevor er sich zu einer Entscheidung durchringen würde, wollte er wissen, was für eine »Schlichtrenovierung« notwendig war.
Vielleicht war es besser, das Ding einzumotten, sich ein neues zu kaufen, das war sicherer, er hatte mehr Platz und wieder massenhaft Freizeit, in der er sich nicht zum Basteln unter den Skipper legen musste. Nur noch arbeiten, ermitteln.
Es war eine Mobilvetta, aufgesetzt auf einen Ford Transit 150 mit zwei Komma fünf Liter Diesel. Eine vollständige Restaurierung, das heiÃt nicht nur mit »neuer« Maschine, sondern auch der Bodengruppe und der vielen Details, die nur noch auf dem Oldtimermarkt zu entsprechenden Preisen zu bekommen waren, würde circa fünfundsiebzigtausend Euro kosten. Auch eine neue Maschine mit Getriebe war fällig nach 264.256  Kilometern.
Am Geld lag es nicht. Neben seinem Gehalt hatte er noch die Pachteinkünfte aus dem alten Familiengut mütterlicherseits.
Er hatte sich einen Kostenvoranschlag von einer Werkstatt bei Harrislee geholt. Mit glänzenden Augen hatte ihm der Meister Fiete das Blatt Papier übergeben, war mit ihm noch einmal um den Wagen gelaufen und hatte alles erläutert, als würde Malbek das gute Stück gleich dalassen wollen. Pustekuchen. Der Mann hatte ja keine Ahnung. Allein die Sitze, was die alles miterlebt hatten. Und an das bisschen Nachfedern der StoÃdämpfer hatte er sich schon gewöhnt. Allenfalls die Lenkung. Die hatte zu viel Spiel. Aber auch das war ihm vertraut geworden. Es waren die Erinnerungen, die daran hingen. Mit Sophie. Die Reisen. Ungebunden, frei jeden Tag woanders.
Ohne Wohnmobil konnte er sich das Leben nicht mehr vorstellen. Selbst wenn er sich einmal entscheiden sollte, wieder eine »stationäre« Wohnung oder ein Haus anzumieten, würde er ein Wohnmobil vor der Tür oder im Hof haben und dort eher übernachten als im Haus. Schon vor den dunklen Jahren hatte er ein Wohnmobil gehabt und war mit seiner Tochter auf Tour gegangen. Maren hatte es in ihrer vorübergehenden Verliebtheit auch toll gefunden und war oft, nicht immer, mitgefahren. Nach der unschuldig abgesessenen achtjährigen Haftzeit hatte er es in gemauerten vier Wänden nicht mehr ausgehalten.
Das Wohnmobil war sein rollendes »Zuhause«, das immerhin auf eigenem Grundstück in Moerksgaard den besten Stellplatz der Welt hatte. Aber der war neben Jettes Haus â¦
Der Auspuff hatte auch schon ein Loch, das auf der Fahrt von Kiel nach Laboe lautstark auf sich aufmerksam gemacht hatte. Hoyer und Vehrs hatten darüber kein Wort fallen lassen.
Es roch nach
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