Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack
Gegners.
Plötzlich spürte Rooney keine Tritte mehr, hörte aber ein metallisches Klicken. Dann wurde etwas Kaltes, Hartes gegen seine Schläfe gedrückt.
Er öffnete die Augen. Jack, der Anführer, lächelte ihm vom anderen Ende einer M16 aus zu.
»Ich werde Sie nur einmal bitten«, sagte Jack. »Lassen Sie ihn los.«
»Erschießen Sie mich!«, erwiderte Rooney. Adrenalin brannte wie Säure in seinem Blut. »Ich werde nicht einfach dasitzen und euch Tieren zusehen, wie ihr alte Leute und Frauen zusammenschlagt!«
Jack blinzelte hinter den Löchern seiner Skimaske, bis er schließlich die M16 nach unten senkte.
»Also gut, Mr. Rooney«, sagte er. »Ein Punkt für Sie. Ich werde Maßnahmen ergreifen, um die aggressive Überwachung zu mildern. Wenn Sie jetzt bitte meinen Kollegen loslassen würden. Wenn er stirbt, müsste ich leider ein Exempel statuieren.«
Rooney ließ den großen Kerl los und erhob sich laut keuchend. Seine Wange blutete von einem Tritt mit dem Stiefel, und sein rechter Arm schmerzte wie nach einem Betriebsunfall. Doch innerlich jubilierte er - er hatte endlich etwas gegen diese Gräueltaten unternommen.
Jack drückte Little John, der wie ein Dobermann vom Boden aufstand, das Gewehr gegen die Brust, um ihn in Schach zu halten. »Besorg dir was zu essen und ruh dich aus«, wies Jack ihn an.
»Mr. Rooney, bitte nehmen Sie wieder Platz. Ich habe Ihnen allen was zu sagen.«
Rooney setzte sich, während Jack zur Kanzel ging und sich räusperte. Dann lächelte er, und mit seinem plötzlich fröhlichen Auftreten wirkte er wie ein Flughafenmitarbeiter, der die Fluggäste über eine Verspätung informierte.
»Hallo«, begann er. »Wir haben mit dem Verhandlungsprozess begonnen, und die Sache scheint ziemlich glatt zu laufen. Wenn es so weitergeht, können Sie vielleicht schon am Weihnachtsmorgen zu Ihren Familien zurückkehren.«
Es wurde nicht applaudiert, doch Rooney meinte, ein kollektives Seufzen zu hören.
»Und nun die schlechte Nachricht«, fuhr Jack fort. »Wenn die Sache scheitert, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass wir ein paar von Ihnen umbringen müssen.«
Hinten in der Kapelle war ein leises Stöhnen zu hören.
»Da wir hier in einem Gotteshaus sitzen, rate ich denjenigen unter Ihnen, die religiöse Ambitionen haben, ihre Gebete jetzt loszuwerden.«
Linda London, die junge Frau aus dem Reality-TV, beugte sich vor und begann zu schluchzen.
»Leute«, schalt Jack liebenswürdig. »Leute, bitte. Sie tun, als würden wir Sie foltern. Sie haben mein Wort. Alle Hinrichtungen werden durch einen schnellen, humanen Schuss in den Hinterkopf erfolgen.«
Jack verließ die Kanzel und blieb neben Rooney stehen.
»Ach, eine Sache noch.« Er stieß Rooney einen Elektroschocker gegen den Hals. Rooneys gesamter Körper spannte sich an, und seine Augen schlossen sich wie von allein. Doch statt einer schwarzen Wand sah er nur ein Flimmern wie bei einem kaputten Fernseher. Mit einem erstickten Schrei rutschte er betäubt von der Bank.
»Wir sind nicht Ihre Lifestyle- oder Pilates-Trainer, und wir sind hier auch nicht in einer Talkshow.« Rooney hörte Jack wie durch eine dicke Mauer hindurch, brachte aber trotz des Schmerzes einen zusammenhängenden Gedanken zustande: Ich hätte mich erschießen lassen sollen.
»Ich dachte, Sie hätten etwas Grips, nachdem Sie es in diesem Land zu etwas gebracht haben«, beschwerte sich Jack. »Welchen Teil des ›Tanzen Sie aus der Reihe, und wir werden Sie erschießen‹ haben Sie nicht verstanden, Sie Trottel?«
53
Es war zehn vor sieben am Morgen, als der elfjährige Brian Bennett an die Tür zum Zimmer seiner Schwestern klopfte.
»Julia?«, flüsterte er. »Bist du auf?«
Julia kam heraus und kämmte ihr nasses Haar. Schon geduscht, dachte Brian enttäuscht. Er, der Anführer der Familie, hatte als Erster aufstehen wollen. Schließlich war er der älteste Junge. Wann war Julia die Große aufgewacht? Um sechs?
»Ich wollte dich gerade holen«, sagte Julia. »Schläft Dad noch?«
»Wie ein Toter … ich meine, wie ein Stein«, verbesserte sich Brian rasch. »Wer weiß, wann er heute Nacht nach Hause gekommen ist. Soll ich das Müsli rausholen, und du weckst die Monster?«
»Okay, aber wenn du fertig bist, bevor ich die Mädchen aus dem Bett geholt habe, weckst du Trent, Eddie und Ricky«, erklärte Julia. »Ich werde eine Weile brauchen, bis die Mädchen angezogen sind und ich sie gekämmt habe.«
»Okay«, stimmte Brian zu. Er drehte sich
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