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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Krippenspiels vergessen. Ich wusste nicht, warum ich anfing zu weinen, als ich mich bückte, um Froot Loops vom Linoleumboden aufzuheben. Aber dann fiel es mir ein.
    Dass die Kinder in der Lage waren, für sich selbst zu sorgen, hieß, Maeve hatte ihre Arbeit gut gemacht. Sie hatte alle losen Enden zusammengeknüpft, und jetzt war sie bereit zu gehen.
    Ich wischte meine Tränen am Ärmel meines Morgenmantels ab, als Chrissy mich fest in ihre Arme nahm und mir mit ihren flatternden Augenwimpern einen Schmetterlingskuss auf die Wange gab.
    Einmal tief durchatmen, und schon hatte ich mich wieder gefasst. Würde Maeve mich vor den Kindern weinen sehen, würde sie mir in den Arsch treten.
    Beim Anblick meiner Sprösslinge verzog sich mein Gesicht zu einem freudigen Lächeln. Sie waren wirklich Engel. Sie waren völlig unwirklich. Ich nickte Julia und Brian zu. Wie konnte irgendein Mensch, geschweige denn ein Kind, in unserer schrecklichen Situation so selbstlos sein? Ich biss die Zähne zusammen, um den nächsten Anfall von Traurigkeit zu unterdrücken, bevor ich mich räusperte.
    »Ich weiß, heute ist nicht Sonntag«, rief ich begeistert, »aber wer außer mir braucht noch unbedingt ein Sonntagsfrühstück?«
    Die »Wir«- und »Ich«-Rufe hallten von den Wänden wider,
während ich zwei Gusseisenpfannen auf den Herd stellte.
    Ich teilte meinen Kindern gerade Schinken, Eier, Kartoffeln und Zwiebeln aus, da betrat Seamus die Küche.
    »Um Himmels willen.« Er blickte die verkleideten Kinder mit großen Augen an. »Ist schon Halloween?«
    »Nein!«, riefen die Kinder und kicherten.
    Mary Catherine kam eine Minute später herein, auch sie mit einem fragenden Blick. Ich reichte ihr einen Teller.
    »Ich habe Sie gewarnt, dass wir durchgedreht sind«, erinnerte ich sie lächelnd.
    Ein paar wunderbare Sekunden lang stand ich einfach am Herd und betrachtete meine essende und lachende Familie. Meine Glückseligkeit endete abrupt, als ich mein Handy und meine Schlüssel neben der Kaffeemaschine erblickte.
    Mist. Ich wünschte, ich könnte einfach kündigen.
    Ich dachte an die Geiseln und die tickende Uhr. Und der Gedanke an die Geiselnehmer veranlasste mich schließlich, mich in Bewegung zu setzen und unter die Dusche zu gehen. Mit einem bitteren Lächeln spürte ich, wie sich der drückende Groll gegen mich selbst von mir abwendete und wie die Kanone eines Panzers gegen sie richtete. Jack war derjenige, der dafür verantwortlich war, dass ich meine Familie wieder allein lassen musste.
    Du weißt ja nicht, wessen Tag du versaust, Kumpel, e-mailte ich ihm in Gedanken. Vielleicht meinst du es zu wissen, aber du hast ja keine Ahnung.

55
    Wieder hielten die Bennetts den Verkehr in New York City auf, als wir eine halbe Stunde später wie jeden Morgen vor den Türen der Holy Name hielten. Ein brünettes Model, das ihr schwarzes, paillettenbesetztes Kleid ohne Zweifel schon am Abend zuvor getragen hatte, stieg aus einem Taxi und blieb beim Anblick meines hübschen Familienumzugs am Straßenrand stehen, legte eine Hand auf ihr Dekolleté und stieß tatsächlich ein »Oh!« aus. Sogar ein Metrosexueller im Kamelhaarmantel, der seinen iPod-Kopfhörer gegen sein klingelndes Handy austauschte, riss den Mund weit auf.
    Und weit besser als die Reaktionen dieser beiden Passanten war die von keiner Geringeren als Schwester Sheilah.
    »Gott schütze Sie, Mr. Bennett«, rief sie mit einem Lächeln - einem echten Lächeln -, als sie die Türhaken löste.
    Wieder im Van, war mir trotz der Kälte warm. Ich beschloss, eine Minute sitzen zu bleiben. Ich griff zur Times, die ich von zu Hause mitgenommen hatte, ohne bisher einen Blick darauf geworfen zu haben.
    Das Foto von mir unter der Überschrift »Geiselnahme auf der Trauerfeier von First Lady Caroline Hopkins« ließ den Funken Weihnachtsfreude in mir augenblicklich erlöschen. »Wir wissen nichts« lautete die fröhliche Bildunterschrift. Und wer war der Verfasser dieser Gemeinheit?
    Cathy Calvin.
    Wer sonst?
    Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie sich mein Magen
mit Säure füllte. Sie hatte mich eiskalt erwischt. Sogar das Bild war schlecht. Mein nachdenkliches, suchendes Gesicht konnte leicht als verwirrt fehlgedeutet werden. Das Bild musste aufgenommen worden sein, als ich nach dem Küster gesucht hatte.
    Danke für meinen viertelstündigen Ruhm, Calvin, dachte ich. Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen. Ich konnte es kaum erwarten, Commander Will Matthews gegenüberzustehen.

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