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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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in dem düsteren Flur bereits um, blieb aber noch einmal stehen.
    »Hey, Julia«, sagte er.
    »Was?«
    »Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil uns Dad gestern Abend erwischt hat. Ich glaube echt, mit der Sache hier machen wir das wieder gut. Tolle Idee, früh aufzustehen und den anderen zu helfen, sich fertig zu machen.«

    »Danke, Bri«, erwiderte Julia. »Das ist nett, dass du das sagst.«
    Mann! Brian zuckte zusammen. »Nett« hatte sie gesagt. Was, zum Teufel, trieb er hier, dass er seiner Schwester Honig ums Maul schmierte?
    »Wer seine Mannschaft zuletzt fertig hat, hat verloren«, rief er noch über seine Schulter nach hinten.
    Er warf die Tür zum Jungenzimmer auf, nachdem er rasch den Küchentisch gedeckt hatte. Im unteren Bett schüttelte er Ricky am Fuß, während Trent sich bereits vom oberen Bett wie eine Fledermaus herabhängen ließ.
    »Ist er gekommen? Ist er gekommen?«, fragte Trent.
    »Wer soll gekommen sein?«, fragte Brian zurück, hob seinen fünf Jahre alten Bruder aus dem Bett und stellte ihn auf den Boden.
    »Der Weihnachtsmann!«, schrie er.
    »Pst!«, machte Brian. »Nein.«
    »Was?« Trent war traurig. »Der Weihnachtsmann ist nicht gekommen? Warum nicht? Lügst du, Bri? Ich weiß, ich war ein bisschen frech, aber ich war auch lieb.«
    »Es ist noch nicht Weihnachten, du kleiner Spinner.« Brian ging zum Schrank. »Weck Ricky auf und geh dir die Zähne putzen. Mit Bürste und Mundspülung. Sofort.«
    Lächelnd öffnete Brian fünf Minuten später die Tür. Die Mädchen kamen gerade aus ihrem Zimmer. Er hatte gedacht, die in jeder Hinsicht perfekte Julia hätte die kleinen Damen noch zur Morgengymnastik oder dergleichen antanzen lassen. Leider nein. Es stand unentschieden.
    Brian lachte, als er das Licht in der Küche einschaltete. Auch wenn es kitschig war, musste er zugeben, seine Geschwister in ihren Kostümen zu sehen hatte etwas Lustiges.

    Heute war in der Schule Kostümprobe für das Krippenspiel, und alle spielten dabei mit. Chrissy, Shawna, Bridget und Fiona waren Engel mit Heiligenschein. Trent und Eddie waren Hirten, Ricky hatte sich die Rolle des Josef ergattert und musste mit einem komischen schwarzen Bart auftreten. Selbst Jane und Julia, die im Chor sangen, trugen lange Silbergewänder. Natürlich hatte er als einer der Heiligen drei Könige das geilste, unkitschigste Kostüm an.
    »Jetzt schau sie dir an«, schwärmte Brian, der neben Julia am Kopfende des Tischs stand. »Die sehen ja schon beinahe hübsch aus.«
    Julia zog einen Fotoapparat aus ihrem Umhang und schoss ein Bild von den kleinen Bennetts. Wie kriegten Mädchen das bloß hin?, dachte Brian. Wieso wussten sie immer, was gerade richtig war?
    Julia zeigte Brian das Bild auf der Digitalkamera.
    »Meinst du, Mom wird das hier gefallen?«, fragte sie.
    »Kann sein«, antwortete Brian. »Verdammt, woher soll ich das wissen?«

54
    Vom gedämpften Klimpern und Kichern und Schlagen und Schreien geweckt, nahm ich dankbar an, dass meine Frau bereits aufgestanden war. Für die Werktage hatten wir die Vereinbarung, dass Maeve die Kinder aus dem Bett holte und für die Schule vorbereitete und ich sie schließlich zur Schule brachte. Mich schlafen zu lassen, während sie den größeren Teil der Arbeit übernahm, um unsere zwölfköpfige Familie zusammenzuhalten, war die Art von Freundlichkeit durch Unterlassung, die nur lang verheiratete Paare verstanden.
    Ich warf mich auf die Seite und wollte nach ihrem noch warmen Kissen greifen, bekam aber nur das kalte, steife Laken neben mir zu fassen. Und da fiel es mir wieder ein.
    Während ich im Bett lag und den ersten Schluck meines morgendlichen Schreckens nahm, ging mir eine Frage nicht mehr aus dem Kopf.
    Ich schwang meine nackten Füße auf den kalten Holzboden und nahm meinen zerrissenen, löchrigen Morgenmantel vom Bettpfosten.
    Wenn Maeve nicht die Kinder fertig machte, wer dann?
    Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich fühlte, als ich in die Küche trat und meine Kinder vollständig für ihr Krippenspiel angezogen vorfand. Überzeugt davon, zu träumen oder vielleicht tot zu sein, betrachtete ich die Kinder um unseren Esstisch, der sich in das surreale Renaissance-Gemälde einer himmlischen Vielfalt verwandelt zu
haben schien. Dann warf Trent seine Müslischüssel vom Tisch - und alle drehten sich um.
    »Dad!«, riefen sie gleichzeitig.
    Wie hatten sie es geschafft, sich anzuziehen? Was war ich doch für ein schlechter Vater! Ich hatte die Aufführung ihres

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