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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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gewesen, aber ich war eher dankbar als traurig. Trotz seiner negativen Seiten war mein Großvater Seamus ein wunderbarer Geschichtenerzähler und tat mit Sicherheit alles, damit die Kinder unter den schrecklichen Umständen noch eine schöne Weihnacht feiern konnten. Zumindest waren meine Kinder in Sicherheit. Sie waren von Engeln und Heiligen umgeben. Ich wünschte, ich hätte dasselbe von mir sagen können, doch zu meiner Arbeit gehörten auch die Sünder. Die von der schlimmsten Sorte.
    »Bitte, Mary, Sie können jederzeit abhauen«, bot ich ihr an. »Und vielen Dank, dass Sie die Kohlen aus dem Feuer geholt haben. Wenn dieser Wahnsinn in der Kathedrale vorbei ist, setzen wir uns zusammen und arbeiten einen gescheiten Plan aus.«
    »Ich bin froh, dass ich helfen konnte. Sie haben eine wundervolle Familie«, wimmelte Mary Catherine ab. »Fröhliche Weihnachten, Mike.«
    Ich fuhr nach Süden, vorbei am mit Kränzen und Stechpalmen geschmückten Plaza Hotel, als sie das sagte, und eine Sekunde lang wollte ich glauben, dass es möglich
wäre. Dann sah ich weiter unten auf der Fifth Avenue den grellen Schein der Scheinwerfer um die belagerte Kathedrale, die den schwarzen Himmel erhellten.
    »Wir hören uns später wieder«, sagte ich und klappte mein Telefon zu.

81
    Im dunklen Beichtstuhl lag Laura Winston schwitzend und zitternd zusammengerollt auf dem Boden. Die schickste Frau auf dem Planeten braucht dringend eine Generalüberholung, dachte sie.
    In den zwanzig Stunden, die sie hier eingesperrt war, war sie immer wieder bewusstlos geworden. Doch seit vor sechs oder sieben Stunden auch das schwache Licht in den Buntglasscheiben über ihr erloschen war, lag sie mit Fieber und den entsetzlichen Schmerzen ihres Entzugs wach.
    Es war gegen Mittag gewesen, als sie ihr Spiegelbild in der polierten Messingplatte an der Tür entdeckt hatte. Von Tränen und Schweiß verschmiertes Make-up, der honigblonde Bürstenschnitt mit Erbrochenem besudelt. Zuerst hatte Laura gedacht, sie betrachtete eine religiöse Schnitzerei, das Bild eines verstörten, skeletthaften Dämons, der von einem Engel ermordet worden war. Unfähig, sich von dem schrecklichen Bild abzuwenden, erinnerte sie sich an die letzten Zeilen aus Sylvia Plaths Gedicht »Spiegel«. In mir ertränkte sie ein junges Mädchen, und in mir steigt eine alte Frau / Tag für Tag zu ihr auf, wie ein schrecklicher Fisch.
    Es hatte einer Geiselnahme bedurft, eines Martyriums historischen Ausmaßes, um dahin zu kommen, doch jetzt erkannte sie die Wahrheit:
    Sie war alt.
    Wenn sie herauskäme - wenn -, würde sie einen Entzug machen. Sich in eine gute Einrichtung begeben.

    Gib mir noch eine letzte Chance, lieber Gott, betete die Modediva zum ersten Mal seit ihrer Kindheit.
    Sie hatte das Gefühl, in ihrem Ohr würde etwas platzen, als gleich vor der Beichtstuhltür ein Schuss losging.
    Als das Klingeln nachließ, hörte sie Menschen schreien. Schwefeliger Gestank drang unter der Tür durch und vermischte sich mit dem ihres Erbrochenen.
    Der unterdrückte Fluch, den sie vor der Tür hörte, ließ ihren Atem stocken. Jemand wurde am Beichtstuhl vorbei über den Boden gezogen.
    Gnädiger Gott. Wieder war jemand erschossen worden!
    Lauras Herz schlug heftig in ihrer Brust.
    Wer könnte es gewesen sein? Wer? Warum? Sie hoffte, es war nicht Eugena, die so freundlich zu ihr gewesen war.
    Bei der Geiselnahme ging es nicht unbedingt um Geld, schlussfolgerte Laura mit taubem Schrecken. Einer nach dem anderen würde abgeschlachtet werden. Würde für seine dummen, dekadenten Sünden bezahlen müssen.
    Ihr rannte die Zeit davon. Ich bin die Nächste, dachte Laura mit einem Würgen im Hals.

82
    Leider hatte Eugena Humphrey in ihrem Leben schon Leichen sehen müssen.
    Ihre Großmutter war die erste gewesen, und sie erinnerte sich, wie wütend sie das verwelkte, traurig-fragende Gesicht ihrer geliebten Oma gemacht hatte. In letzter Zeit hatte sie durch ihre Wohltätigkeitsarbeit Bilder von überall auf der Welt verübten Gräueltaten gesehen, von Menschen, die Hilfe brauchten.
    Doch selbst die abstoßenden Bilder zerstückelter Dorfbewohner in Äquatorialafrika hatten sie nicht auf das vorbereiten können, was sie gerade mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Sie haben ihn einfach erschossen, dachte Eugena. Sind in die Kirchenbank gegangen und haben ihn in den Kopf geschossen.
    Warum? Wie konnten Menschen einem anderen Menschen so etwas antun?
    Jetzt zogen die Verbrecher die Leiche über den

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