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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Taufe hast du ihn getragen? Shawnas?«
    »Chrissys«, antwortete ich.
    »Chrissy«, seufzte Maeve. »Wie geht’s meiner kleinen Piepsmaus?«
    »Sie ist neulich zu mir ins Nest geschlüpft«, sagte ich. »Hab vergessen, es dir zu erzählen. Ich habe so vieles vergessen, dir zu sagen, Maeve. Ich …«
    Maeve legte ihren Finger an meine Lippen.
    »Ich weiß«, hielt sie mich auf.

    »Ich sollte mir nicht so viele Sorgen um meine dumme Arbeit machen. Ich wünschte …«
    Sie unterbrach mich mit einem verletzten Blick.
    »Bitte wünsche nichts«, ermahnte sie mich leise. »Das tut mehr weh als Krebs. Ich wusste sehr gut, wie engagiert du bei deiner Arbeit bist, als wir uns kennengelernt haben. Das war einer der Gründe, warum ich dich geheiratet habe. Ich war so stolz, wenn ich dich auf den Pressekonferenzen gesehen habe. Mein Gott, du warst so aufregend.«
    »Wer, meinst du wohl, regt mich auf?«, fragte ich, während mir Tränen in die Augen traten.
    »Nein, nicht in dieser neuen Bettwäsche. Warte, ich habe dein Geschenk hier.«
    Wir beschenkten uns immer an Heiligabend, in der Regel um drei Uhr morgens, nachdem wir ein Fahrrad oder eine Eisenbahn oder ein anderes scheußliches Spielzeug zusammengebastelt hatten.
    »Ich zuerst«, bat ich und zog eine eingewickelte Schachtel aus der Tasche, die ich im Kofferraum verstaut hatte. »Darf ich?«
    Ich riss das Papier ab und zeigte Maeve den tragbaren DVD-Spieler und den Stapel DVDs, die ich ihr besorgt hatte.
    Es waren alte Films noirs in Schwarzweiß, Maeves Lieblingsfilme.
    »Dann brauchst du nicht ständig diese idiotische Glotze«, erklärte ich. »Schau, Frau ohne Gewissen. Ich besorg uns dann ein paar Chicken Wings. Das wird wie in alten Zeiten.«
    »Das klingt teuflisch gut«, schwärmte Maeve. »Jetzt meins.«

    Sie zog unter ihrem Kopfkissen eine schwarzsamtene Schmuckschachtel hervor und reichte sie mir. Ich öffnete sie - sie enthielt einen Ohrring. Einen einzelnen, goldenen Ring. Ende der »Guns’N’ Roses«-Achtziger, als wir uns kennengelernt hatten, hatte ich so einen getragen.
    Ich begann zu lachen, bis wir uns beide die Bäuche hielten. Es war wunderbar.
    »Steck ihn dran, steck ihn dran«, rief Maeve zwischen ihren Lachanfällen.
    Ich bugsierte den Ohrring in das immer noch vorhandene Loch im linken Ohr. Es grenzte an ein Wunder, dass er nach fast zwei Jahrzehnten immer noch problemlos durchrutschte.
    »Wie sehe ich aus? Echt spitze, hm?«
    »Wie ein gut angezogener Pirat«, antwortete meine Frau und wischte eine der seltenen Glückstränen fort.
    »Ach, Kumpel«, sagte ich und vergrub mein Gesicht an ihrem Hals.
    Ich wich zurück, als ich spürte, wie sie sich versteifte, und erschrak über ihren abwesenden Blick. Sie atmete unregelmäßig, als würde sie hyperventilieren. Hektisch klingelte ich nach der Krankenschwester.
    »Ich habe das Wasser vom Brunnen verschüttet, Mutter«, sagte meine Frau in irischem Akzent, den sie sich so hart abtrainiert hatte. »Die Lämmer sind alle im Graben gelandet.«
    Was war los? O Gott, nein, Maeve! Nicht heute, nicht jetzt - auch nicht irgendwann!
    Sally Hitchens, die Stationsschwester, kam hereingeeilt. Sie richtete eine Taschenlampe in Maeves Auge und tastete unter dem Bademantel nach dem Reservoir mit dem Schmerzmittel.

    »Der Arzt hat ihre Dosis heute Morgen raufgesetzt«, erklärte sie. Maeve schloss die Augen, als Sally die Hand auf ihre Stirn legte. »Wir müssen sie streng überwachen, bis sie richtig eingestellt ist. Kann ich Sie einen Moment sprechen, Mike?«

79
    Ich küsste meine Frau auf den Kopf und folgte Sally hinaus in den Flur. Sie blickte mir direkt in die Augen. Schlechtes Zeichen. Mir fielen gleich wieder die beunruhigenden Anzeichen im Zimmer meiner Frau ein. Die neue Bettwäsche. Die frischen Blumen. Hier waren Vorbereitungen getroffen worden.
    Nein. Das war inakzeptabel!
    »Es geht jetzt aufs Ende zu, Mike«, erklärte sie. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    »Wie lange noch?« Ich blickte zuerst auf den Teppich hinab, dann zu Sally.
    »Eine Woche«, antwortete sie vorsichtig. »Vielleicht weniger.«
    »Eine Woche?«, fragte ich. Selbst ich merkte, dass ich wie ein verwöhntes Kind klang. Es war nicht Sallys Fehler. Sie war ein Engel.
    »So unmöglich es auch sein mag, aber Sie müssen sich vorbereiten«, erinnerte mich Sally. »Haben Sie das Buch gelesen, das ich Ihnen gegeben habe?«
    Sie meinte das berühmte Buch von Elisabeth Kübler-Ross, Interviews mit Sterbenden. Es beschrieb

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