Totenmesse
Brühe?«
»Professioneller kann sie nicht werden«, sagte Kerstin Holm. »Worte von höherer Instanz. Ich habe eine anstrengende Nacht mit euren Berichten verbracht und werde euch gleich eine Zusammenfassung aufzwingen. Aber vorher möchte ich erwähnen, dass ein weiterer Bericht von einem aufgekratzten Brynolf Svenhagen eingetroffen ist. Der Bericht betrifft eine eingerissene Wand in der Skeppargatansowie ein paar Ereignisse der vergangenen Nacht, die auf unserem Tisch gelandet sind. Sie können mit unserem Fall zusammenhängen. Das Erste ist ein Mord. Aus dem Bericht der Länspolizei geht hervor, dass es sich um einen ziemlich brutalen Mord an einem alten Engländer in seiner Wohnung auf Gärdet handelt. Es gäbe keine Veranlassung, ihn mit unserem Fall in Verbindung zu bringen, wenn es sich bei dem Ermordeten nicht um einen ehemaligen Agenten handelte. MI6. Er ist selbst damit an die Ãffentlichkeit getreten und hat ein Buch darüber geschrieben. Er hieà Robert Andrews. Es gab Anzeichen von Folter. Dazu eine Zeugenaussage von einer der Inseln im Mälaren. Eine Insel namens Färingsö in der Gegend von Ekerö. Ein schlafloser Nachtwanderer mit Hund sah scharfe Blitze von einem einsam gelegenen Haus, scharfe Blitze, die, wie er steif und fest behauptete, von einer Maschinenpistole stammten. Er ist alter Heimwehrmann. Dass er keine Schusssalven hörte, lässt auf Schalldämpfer schlieÃen. Schalldämpfer auf einer Maschinenpistole sind immer noch ungewöhnlich. Mit Brynolfs Bericht warte ich ein wenig.«
Sie fühlte, dass alle sie ansahen. Mit einer gewissen â¦Â tja, sie hätte fast Bewunderung denken wollen, aber sie musste zugeben, dass es sich eher um Verkaterung handelte.
»Irgendwelche Kommentare?«, fragte sie.
»Ist das Haus untersucht worden?«, fragte Grundström, der sich artig nach unten in die Versammlung gesetzt hatte, obgleich er der Ranghöchste war.
»Ich dachte, dass ihr das tun könntet«, sagte Holm, um zu testen, wie weit sie gehen konnte.
»Okay«, sagte Grundström. »Wer ist der Besitzer?«
»Ein Nils Ingvarsson. Soll sich auf einem Langzeiturlaub in Brasilien befinden. Unerreichbar.«
»Hmm«, sagte Grundström.
»Was haben wir denn jetzt«, setzte Kerstin Holm an, wurde jedoch von Arto Söderstedt unterbrochen: »Denkt nur,dass wir es tatsächlich geschafft haben, das, was der Räuber zu Hultin gesagt hat, unter den Tisch fallen zu lassen.«
»Was denn?«
»Ãber die Evakuierung«, sagte Söderstedt. »Warum war er so interessiert am Fortgang der Evakuierung? Ja, weil das der Hauptgrund für die Geiselnahme war. Jemand wollte ungestört eine Wand bei einer Sicherheitsfirma einreiÃen, die einmal die Spionagezentrale der Stasi gewesen war. Es war sicher kein besonders leichtes Spiel, dort einzudringen. Dafür bedurfte es auÃerordentlicher MaÃnahmen. Dass man im gleichen Aufwasch an die Sicherheitsnetzverkabelung gelangen und zwanzig Millionen abräumen konnte, setzt dem Werk die Krone auf. Drei Fliegen mit einer Klappe.«
»Was ist es denn dann?«, fragte Holm. »Ist es eine Organisation? Ist es trotz allem die russische Mafia?«
»Sind dafür nicht zu viele Nachrichtendienste involviert?«, sagte Paul Hjelm.
»Ist das wirklich so?«, sagte Söderstedt. »Keiner der Russen ist als Agent identifiziert worden. Eure geheime Quelle, die über den falschen NE-Mann mit Jütland in der Visage auf Anhieb im Bilde war (aber nicht sagen wollte, wer er ist), kannte den gröÃeren Bankräuber nicht. Und der kleinere ist noch immer ein Rätsel. Zumindest bis Pavel Ljubimov sich meldet.«
»Euer eigener kleiner Botschaftsspion«, sagte Jorge Chavez. »Ich selbst habe ein hohes Tier von der Stasi getroffen, ohne auch nur zu merken, dass er Ausländer war. Ein guter Name, Sven Fischer â kann ebenso gut schwedisch sein wie deutsch.«
»Worauf ich hinauswill«, sagte Söderstedt, »ist ungefähr Folgendes: Es scheinen überall drauÃen Agenten im Spiel zu sein, aber war das auch in der Bank so? Niemand scheint jedenfalls das Gesicht des gröÃeren Räubers zu kennen.«
»Aber der kleinere machte durchaus den Eindruck, ein Spion zu sein«, sagte Hjelm. »Denkt an das Gespräch mitHultin. Wir wissen, dass viele, die im Kalten Krieg für die
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