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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Nachrichtendienste rekrutiert wurden, Intellektuelle waren, Akademiker. So wirkte er in diesem Gespräch. Intelligent, sprachbegabt, gebildet und mit einer gewissen Ortskenntnis, als hätte er ein paar Dienstjahre in Stockholm hinter sich. Schweden war ja damals ›neutral im Krieg und allianzfrei im Frieden‹. Ein perfektes Niemandsland für den Austausch von Spionen verschiedener Herkunft. Wahrscheinlich ist er der Botschaft bekannt. Außerdem ist er derjenige, der in der Bank als Boss agierte.«
    Â»Ein alter KGB-Agent und ein Muskelmann?«, sagte Sara Svenhagen.
    Â»Die von einer amerikanischen Organisation entführt werden«, nickte Hjelm. »Denkbar. Und anschließend nehmen sie die einzige Person aufs Korn, die den falschen Polizisten in der Bank identifizieren könnte. Cilla.«
    Â»Also von vorn«, sagte Kerstin Holm und räusperte sich. »Eine russische Organisation, die unter anderem aus einem ehemaligen KGB-Agenten und einem Muskelpaket besteht (wenn wir diese Hypothese akzeptieren), schlägt mindestens zwei Fliegen mit einer Klappe: Man hat es auf etwas uns Unbekanntes in einer ehemaligen Stasi-Wohnung auf Östermalm abgesehen, und man hat eine Lücke in der weltweit besten Firewall für Finanztransaktionen gefunden, und zwar bei einer norwegischen Bank, die zufällig im gleichen Gebäudekomplex liegt. Wie kommt diese Idee zustande? Was sollen wir uns vorstellen? Was ist zuerst da? Die Firewall oder die physische Wand? Es ist alles unglaublich raffiniert. In der Organisation gibt es wahrscheinlich zwei weitere Mitglieder: einen Mann, der mit der Firewall bei der Andelsbank gearbeitet hat, vermutlich ein Datenexperte, und einen ehemaligen Stasi-Mitarbeiter, der an seine alte Wand will, die jetzt in der neuen und schwer zugänglichen Sicherheitsfirma Fischer Security AB seiner früheren Kollegen liegt.«
    Â»Und warum will er an die Wand?«, fragte Chavez ungeduldig. »Also der Moment für Bruntes Bericht.«
    Â»Genau«, sagte Kerstin Holm und blätterte in einem Papierstapel. »Brynolf Svenhagens Wälzer, die Fortsetzung. Er und seine Leute haben die ganze Nacht damit zugebracht, vorsichtig eine Wand abzutragen.«
    Â»Ich hoffe, nicht zu vorsichtig«, warf Jon Anderson ein. »Ich hoffe, dass ein gewisses Badezimmer unbrauchbar geworden ist.«
    Â»So denken wir nicht bei der Polizei«, sagte Kerstin Holm und fuhr fort: »Brynolf bestätigte Jorges Vermutung: Die Wand war frisch aufgemauert, an manchen Stellen bis zu dreißig Zentimeter tief, es war richtig kräftig gehackt worden. Also ist klar, dass die Evakuierung des Gebäudes nötig war, damit die Organisation ihre Aktion unbemerkt durchführen konnte. Es dauerte ziemlich lange, bis die Techniker eine Spur im Putz entdeckten. Sie fanden eine Art Rohr oder eine Hülse aus Plastik, gut zwanzig Zentimeter lang und mit einem Durchmesser von drei Zentimetern. Dieses Rohr war fünfundzwanzig Zentimeter tief in der Wand eingemauert. Es war leer, aber verschlossen, und die Grenze zwischen altem und neuem Mauerwerk ging quer darüber. Als hätte man gerade dort aufgehört. Als hätte man es gerade auf dieses Rohr abgesehen.«
    Â»Allerdings nicht auf das Rohr an sich«, sagte Chavez, »denn das lässt man in der Wand, sondern auf den Inhalt des Rohrs. Sagt Brynolf etwas darüber?«
    Â»Nur dass das Rohr, Zitat: ›freigelegt und beschlagnahmt‹ und einer, neues Zitat: ›gewissenhaften kriminaltechnischen Untersuchung unterzogen wird‹.«
    Â»Wenn einer weiß, wer an die Wand heranwollte und warum, dann ist es der Direktor, Sven Fischer«, sagte Chavez. »Stimmt es, dass er über Nacht in U-Haft gesessen hat?«
    Â»Ja«, sagte Holm. »Während wir auf ein Dossier aus Berlinwarteten, das eben eingetroffen ist. Er fügte sich ohne Umstände und ist wie ein gut erzogener Geheimagent in die Haftzelle gegangen. Es war vielleicht nicht ganz legitim, ihn dazubehalten, aber sonst wäre er wahrscheinlich getürmt.«
    Â»Gut«, sagte Chavez. »Danke, Kerstin.«
    Â»Zur Belohnung für deine Höflichkeit darfst du ihn verhören«, sagte Kerstin Holm. »Aber ich will dabei sein.«
    Â»Ich bin dein untertäniger Diener.«
    Â»Wie wahr. Das heißt Befehlsordnung.«
    Â»Allerdings haben wir ja noch einen Direktor, der auf einer Menge Informationen sitzt. Und einen

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