Totenmesse
Ausrüstung? Und woher kannte er die Pläne der Einsatzleitung?«
»Bei der Nationalen Einsatztruppe fehlt keine Ausrüstung«, sagte Niklas Grundström.
»HeiÃt das, er hatte eine eigene?«
»So sieht es aus. Oder er konnte sich für die fragliche Zeit eine leihen und brachte sie wieder zurück. Wir werden mit dem Verantwortlichen für die Materialausgabe reden.«
»Worauf lässt es schlieÃen, wenn er eine eigene Ausrüstung hatte?«
»Dass er bestens vorbereitet war«, sagte Niklas Grundström. »Alles deutet darauf hin, dass er Amerikaner war.«
»CIA?«
»Oder etwas in der Art. Selbstverständlich inoffiziell und vertraulich.«
»Wir waren gestern da und haben es uns angesehen«, sagtePaul Hjelm. »Er hockte in der Haustür des Nebenhauses, ganz einfach. Wir haben mit Hausbewohnern gesprochen, und sie haben bestätigt, dass ein Polizist direkt hinter der Haustür saÃ. In, Zitat: âºvoller Kampfmonturâ¹.«
»Okay. Was passiert also? Er hängt sich bei der Erstürmung an unsere Leute und schnappt sich die Bankräuber. Er bringt sie an einen sicheren Ort und versucht dort, sie zum Reden zu bringen. Ãber was?«
»Ãber den Inhalt des Rohrs in der Wand«, sagte Söderstedt.
»Glaubst du, dass das der Kern ist?«, fragte Holm.
»Ja. Ich glaube, dass die Geldtransaktion mehr nebenbei passiert. Vielleicht als Ablenkungsmanöver.«
»Warum?«
»Hier steht etwas viel GröÃeres auf dem Spiel als Geld, spürt ihr das nicht? Es geht um ein grundlegendes Geheimnis, das vor zwanzig Jahren tief in einer Wand begraben wurde. Es wird mit groÃem Raffinement herausgeholt, um Aufmerksamkeit zu vermeiden. Vielleicht, um den Jägern zu entkommen. Vielleicht wird er gejagt. Vielleicht ist er ein entwaffneter Agent, den die Umstände gezwungen haben, wieder zu den Waffen zu greifen.«
»Aber ist er defensiv?«, sagte Paul Hjelm. »Gejagt vielleicht. Aber ist er wirklich auf der Flucht? Warum dann der gefolterte englische Spion auf Gärdet?«
»Ihr spinnt doch«, platzte Lena Lindberg heraus. »Es geht verdammt noch mal um einen Bankraub. Spione aus der Sowjetunion, der DDR, England und den USA. Wir leben im 21. Jahrhundert. Ihr seid wahnsinnig.«
»Absolut«, sagte Arto Söderstedt hitzig. »Vollkommen wahnsinnig. Produkte unserer Zeit. Meinst du, Paul, dass der Mord an dem alten Spion sein Werk ist?«
»Gehen wir zurück zur Bank«, sagte Hjelm. »Die Amerikaner reiÃen sich seine Mitarbeiter unter den Nagel. Das ist ein Strich durch seine Rechnung. Könnte man sich nichtvorstellen, dass er sich an sie dranhängt? Um seine Männer zu retten? Oder zumindest, um das Geheimnis zu retten?«
»Er kommt nur auf eine einzige Art und Weise an sie heran«, nickte Söderstedt. »Ãber einen ebenfalls entwaffneten alten Feind. Robert Andrews, ehemals MI6. Er erkennt, dass er die Büchse der Pandora geöffnet hat. Das Böse ist ausgeflogen. Sie sind zurück in der Schattenwelt aus verzerrten Einschätzungen, dem Kalten Krieg.«
»Er weiÃ, dass Andrews die Basis der Amerikaner kennt«, fuhr Hjelm fort. »Robert Andrews ist ein hartnäckiger Spionveteran, der nicht unnötig etwas preisgibt. Also muss unser Mann ihn foltern. Es ist sogar möglich, dass Andrews ihn versteht, denn das Weltbild, das in jener Zeit herrschte, als zwei Nationen bereit waren, den Erdball auszulöschen, um zu siegen, ist heute schwer zu begreifen. Die Spione bewegten sich in einem Paralleluniversum aus auf den Kopf gestellten Werten. In der Welt gab es nur sie. Und was sie â die sich weitgehend respektierten und sogar befreundet waren â in dieser Parallelexistenz miteinander machen konnten, ist in unserer tageslichthellen Welt nicht zu verstehen.«
»SchlieÃlich treibt er auf jeden Fall Andrews über die Grenze«, sagte Söderstedt. »Er redet. Und tritt würdevoll, vielleicht nicht ohne eine gewisse Befriedigung, in das eigene Totenreich der fossilen Spione ein. Er ist einen stilvollen Tod gestorben; damit hatte er nach seiner Pensionierung nicht mehr gerechnet. Er ist kaputtgefoltert und sieht die Sache positiv. Was möglicherweise zur Folge hat, dass unser nächster Schritt uns auf die Mälarinseln führen sollte.«
»Stopp, stopp!«, rief Kerstin Holm. »Jetzt lasst mal die
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