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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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und legte sich über Färingsö. Auf der anderen Seite der Anhöhe sah man die obere Hälfte eines ziemlich großen Hauses aus den Dreißigerjahren. Ein älterer Hundebesitzer zeigte unbeirrt auf besagtes Haus.
    Während sein großer Jagdhund sich hemmungslos mit Niklas Grundströms Bein paarte.
    Grundström betrachtete die Szene desinteressiert, als wäre das Bein gar nicht seins. Er hatte sich vorübergehend von seinem Bein getrennt. Es war imponierend. Und ziemlich erschreckend.
    Er war ein Profi bis in die Fingerspitzen.
    Â»Da hat es auch geschneit«, sagte der Mann. »Und es war stockdunkel. Die Blitze waren sehr deutlich. Sie kamen so schnell nacheinander, dass es eine Maschinenpistole gewesen sein muss. Ich bin pensionierter Major der Heimwehr«, fügte er stolz hinzu.
    Â»Sie standen also genau hier?«, fragte Grundström. »Und sahen nur den oberen Teil des Hauses?«
    Â»Ich habe das Haus eigentlich gar nicht gesehen«, antwortete der Hundebesitzer. »Aber die Blitze kamen von dort. Das weiß ich genau. Und ich stand genau hier.«
    Â»Sie haben nicht daran gedacht, einmal genauer nachzusehen?«
    Â»Eine Maschinenpistole genauer ansehen? Ich kann mich beherrschen.«
    Â»Wann haben Sie es gemeldet?«
    Â»Sobald ich nach Hause kam. Es war zwei Uhr fünfundzwanzig. Die Polizei in Ekerö sagte, es sei Freitagnacht, und sie hätten wichtigere Dinge zu tun. Und dafür bezahlt man seine Steuern.«
    Â»Und Sie haben sonst nichts Ungewöhnliches gesehen?«
    Â»Auf dem Weg dort unten stand ein Wagen. Zugeschneit. Ich glaube, er war weiß. Möglicherweise ein Saab 9000.«
    Â»Stand er diesseits der Hügelkuppe?«
    Â»Ja.«
    Â»Dann danken wir Ihnen«, sagte Grundström und sah hinunter auf sein Bein. »Wir lassen von uns hören.«
    Worauf der Hundebesitzermajor den fruchtlosen Paarungsakt abbrach und seinen Spaziergang fortsetzte.
    Â»Ich glaube nicht, dass er irgendwelche Spuren hinterlassen hat«, sagte Hjelm, den Blick auf Grundströms Hose gerichtet.
    Grundström sah ihn nur verständnislos an und ging hinüber zu einer fröstelnden Schar. An der Spitze stand ein Mann, den nicht fröstelte, denn er war in Marmor gehauen.
    Â»Wollt ihr hier warten, Brynolf?«, fragte Grundström. »Das Haus ist noch nicht gesichert.«
    Chefkriminaltechniker Brynolf Svenhagen wandte sich zu seinem Team um, erhielt ein verfrorenes mehrfaches Kopfschütteln zur Antwort und sagte: »Wir kommen mit. Die Männer frieren.«
    Â»Okay«, sagte Grundström und stapfte durch den Tiefschnee zum Fahrweg hinunter. Hjelm versuchte, mit ihmSchritt zu halten. Die Kriminaltechniker zockelten hinter ihnen her.
    Sie gelangten an eine schneebedeckte Hecke. Hjelm blieb kurz stehen und warf durch ein Loch in der Hecke einen Blick auf einen Altan. Dann joggte er hinter Grundström her, der am Gartentor stehen geblieben war und den Handgriff untersuchte. Schließlich drückte er ihn nieder und betrat den Garten. Hjelm folgte ihm, dicht hinter ihm Brynolf Svenhagen. Die übrigen Techniker bildeten zehn Meter entfernt eine kleine ängstliche Gruppe. Es war ihnen anzumerken, dass sie lieber mindestens eine Stunde zwischen dem Verbrechen und sich selbst gehabt hätten, um außerhalb jeder Gefahr zu sein. Solche Rücksichten galten indessen nicht für ihren Chef, der die kriminaltechnische Untersuchung bestimmt gern eine Stunde vor dem Verbrechen beginnen würde.
    Grundström knöpfte seinen eleganten Mohairmantel auf und machte das Schulterholster klar. Hjelm tat desgleichen mit seinem etwas weniger eleganten Mantel. Vom Schnee abgesehen, wirkte es wie eine Szene aus einem Western von Sergio Leone. Grundström klingelte. Der Klingelton hallte durchs Haus. Hallte leer, fand Hjelm und bewegte sich an der Fassade entlang auf den Altan zu. Er beobachtete den Schnee; es war unmöglich, in der schweren, frisch gefallenen Schneedecke irgendwelche Spuren auszumachen. Er bog um die Ecke, gelangte zur Altantreppe, blickte hinauf. Bodenlange dicke Gardinen hingen hinter den Fenstern. Er stieg die Treppe hinauf und suchte einen Spalt zwischen den Gardinen. Irgendeinen kleinen Spalt musste es doch geben. Er fand ihn an der Altantür – im selben Augenblick, als sie aufgestoßen wurde.
    Ein eisiger Hauch durchfuhr ihn. Seine Hand bewegte sich instinktiv zum Pistolenholster.
    Niklas

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