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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Grundström sah zu ihm hinaus und sagte: »Hier ist es total sauber und aufgeräumt.«
    Hjelm trat sich die Schuhe ab, so gut es ging. Er blickte sich im Raum um. Er war wie geleckt. Keine Staubflusen, wahrscheinlich kaum ein Staubkorn. Zwei Stühle mitten im Zimmer, ein Sofa, ein Tisch. Eine Art von Kahlheit, die andeutete, dass niemand hier wohnte.
    Dies war keine Wohnung.
    Merkwürdig war, dass die Leere die Musik wieder in Gang brachte. Mozarts Requiem war eine Zeit lang fort gewesen – jetzt hallte es wieder mit voller Kraft in ihm.
    Paul Hjelm spürte es. Es war klar und deutlich – und selbstverständlich ungreifbar.
    Hier waren Menschen gestorben.
    Hier waren vor gar nicht langer Zeit Menschen gestorben.
    Confutatis maledictis, flammis acribus addictis: voca me cum benedictis.
    Wenn Empörung, Fluch und Rache wird gebüßt in heißen Flammen: oh, dann rufe mich zu dir.
    Er machte eine Runde an den Altanfenstern entlang. Er zog die Hand über die Unterkante der Fenster. Der Kitt um das Türfenster sah etwas anders aus. Nicht viel, doch ausreichend.
    Er wandte sich zu Grundström um, der seinerseits dastand und ihn beobachtete. Ihre Blicke begegneten sich. Nach einem Moment nickten beide.
    Â»Ja, ja«, sagte Grundström. »Hier ist es.«
    Â»Fasersuche«, sagte Hjelm zu Brynolf Svenhagen.
    Â»Wir erwarten einen weiteren Wälzer«, sagte Grundström.
    Svenhagen nickte lüstern und rief laut und vernehmlich durch die geöffnete Haustür. Und die Kriminaltechniker strömten erleichtert herein.

37
    Walking in your footsteps, dachte Jorge Chavez plötzlich, als er zwischen Kerstin Holm und Jon Anderson in einem kargen Vernehmungsraum saß und darauf wartete, dass Sven Fischer geruhte, sich aus dem Zellentrakt des Polizeipräsidiums einzufinden.
    Es war wirklich plötzlich.
    Wie in einem Akt der Selbstgeißelung nach dem großen Fall des vergangenen Jahres hatte er die Musik aufgegeben. Sein musikalischer Rückfall während seines Vaterschaftsjahres hatte ein Ende mit Schrecken genommen. Nie mehr Musik, nie mehr ein E-Bass und, vor allem, nie mehr The Police.
    Aber der sperrige Basslauf überfiel ihn aus einem tückischen Hinterhalt und rief nicht nur ein synkopiertes Trommeln auf den Vernehmungstisch hervor, sondern auch einige Textzeilen:
    Hej Mr. Dinosaur / You really couldn’t ask for more / You were God’s favourite creature / but you didn’t have a future / Walking in your footsteps.
    Â»Hör auf zu trommeln«, sagte Kerstin Holm streng, woraufhin der elegante Geschäftsführende Direktor der Fischer Security AB eintrat, die Anwesenden höflich grüßte und sich auf der anderen Seite des Tisches niederließ, die Hände im Schoß gefaltet wie ein braver, aber nervöser Schuljunge.
    Aber nervös war er allem Anschein nach nicht.
    Dagegen mehr als willig, sich gefällig zu zeigen.
    Â»So leicht ging es also nicht, die Vergangenheit zu ändern«, sagte Jorge Chavez mit einem abschließenden Trommelwirbel auf die Tischkante.
    Â»Das habe ich nie versucht«, sagte Sven Fischer, und wennman genau hinhörte, konnte man irgendwo hinter der Fassade von Business-Internationalität einen deutschen Akzent wahrnehmen.
    Chavez sagte: »Sie haben doch wohl nicht mit Ihrem Hintergrund als Berufsmörder im Dienst der DDR Werbung gemacht?«
    Fischer zuckte verhalten mit den Schultern.
    Â»Warum zucken Sie mit den Schultern?«, fragte Kerstin Holm. »Meinen Sie, dass Sie nicht auf unsere Fragen zu antworten brauchen?«
    Â»Doch«, sagte Fischer und sah ihr mit einem scharfen, klaren Blick in die Augen.
    Â»Doch?«
    Â»Doch, ich habe durchaus damit geworben. Es hat sich als richtig gute Reklame erwiesen.«
    Â»In welcher Weise?«, sagte Chavez verwundert.
    Â»Unternehmen von der Art unserer Kunden wollen den Sicherheitskoeffizienten optimieren, sonst nichts. Ihrer Meinung nach lässt ein Hintergrund als Stasiagent – nicht Berufsmörder, das ist unrichtig – unverbrüchliche Loyalität und eine in diesem Zusammenhang angemessene Rücksichtslosigkeit vermuten.«
    Â»Und vermuten sie richtig?«
    Â»Ja. Solange die Rechnungen pünktlich bezahlt werden.«
    Â»Wer sind Ihre Kunden?«
    Â»Konfidenzintensive Unternehmen.«
    Â»Konfidenzintensive Unternehmen, die den Sicherheitskoeffizienten optimieren

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