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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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sagte Fischer.
    Â»Aber Sie haben darüber nachgedacht. Über Nacht.«
    Â»Es gibt auf jeden Fall keinen professionellen Anlass«, sagte Fischer, jetzt wieder konzentriert. »Es hängt nicht mit irgendwelchen vergangenen Aufträgen zusammen. Ich sehe keinen Moment vor mir, in dem es hätte geschehen können. Ich verbinde es auch nicht mit einer bestimmten Person. Es klingelt nichts bei mir. Das sollte es aber. Mein Überblicküber unsere Aktivitäten war total. Außer gegen Ende, als die Mauer fiel und der kommunistische Block ausradiertwurde. Da war es eher chaotisch.«
    Â»Vermutlich ist es also da geschehen? Um 1989/90?«
    Â»Damals waren die Möglichkeiten auf jeden Fall größer.«
    Â»Und da steht also eine bestimmte Anzahl von Personen zur Wahl? Denn es muss wohl ein aktiver Agent gewesen sein.«
    Â»Andere hatten keinen Zutritt. Keiner kann sich unbemerkt Zugang verschafft haben. Als die Mauer fiel, waren wir eine Gruppe von Agenten, die zu bleiben und abzuwarten beschloss. Wir blieben, verbarrikadierten die Wohnung, bereit, uns freizuschießen. Aber es geschah nichts. Wir erhielten Bescheid, dass wir davongekommen waren. Die Papiere waren vernichtet. Da erwachte ziemlich bald der kapitalistische Geist in uns – der Unterschied zwischen den Feinden war immer haarfein gewesen, es ging, kurz gesagt, immer darum, wer der Stärkere war. Wir hatten ein gutes Kontaktnetz aufgebaut, das wir für unser Unternehmen nutzen konnten. Ich stellte ganz einfach meine früheren Kollegen an. Alle machten mit. Wir waren fünf.«
    Â»Es dürfte also von Rechts wegen keiner von den fünf sein?«
    Â»Es kann keiner von ihnen sein. Wir waren alle evakuiert. Saßen mit Laptops und mobilen Internetanschlüssen in einem Restaurant in Fältöversten und versuchten, die Geschäfte weiterzuführen.«
    Â»Wer war es dann?«
    Â»Es war, wie gesagt, eine chaotische Zeit. Agenten kamen und gingen mit verschiedenen lichtscheuen Aufträgen, nicht zuletzt, um ihre eigene Haut zu retten.«
    Â»Aber Sie können versuchen, eine Liste für uns zusammenzustellen?«
    Â»Das habe ich schon getan«, sagte Sven Fischer und klopfte sich an den Schädel. »Zum eigenen Gebrauch.«
    Chavez nickte. »Ich will nicht wissen, wozu Sie sie haben wollten«, sagte er. »Berücksichtigen Sie dabei noch folgende Punkte: Computerfachmann im Finanzbereich, der für Andelsbanken als Sicherheitsexperte tätig war und geschickt genug ist, Ihr bombensicheres Alarmsystem auszuschalten.«
    Â»Andelsbanken?«
    Â»Die Bank unter Ihren Füßen«, sagte Jorge Chavez und schlug einen Trommelwirbel.
    Hey mighty brontosaurus / Don’t you have a message for us / You thought your rule would always last / There were no lessons in your past.
    In diesem Moment riss Arto Söderstedt die Tür auf, stiefelte mit einigen Papieren in der Hand herein und sagte atemlos: »Wir haben ihn!«

38
    Obduktion einer Wand, dachte Arto Söderstedt und blickte durchs Fenster in einen der Operationssäle im Keller des Polizeipräsidiums. Auf dem rostfreien Tisch lag kein Mensch, sondern ein Stück Wand. Aber die Handbewegungen des ausübenden Technikers waren mindestens so vorsichtig wie die eines Gerichtsmediziners – einer Zunft, die nicht unbedingt für besondere Finesse bekannt ist.
    War doch die Gefahr, dass der Patient sich beklagen würde, minimal.
    Und dies galt bestimmt auch für die Wand. Wenn es aber eine sprechende Wand gab, dann war es diese hier. Die Hoffnung, dass sie vielleicht der A-Gruppe erzählte, was zum Teufel sie eigentlich tat, war immer noch lebendig.
    Es war ein so schwer greifbarer Fall. Ein Fall von der Art, bei dem man sich nie darüber im Klaren ist, was eigentlich vorgeht.
    Der Mann, der sich vorsichtig durch das große Stück Wand hackte, war kein gewöhnlicher Kriminaltechniker. Brynolf Svenhagen hatte ihn eigens vom Nationalmuseum angefordert. Er war Spezialist für die Restaurierung von Kunstwerken.
    Es war nämlich festgestellt worden, dass das Rohr – das eher eine Hülse oder ein zylinderförmiger Behälter war – etwas enthalten hatte, wahrscheinlich ein gerolltes Papier, und zwar für ein, zwei Jahrzehnte. Das Papier hatte während dieser Zeit höchstwahrscheinlich Abdrücke auf der Innenseite des Zylinders hinterlassen. Diese sollten jetzt

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