Totenmesse
rekonstruiert werden.
Aber es dauerte so verflixt lange.
Donald Duck lachte laut und heiser. Es schien ebensounmöglich, sich daran zu gewöhnen, wie es loszuwerden. Söderstedt zog sein Handy aus der Tasche und drückte das von seiner Tochter Lina installierte Donald-Duck-Lachen weg.
»Söderstedt.«
»Hängst du immer noch da unten herum, du Pflegefall?«, sagte Viggo Norlander. »Wir haben auch noch was anderes zu tun.«
»Ach ja, was denn?«, sagte Söderstedt bissig.
»Das zweite Rätsel lösen«, sagte Norlander.
»Es muss das erste sein, von dem du schwafelst.«
»Nein, die Antwort auf das erste Haarrätsel war âºjaâ¹. Ja, Waldemar Mörner trägt ein Toupet. Hier geht es um das zweite.«
»Das zweite Haarrätsel?«, fragte Söderstedt gereizt.
Dann fiel der Groschen. Er joggte zum Aufzug und fuhr zu den Räumen der A-Gruppe hinauf. Er joggte weiter über den viel zu langen Gang und erreichte entsprechend atemlos Raum 302. Er riss die Tür auf. Norlander saà an seinem Platz des gemeinsamen Schreibtischs, während Söderstedts Platz von einem elegant gekleideten Herrn besetzt war. Kulturattaché Pavel Ljubimow strich sich über sein welliges blondes Haar, das in besorgniserregender Weise an Waldemar Mörners Toupet erinnerte.
»Ich verstehe wenig Schwedisch«, sagte Pavel Ljubimow in seinem Englisch mit russischem Akzent.
»Shit«, sagte Viggo Norlander.
»Und Sie erhalten keine Antwort auf Ihr zweites Rätsel«, fuhr Ljubimow ungerührt fort. »Aber auf eine ganze Reihe anderer.«
Söderstedt trat hinzu und begrüÃte den Hochwohlgeborenen. »Sie hätten doch nicht herzukommen brauchen«, sagte er groÃmütig.
»Es ist sicher besser so«, sagte Ljubimow. »Sie hinterlassen so viele Spuren.«
»Ich fürchte, wir sind nicht darin geschult, keine Spuren zu hinterlassen.«
»Also bin ich gekommen«, sagte der Kulturattaché und saugte an seinem Karamellbonbon.
Viggo blickte Arto an, Arto blickte Viggo an. Die Blicke sagten: âºGeduld, Kollege, lass ihn gewähren. Er kann beim geringsten Widerstand kalte FüÃe kriegen.â¹
Doch die bekam er nicht. Nach einer Minute des Schweigens, wie um alle anonymen Opfer des Kalten Krieges zu ehren, sagte Pavel Ljubimow: »Ihren kleineren Bankräuber zu finden war kein groÃes Problem. Die DNA lag uns vor.«
»Lag vor?«
»Oder zurück, wenn man so will«, sagte Ljubimow. »In einem vergangenen Land. Einer vergangenen Epoche. Oder, wenn man das vorzieht: im Hause.«
Ljubimow opferte eine weitere Minute seiner kostbaren Zeit, bevor er seinen Schuss abfeuerte: »Ihr kleinerer Räuber heiÃt Mikhail Zinovjev und gehörte dem KGB an. Von 1987 bis zum Fall der Mauer war er an der Botschaft in Stockholm. Danach war er einige Jahre arbeitslos, bis er in einem Moskauer Vorort eine Stelle als Sportlehrer fand.«
»Sportlehrer?«, platzte Norlander heraus. »Und jetzt sitzt er in einer Bank in Stockholm und hält neun Personen als Geiseln fest?«
»Es liegt hier eine Kette von Ereignissen vor, die wir nicht zu deuten vermögen«, sagte Pavel Ljubimow. »Aber wir verfolgen Ihre Ermittlungen natürlich mit gröÃtem Interesse.«
»Müssen wir das so verstehen, dass die andere DNAProbe nichts ergeben hat?«, fragte Söderstedt.
»Ja«, sagte der Kulturattaché. »Aber das Foto Ihres gröÃeren Räubers ist bei allen betroffenen Instanzen kursiert.«
Wieder Zeit für die berühmte Schweigeminute.
»Wir glauben, dass wir ihn identifiziert haben«, sagte Pavel Ljubimow schlieÃlich. »Aber es ist wesentlich unsicherer. Das Bild ist nicht besonders gut.«
»Ja?«, wagte Söderstedt zu äuÃern.
»Er hat sich im Umfeld gewisser krimineller Gruppierungen bewegt«, sagte Hochwürden langsam. »Die Polizei in Moskau kannte ihn. Wenn es stimmt, dann heiÃt er Kuvaldin, Vladimir Kuvaldin. Veteran aus dem Afghanistankrieg.«
»Thereâs a lot of war right now«, sagte Viggo Norlander.
»So ist unsere Welt nun einmal beschaffen«, sagte Ljubimow. »Wenn man seine Augen öffnet.«
»Ist es zu gewagt zu vermuten, dass sich in Ihrem Aktenkoffer ein paar bessere Fotos verbergen?«, fragte Söderstedt.
Ljubimow knallte seinen Aktenkoffer auf den Schreibtisch und fischte besagte Fotos
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