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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Sauerstoff zu. Der Wasserstoff oxidiert an der Anode, und der Sauerstoff wird an der Kathode reduziert. Energie wird freigesetzt – es bildet sich Wasser.
    Mit den Brennstoffzellen lässt sich auch vieles machen, und ich arbeitete mit entsprechenden Ideen in meiner Forschung.
    Als sie unterbrochen wurde.
    Hitler wusste, dass wir den letzten Krieg verloren hatten, weil unsere Abhängigkeit von der Kohle viel zu groß war. Stattdessen richtete er sich darauf ein, den Krieg mit Öl zu betreiben. Dies ist ein Ölkrieg. Und es dürfte nicht der letzte sein.
    Es ist seltsam, in der jetzigen Lage in solchen Bahnen zu denken. Aber etwas im Hier und Jetzt hat mich veranlasst, die Perspektive schrumpfen zu lassen, fast als wäre dies wirklich – beabsichtigt.
    Der Tag verging in seltsamer Klarheit. All meine alten Gedanken, Ideen, Einfälle, Ansätze breiteten sich vor mir aus, und ich schloss wieder zu mir selbst auf. Als die Dämmerung meine eigenartige Höhle – diesen Hohlraum in der Zeit – in Dunkel zu tauchen begann, befand ich mich an dem fortgeschrittensten Punkt, den ich je erreicht hatte. Zahlreiche Fäden waren in die Zukunft ausgeworfen, und ich war bereit, mich mit ihrer Hilfe hinüberzuziehen in die nächste Phase. Mein zweites Notizbuch begann sich zu füllen, und ich öffnete mit einer gewissen Zufriedenheit eine Konservendose. Ich öffnete sogar eine Flasche Wein.
    Es war ein besonderer Tag. Der Lärm des Krieges, das Brüllen der Höllenstadt, reichte nicht zu mir hinab; ich muss tief unter ihren Ruinen begraben sein. In den Augenblicken, die vergingen, während das schwache Tageslicht vor meiner kleinen Öffnung zur Außenwelt verschwand, wurde ich von deiner absoluten Abwesenheit durchströmt, du Gott, an den ich nicht glaube. Ich danke dir dafür, dass du alles in unsere Hände legst.
    Zum ersten Mal seit einigen Jahren empfand ich eine gewisse Zufriedenheit, vielleicht sogar Zuversicht. Ich war leicht wie ein mit Wasserstoff gefüllter Ballon, bis an den Rand mit Wasserstoffgas gefüllt, und der Wein kreiste in meinem Mund und umspülte sämtliche Geschmacksknospen.
    Es war kein Leben mehr, es war etwas anderes. Aber es fühlte sich gut an.
    Eine Welt lag vor mir.
    Eine Welt mit klarblauem Himmel.

    Ich schlief mit dem Stift in der Hand ein. Gerade bin ich aufgewacht. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Das Einzige, was ich weiß, außer dass ich es niederschreiben muss, ist, dass es ein Geräusch ist. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit höre ich ein Geräusch, das nicht von mir selbst herrührt.
    Jemand gräbt an meiner Öffnung.
    Jemand dringt aus der Außenwelt herein.
    So kurz war also mein Aufschub.
    Ich muss dich gestört haben, Gott, an den ich nicht glaube. Meine Gewaltsamkeit muss selbst dich gestört haben, der du alles gesehen hast. Du hast mich in die Welt des Denkens zurückkehren lassen, wenn auch nur, um meine Lebensgeister wieder erwachen zu lassen und mich dann richtig zu Boden strecken zu können. Gelegen habe ich ja schon.
    Dies hier hat eine bessere Wirkung, ich stimme dir zu, Gott, an den ich nicht glaube. Diesmal wird mein Fall tief.
    Ich muss jetzt die Feder niederlegen und zum Schwert greifen.
    Es ist eine raffinierte Strafe, Gott, an den ich nicht glaube.
    Ich bin beeindruckt.
    Ich sehe es nicht, es ist kohlschwarz, aber ich nehme an, dass das Loch zur Außenwelt in der nächsten Sekunde groß genug ist, um einem Menschen Platz zu bieten.
    Ã„ußerst widerwillig, wie du merkst, Gott, an den ich nicht glaube, lege ich die Feder nieder.
    Ich greife zu meiner Waffe.

40
    Â»Es war ein Mann mit einer Uhr«, sagte Söderstedt.
    Â»Uhr, wieso Uhr?«, sagte Viggo Norlander.
    Der Restaurator, eben noch überaus beredt, sagte nichts. Er war zum Zuschauer einer Szene geworden, von der er nichts begriff. Er gab auf, da ihm die Statistenrolle nicht zusagte, und wandte sich wieder dem Plastikstück mit den leuchtenden Zeichenfragmenten zu.
    Söderstedt zeigte einen Moment lang mit wippendem Zeigefinger auf Norlander. »Der Mann sagte, er zöge es vor, seine Uhr ›Chronometer‹ zu nennen«, sagte er schließlich und fügte hinzu: »Komm mit!«
    Damit zerrte er den nicht unbedingt begeisterten Kumpel durch die Tür und bis zum Aufzug.
    Â»Ich nehme an, es ist sinnlos, dich um eine Erklärung zu bitten, was

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