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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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du eigentlich machst«, murmelte Norlander.
    Â»Jemand wollte, dass gerade ich diesen Schreibtisch bekomme«, sagte Söderstedt. »Und ich war der Meinung, das wärst du.«
    Â»Ich bevorzuge Ikea-Schreibtische, wie du weißt.«
    Â»Aber ich dachte, du wolltest nett sein. Ich hätte es besser wissen müssen.«
    Â»Erkläre dich auf der Stelle«, verlangte Norlander.
    Â»Ungeheuer gut versteckt befand sich in diesem Schreibtisch ein altes Blatt Papier, das fast haargenau so aussah wie das aus der Wand in der Skeppargatan.«
    Viggo Norlander erstarrte. Auch als die Aufzugtür sich öffnete, regte er sich nicht. Arto Söderstedt musste ihn mit einem leichten Schubs in den Aufzug drängen.
    Im Aufzug sagte Norlander: »Aber das ist doch lächerlich.«
    Â»Ich weiß«, sagte Söderstedt. »Um das Geheimfach in meinem außerordentlich schönen Barockschreibtisch zu öffnen, muss man die Schubfächer in einer bestimmten Reihenfolge schließen. Es ist ein subtiler Mechanismus, und es war wohl kaum beabsichtigt, dass ich das Papier finden sollte. Aber jemand wollte wissen, wo es war. Meine Wohnung sollte als eine Art Bankfach dienen.«
    Â»Aber warum gerade deine? Warum ausgerechnet du unter allen Spinnern auf der ganzen Welt?«
    Â»Angenommen, er ist es«, sagte Söderstedt. »Angenommen, es war wirklich unser ehemaliger Stasiagent, unser Mastermind, auf den ich während der Auktion gestoßen bin. Dann kann ihm nicht unbekannt sein, dass ich bei der Polizei bin. Wahrscheinlich ist ihm auch die A-Gruppe nicht unbekannt, und er weiß, dass aller Wahrscheinlichkeit nach wir diejenigen sind, die eingeschaltet werden, wenn seine Kumpane die Bank am Karlavägen berauben. Also verfolgt er einen bestimmten Zweck damit, das Papier mir zuzuspielen. Nicht mir persönlich, sondern es bei mir zu deponieren.«
    Â»Was sind das für Papiere?«, fragte Norlander. »Zwei gleiche?«
    Â»Oder fast gleiche. Schwer zu sagen. Er hatte eines : Das legte er in den Schreibtisch und deponierte es bei mir. Und er holte ein zweites aus der Wand in seinem alten Spionennest. Sie hängen zusammen. Und möglicherweise ist er auf weitere aus.«
    Â»Aber wie konnte er wissen, dass du diesen Schreibtisch kaufen würdest?«
    Â»Ich hatte eine Suchanzeige im Internet: ›Schreibtisch älteren Baujahrs mit vielen Fächern zu kaufen gesucht.‹ Nach einigen Wochen erhielt ich eine Mail über eine Auktion, auf der ein Schreibtisch, der meinen Kriterien entsprach, angeboten wurde.«
    Â»Außer Spion ist er ja Hacker«, sagte Norlander. »Er knackte die ›sicherste finanzielle Firewall der Welt‹. Er mussuns digital überwacht haben, die ganze A-Gruppe. Eine Art und Weise gesucht haben, sich einem von uns zu nähern. Er sah deine Suchanzeige und besorgte einen passenden Schreibtisch.«
    Â»Aber was will er mit uns?«, fragte Söderstedt.
    Der Aufzug fuhr auf und ab. Neu Einsteigende beäugten misstrauisch das weltabgewandte Paar, das an der hinteren Fahrstuhlwand stand und über Spione diskutierte.
    Â»Wir sind keine Spione«, sagte Norlander.
    Â»So einfach, meinst du? Wir sind eine offizielle Instanz, die von Nachrichtendiensten ganz unbeleckt ist?«
    Â»Warum nicht? Schweden ist ja während des Kalten Krieges oft als neutraler Boden genutzt worden, hier hat man Gefangene ausgetauscht, hier hat man zwielichtige blockübergreifende Abmachungen getroffen.«
    Â»Schweden als großer Checkpoint Charlie«, nickte Söderstedt und hielt den Fahrstuhl an.
    Sie kehrten zu den Räumen der A-Gruppe zurück. Söderstedt ging voran, und Norlander begriff, dass es keinen Sinn hatte zu fragen, wen sie aufsuchen würden. Einfach abwarten.
    Sie gelangten zum Zimmer 304 und traten ein, ohne anzuklopfen. Sara Svenhagen und Lena Lindberg saßen vor ihren Monitoren. Keine von beiden blickte auf, aber Sara sagte: »Im Moment bitte nicht.«
    Â»Was ›im Moment bitte nicht‹?«, sagte Viggo.
    Â»Stört uns jetzt bitte nicht«, sagte Sara. »Geir hat uns gerade alle Dateien geschickt. Wir müssen sie vor Feierabend noch ordnen.«
    Â»Mit Fotos?«, sagte Arto Söderstedt und zeigte auf Sara Svenhagens Bildschirm, auf dem sich ein ziemlich unansehnlicher Mann breitmachte.
    Â»Ja«, sagte Sara Svenhagen und betrachtete besorgt den energischen Finnlandschweden.
    Söderstedt

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