Totenmesse
Lena Lindberg lieà nicht locker. »Steht etwas darauf?«
»Auch das ist noch ein wenig unklar.«
»Nun hör schon auf«, sagte Sara Svenhagen und ging zum Drucker. »Hör auf oder sag, was Sache ist.«
»Dies ist alles ganz neu«, sagte Söderstedt. »Ich habe noch nicht alles zusammengesetzt.«
Der Drucker war fertig. Svenhagen nahm ein paar Blätter heraus. Söderstedt riss sie höchst unhöflich an sich und stürzte aus dem Zimmer. Nach einigen Momenten des Zögerns folgten ihm die anderen.
Arto Söderstedt hastete den Flur der A-Gruppe entlang. Ohne dem weiter Beachtung zu schenken, hörte er, wie er verfolgt wurde. Bei der zweiten Treppe musste er innehalten, um nicht ganz aus der Puste zu sein, wenn er den Trakt der Untersuchungshaft betrat. Während er die Sicherheitskontrolle passierte und darauf wartete, das Klarzeichen zu erhalten, traf zuerst Lena Lindberg ein, danach Sara Svenhagen und als Letzter, vernehmbar keuchend, Viggo Norlander. »Ich bin ein alter Mann«, ächzte er.
Eine eindeutig lebensmüde Wache begleitete sie durch die Flure der Untersuchungshaft und lieà sie durch eine der vielen Türen eintreten.
Söderstedt war der Erste. Auf der einen Seite eines Tisches saÃen Kerstin Holm, Jorge Chavezund Jon Anderson. Ihnen gegenüber saà Sven Fischer.
Chavez schlug an der Tischkante einen Trommelwirbel, und Arto Söderstedt stieà atemlos aus: »Wir haben ihn!«
Woraufhin sich drei weitere Beamte hinter ihm in den kleinen Vernehmungsraum drängten.
Sven Fischer sah die sieben Polizeibeamten an und sagte: »Die schwedische Polizei hat phantastische Ressourcen.«
Kerstin Holm stand auf und zog Söderstedt in eine Ecke des Vernehmungsraums. »Was machst du, Arto?«, flüsterte sie, eher kollegial neugierig als chefmäÃig erzürnt.
»Ich musste rechtzeitig kommen, bevor ihr ihn loslasst«, flüsterte Söderstedt zurück. Seine Stimme klang halb wie ein Röcheln, halb wie ein Pfeifen.
»Um ein Haar hätten wir das getan«, flüsterte Holm und nahm ihm die Papiere aus der Hand.
»Johan Lidström«, flüsterte Söderstedt, »hat vor gut einem Jahr bei der hiesigen Andelsbank als Berater für Datensicherheit gearbeitet.«
»Und wie bist du darauf gekommen?«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich glaube nicht, das ich sie flüstern kann, ohne dabei in Ohnmacht zu fallen.«
»Okay«, nickte Holm. »Könnte es Komplikationen geben, wenn wir ihn Fischer zeigen?«
»Möglicherweise, wenn wir ihn gehen lassen müssen. Wenn sie irgendwie unter einer Decke stecken. Dann könnte er Lidström warnen. Aber ich glaube es nicht. Dies hier ist ein Alleingang von Johan Lidström.«
»Ich versuche, Fischer noch eine Weile dazubehalten. Aber â¦Â«
»Aber �«
»Aber du musst deiner Sache verdammt sicher sein, Arto. Richtig verdammt sicher.«
Söderstedt schnitt eine Grimasse.
»Also?«, flüsterte Holm.
»Ich verlasse mich nur auf meine Erinnerung«, flüsterte Söderstedt. »Eine flüchtige Erinnerung von fünf Sekunden.«
»Wir dürfen uns keine BlöÃe geben. Wie sicher bist du?«
»Ganz sicher«, sagte Söderstedt laut.
»Also gut«, sagte Holm. »Dann mach.«
Söderstedt räusperte sich und trat zu den versammelten A-Gruppen-Mitgliedern, die einander mit einer gewissen Verwunderung betrachteten.
Viggo Norlander konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. »Pflegefall«, sagte er, als Söderstedt näher kam.
Söderstedt drängte sich an der Gruppe vorbei und legte ein Papier auf den Tisch vor dem eleganten Direktor von Fischer Security AB, der indessen ein wenig gerupft aussah; Chavez schien ihn hart rangenommen zu haben.
»Kennen Sie den Mann?«, fragte Söderstedt.
Sven Fischer warf einen Blick auf den Computerausdruck. Er nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn genauer. Dann begann er zu lachen. Es war ein merkwürdiges Geräusch. »Jahaa«, sagte er. »Das hätte man ahnen müssen.«
»Sie kennen ihn also?«, sagte Söderstedt.
»Ja«, sagte Fischer und legte das Papier auf den Tisch.
»Wer ist es?«
»Andreas Becker«, sagte Fischer. »Ein ausgezeichneter Agent.«
»Er nennt sich jetzt anders.«
»Ich wusste, dass er eine perfekte Parallelidentität hatte. Wir, die in
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