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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Bankgebäude am Karlavägen. Das nahm allmählich wieder seine alte Form an. Die Männer von der Spurensicherung waren fertig und hatten Bauarbeitern Platz gemacht.
    Der Geschäftsführende Direktor Haavard Naess war auch da. Er war wie immer: auf Null gestellt.
    Â»Ja«, sagte Sara Svenhagen und zeigte das Foto.
    Â»Geir braucht kein Foto«, übersetzte Naess. »Er weiß sehr gut, wer Johan Lidström ist. Er hat ihn konsultiert.«
    Â»Erzählen Sie.«
    Â»Wir haben uns an Svenska Säkerhetssystem AB gewandt und aus dem Personal dort einige Experten ausgewählt. Lidström war ein sanfter, zurückhaltender Mann, extrem kompetent. Er hatte acht Jahre für die Firma gearbeitet. Kein fröhlicher Kumpan, mit dem man am Feierabend ein Bier trinkt, aber sehr sympathisch.«
    Svenhagen fragte sich, wie ein fröhlicher Kumpan in Geirs beziehungsweise Haavards Augen aussah. »Hat er gut gearbeitet?«, fragte sie.
    Â»Sehr gut.«
    Â»Hat es Anzeichen für persönliche Probleme gegeben?«
    Â»Im Gegenteil«, sagte Geir via Haavard. »Er machte einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Er hat uns ein Bild von seiner Familie gezeigt. Eine schöne blonde Frau und einen Sohn, der gerade erst geboren war.«
    Â»Ein später Vater also?«
    Â»Es ist nie zu spät«, sagte Geir direkt zu Lena Lindberg.
    Â»Können Sie noch mehr über ihn sagen?«, fragte Sara mit einem besorgten Blick auf Lena, die jedoch ganz gelassen wirkte.
    Â»Nur dass er ein ziemlich altmodisches Schwedisch sprach«, sagte Haavard Naess.
    Geir wandte sich Lena Lindberg zu und nahm ihre Hand. Blitzschnell, Sara konnte nicht eingreifen. Während Geirs folgender Replik hatte sie Angst vor einem groben polizeilichen Übergriff: »Darf ich Sie heute Abend zum Essen einladen, mein Fräulein?«
    Dann brach Lena in ein sehr scheues Lachen aus, wie Sara es noch nie gehört hatte.
    Und plötzlich war alles gut.

    Kerstin Holm machte nicht ohne gewisse Angst den Schritt von dem Teil des Polizeipräsidiums auf Kungsholmen, derdie Reichskriminalpolizei beherbergte, zu dem der Länspolizei. Es war eine Wanderung, die sie schon einmal gemacht hatte, unter ganz anderen Vorzeichen. Damals war sie geradewegs in einen blauen Bannkreis hineingewandert, der sich dann aufgelöst hatte.
    Vielleicht.
    Es war einige Monate her, seit sie Bengt Åkesson getroffen hatte, den Kommissar in der Abteilung für Gewaltverbrechen bei der Länspolizei. Im vorigen Sommer hatten sie einen gemeinsamen Babysitter gehabt. Und waren nahe daran gewesen zusammenzuleben. Ein blonder Vamp namens Vickan hatte im Weg gestanden.
    Sie war bei Åkessons Zimmer angelangt und stand einen Moment unentschlossen vor der Tür. Dann erinnerte sie sich daran, warum sie hier war, und klopfte fest an.
    Â»Herein«, sagte eine gedämpfte Stimme.
    Ã…kesson erhob sich von dem überladenen Schreibtisch und ging auf sie zu. Er lächelte breit und richtete seinen klarblauen Blick auf sie, und später sollte sie mit großer Rücksichtslosigkeit ihre Gefühle in diesem Moment analysieren.
    Aber nicht jetzt.
    Jetzt ging es um etwas anderes.
    Sie setzten sich. Zwischen ihnen der Schreibtisch. Sie deutete fragend darauf.
    Â»Ich weiß«, sagte Bengt Åkesson. »Ich gehe alte Fälle durch, um zu sehen, welche wir ad acta legen müssen. Einsparungen. Nur nicht für die A-Gruppe.«
    Â»Neid steht dir nicht«, sagte Kerstin Holm und spürte, dass sie lächelte.
    Â»Nein«, sagte er und lächelte ebenfalls. »Kein Neid. Würde mir nicht einfallen.«
    Â»Ist der aktuelle Fall auch dabei?«, schaltete sie um.
    Â»Liegt ganz oben«, sagte Åkesson und nahm einen braunen Ordner vom Stapel. »Deinetwegen.«
    Â»Prima. Erzähl mal.«
    Â»Formal ist es immer noch ein unabgeschlossener Fall, aber Tatsache ist, dass wir festsitzen. Wir werden ihn wohl einstellen. Der Fall einer Vergiftung in einer Villa in Enskede. Es sah wie ein Unglück aus, war aber wohl, nach allem zu urteilen, ein Verbrechen. Eine Weile hatten wir den Ehemann im Verdacht, aber dazu war viel zu offensichtlich, dass Johan Lidström seine Familie über alles liebte.«
    Â»Kannst du ein bisschen genauer sein?«
    Â»Es war im Herbst, am Nachmittag des dritten Oktober, als Anna Lidström und ihr zehn Monate alter Sohn vergiftet wurden. Ein Apfel, der viel zu stark gespritzt war. Eine

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