Totenmesse
in einer stilvollen alten Villa in Saltsjöbaden. Am Schreibtisch in einem groÃen Arbeitszimmer saà ein eleganter Herr.
»Sie sind also Geschäftsführender Direktor der Svenska Säkerhetssystem AB?«, sagte Sara, als das Händeschütteln überstanden war.
»Ja. Leif Grahn. Zu Diensten.«
»Erzählen Sie von Johan Lidström.«
»Ein auÃerordentlicher Profi. Ich habe ihn im Frühjahr 1992 eingestellt, er hatte tadellose Zeugnisse. Zivilingenieur bei Chalmers, dann ein paar Jahre Ausland in der Datensicherung, vor allem in Deutschland.«
»Haben Sie mit früheren Arbeitgebern gesprochen?«
»Das war nicht nötig. Seine Kompetenz war unbezweifelbar. Die Dokumente in seiner Bewerbung waren erstklassig.«
»Wie war er als Mensch?«
»Wir standen einander nicht sehr nahe, aber ich glaube, das tat niemand in der Firma. Alle hatten Respekt vor Johan, nicht zuletzt wegen seiner Kompetenz.«
»Die sich worin ausdrückte?«
»Datensicherung. Niemand erkannte wie er Löcher im Datensystem. Seine Arbeit bestand darin, sie zu stopfen. Und das tat er mit Bravour.«
»Wie haben Sie die Tragödie mit seiner Familie aufgenommen?«
»Mein Gott, ja, er war ein Mann, der sich minutiös darauf vorbereitet hatte, die richtige Frau zu finden, um eine Familie zu gründen. Und er fand sie. Anna war eine phantastische Frau, schön, offen, angenehm, froh, klug â in vieler Hinsicht das Gegenteil von ihm. In seinem Wesen gab es etwas sehr Dunkles. Irgendeinen Schatten. Er liebte zum Beispiel Ingmar Bergmans grässliche Filme. Und dann diese Katastrophe. Ich wollte mit ihm reden, aber es war nicht möglich, er war nicht anzutreffen. Und dann verschwand er. Ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass er sich das Leben genommen hat. Das hätte ich in seiner Situation getan. Und das hat er nicht, wollten Sie das sagen, meine Damen?«
»Vielleicht ist es eine Frage der Definition«, sagte Sara Svenhagen.
Kerstin Holm saà zwischen Jon Anderson und Jorge Chavez auf der Schreibtischkante und lieà die Beine baumeln. Ihre Miene war nachdenklich, aber über den bekümmerten Stirnfalten schien gleichzeitig etwas Leichtes zu schweben. Ein Lächeln.
Jorge Chavez war, bevor er sich die Hörner abgestoÃen hatte, Experte (wenn auch ein selbst ernannter) darin gewesen, weibliche Seelenzustände nach ihrer Erscheinungsform im ÃuÃeren zu deuten. Und hätte er Kerstin Holm nicht so gut gekannt, hätte er jetzt eine gewisse männliche Einwirkung vermutet.
AuÃerdem überlegte er, ob sie sich nicht ein ganz kleines bisschen näher zu ihm als zu Jon Anderson gesetzt hatte. Als kleines Zeichen.
»Versuchen wir also zusammenzutragen, was wir haben?«, sagte sie â und lag da nicht eine neue Musikalität in ihrer Stimme?
Jon Anderson hatte, nicht ganz unerwartet, ein Flipchart hervorgeholt. »Wir haben Folgendes. Dank Laura Riddarsporre einen alten weiÃen Saab 9000 mit dem Kennzeichen GON 986, zugelassen auf einen nicht existierenden Rolf Strand mit einer nicht existierenden Adresse in Bandhagen. Wir haben noch zwei weitere Pseudonyme: Andreas Allvin und Alvin Strömberg. Und vor allem haben wir die Adresse Tantogatan 41, wo es aber eine Menge Bewohner gibt. Hier ist die Liste. Wie finden wir heraus, welcher unser Mann ist? Einen Andreas Allvin gibt es nicht, einen Alvin Strömberg gibt es nicht, einen Rolf Strand gibt es nicht.«
Doch, dachte Jorge. Sie sitzt eindeutig näher bei mir.
»Könnte er die Adresse nicht auch gefälscht haben?«, sagte Kerstin Holm. »Kann man das bei einer IP-Adresse?«
»Nicht in diesem Fall«, sagte Jon Anderson. »Sie ist mit der Breitbandschaltung des ganzen Hauses verknüpft. AuÃerdem haben wir den Keller eines unbekannten Hauses in der Tantogatan, wo Artos Schreibtisch von der Auktionsfirmaabgeholt wurde. Ich würde sagen, unser Mann ist einer der Bewohner der Tantogatan 41. Und das sind nach meiner Liste vierunddreiÃig.«
»Die sind verdammt groÃ, diese Tanto-Häuser«, sagte Chavez, hauptsächlich, um nicht ganz stumm zu sein.
Die drei betrachteten die von Jon Anderson peinlich genau aufgestellte Liste.
»Nichts, was wie Allvin oder Alvin aussieht«, sagte Kerstin Holm.
»Es gibt hier einen Strand«, sagte Chavez.
» Märta Strand«, seufzte Anderson.
»Keinen
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