Totenmesse
Chance.
Ich war unglaublich glücklich.
Kurz darauf hatte jemand dann doch zwischen mir und Achim die Verbindung hergestellt. Auch diesmal eigentlich nicht, um die Formeln in die Hand zu bekommen, sondern um dafür zu sorgen, dass sie nicht auftauchten. Sie versuchten, mich zu vergiften, aber stattdessen vergifteten sie meine Familie. Ich war wieder allein.
Ich wusste, dass sie hinter mir her waren. Nicht, dass es mich weiter gekümmert hätte â als Anna und Andreas starben, bin auch ich gestorben â, aber ich wollte mit meiner Trauer in Ruhe gelassen werden. Wollte in Ruhe sterben.
Irgendwann in diesem Prozess, während ich als Lars Bergman in Tantolunden lebte, kam mir der Gedanke zurückzuschlagen. Einen Gegenschlag zu führen gegen eine überholte Weltordnung, die trotzdem weiterlebte, auf geliehene, nein gestohlene Zeit. Was wäre als Rache an diesen Fossilien besser gewesen als eine Präsentation der Lösung der Energieprobleme der Welt, einer Lösung, die anscheinend niemand haben wollte? Und die Bank der Ãlindustrie gleichzeitig um ein bisschen Geld zu erleichtern â¦
Schon als ich ein paar Jahre vorher im Gebäude des alten Hauptquartiers gesessen und eine Firewall für eine norwegische Ãlbank konstruiert hatte, begann der Plan Gestalt anzunehmen. Aber damals war ich glücklich, und der Plan war nicht aktuell. Glückliche Menschen rächen sich nicht. Jetzt aber lagen die Dinge anders.
Ich war der Familie Kuvaldin einiges schuldig. Ich versuchte, mit Fjodor in Kontakt zu treten, aber er hatte sich das Leben genommen. Stattdessen bekam ich Kontakt zu seinem jüngsten Sohn, Vladimir, dem einzigen Ãberlebenden, der ebenfalls nach Afghanistan geschickt worden war. Er kehrte zurück, zerbrochen, aber nicht tot â oder, Vladimir? â, und als ich Verbindung zu ihm aufnahm, wollte er um jeden Preis mitmachen. Ich nahm Kontakt zu einem alten Freund beim KGB auf, Mikhail Zinovjev, der ebenfalls am vorgetäuschten Banküberfall teilnehmen sollte, damit ich die Wand über der Bank erreichen konnte. Es ging gut â es gelang ihnen auch, an die Verkabelung in der Bank heranzukommen, sodass ich meine eigene Firewall überwand. Was schiefging, kam später.
Die Amerikaner müssen verstanden haben, dass ich es war, der hinter der Geiselnahme steckte, aber zum Glück begriffensie nicht so schnell, dass ich sie als Ablenkungsmanöver benutzt hatte, um in den Raum zu gelangen. Ihre Aktion mit dem falschen Einsatzpolizisten war hohe intelligence art . Höchst professionell.
Ich konnte Mikhail und Vladimir nicht im Stich lassen. Ich musste sie finden. Ich bearbeitete meinen alten Feind Robert Andrews, um herauszufinden, wo sie waren. Ich fuhr hin. Mikhail war bereits tot, Vladimir beinahe. Ich konnte ihn befreien. Aber jetzt sind sie mir auf der Spur.
Es gab noch einen Ort, an den ich gehen konnte. Ich hatte mich nicht verrechnet, als ich indirekt die schwedische Polizei eingeschaltet hatte. Es ist nicht alles vorbei. Es gibt immer noch eine Chance.
Es gibt eine Alternative.«
Es war ziemlich still in der Kampfleitzentrale. Als ob der Sauerstoff im Raum ausgegangen wäre, als ob alle Worte sinnentleert wären. Andreas Becker saà still da. Sein Blick schweifte in die Ferne.
SchlieÃlich bekam Arto Söderstedt ein bisschen Luft unter die Flügel. »Uns haben Sie bei der Geschichte ausgelassen«, sagte er.
Becker sah ihn ernst an. »Ja«, sagte er. »Das Datum wurde durch die Anwesenheit Ihres Mannes in Venedig bestimmt. Wenn alles nach Plan verlaufen wäre, hätte ich alles Weitere einfach ihm überlassen. Mit einer kleinen Instruktion, wie man die sehr gut versteckte Schublade im Schreibtisch öffnet.«
»Und das gilt nicht mehr?«
»Er hat jetzt eine andere Rolle«, sagte Becker. »Wenn er will. Wenn Sie wollen. Sie können auch alles fallen lassen. Sie bestimmen selbst.«
»Die Waffe haben Sie«, sagte Söderstedt.
»Sie wissen, dass ich Ihnen nicht schaden werde. Vielleicht sind Sie ein bisschen unsicher, was Vladimir betrifft. Ich war nur gezwungen, mir Ihre Aufmerksamkeit zu sichern.«
»Sie sind wirklich der Meinung, dass es sich um eine völlig neue ökonomische Ordnung handelt?«, fragte Holm.
»Was genau Hans und Maxim hinterlassen haben, wissen wir nicht«, sagte Becker. »Vielleicht ist es nur Luft. Aber dem Tagebuch
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