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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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hier die Konturen eines dritten Szenarios sichtbar? Chavez tastete danach, doch seine Hände blieben leer.
    Â»Was hältst du hiervon?«, sagte Jon Anderson und reichte ihm ein Blatt herüber.
    Verdammter Paragrafenreiter, dachte Jorge Chavez völlig unmotiviert, nahm das Blatt und überflog es. Es war ein am Morgen eingegangener Spontanhinweis, bei dem es um einen mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden schwarzen Van in der Sibyllegatan beim Östermalmstorg ging. Mehr Information gab es nicht. Er zuckte mit den Schultern und sagte: »Sollen die Kollegen von der Streife sich mal drum kümmern. Leg’s in ihre Arbeitsmappe.«
    Jon Anderson nickte und machte eine Notiz in dem anderen Stapel. Darauf reichte er ihm ein weiteres Blatt.
    Chavez riss es an sich und sagte unwirsch: »Und was ist das hier?«
    Â»Vielleicht eher ein Kuriosum«, sagte Anderson. »Ein älteres Paar aus der Grevgatan, das evakuiert wurde und nach der Rückkehr ein, ich zitiere, ›demoliertes Badezimmer‹ vorfand.«
    Chavez las die Anzeige und merkte, dass er eine Augenbraue hochzog. Wie Sherlock Holmes. »Das Badezimmer muss also während der Evakuierung demoliert worden sein«, sagte er, nur halb fragend.
    Â»So scheint es«, sagte Jon Anderson.
    Â»In der Grevgatan 61? Während Polizisten vor der Tür Wache standen?«
    Â»Deshalb habe ich es mit auf diesen Stapel gelegt«, sagte Anderson nicht ohne einen gewissen Stolz.
    Jorge Chavez dachte an ein Lineal. Ein schwedisches Standardlineal.
    In letzter Zeit war Gunnar Nyberg sein Partner gewesen, der einst vom Hausorgan Polistidningen offiziell zu ›Schwedens größtem Polizisten‹ ernannt worden war. Sie waren ein ungleiches Paar gewesen. Der große und der kleine Polizist. In Gunnars Abwesenheit war der auffallend lange und hagere Jon Anderson sein Partner geworden.
    Der lange und der kurze Polizist.
    War nicht ein schwedisches Standardlineal dreißig Zentimeter lang? Als er aufstand und Jon Anderson wie sein Schatten ebenfalls aufstand, erkannte Jorge Chavez, dass dies der exakte Größenunterschied war: eine Lineallänge.
    Â»Wir fahren hin«, sagte er.

    Â»Ich weiß nicht richtig, was ich mit dir machen soll«, sagte Niklas Grundström.
    Sie saßen in Paul Hjelms geräumigem Zimmer am anderen Ende des Polizeipräsidiums. Hätten sie über den kargen Innenhof auf die andere Seite geblickt, hätten sie die bedeutendbescheideneren Fenster der A-Gruppe sehen können. Aber sie hatten vollauf mit den Interna der Internabteilung zu tun.
    Â»Ich auch nicht«, sagte Paul Hjelm. »Aber das habe ich noch nie gewusst.«
    Grundström setzte sich auf dem Schreibtisch seines Untergebenen zurecht, indem er mit wippenden Bewegungen den Hintern in dessen Papiere grub. »Du hast wie ein Held gehandelt«, sagte er. »Zuerst einmal meinen aufrichtigen Glückwunsch. Du hast deiner Frau das Leben gerettet, du hast den Täter aus dem Haus gejagt, du hast alle Spuren gesichert. Ich bin fast ein bisschen stolz auf dich.«
    Â»Exfrau«, sagte Hjelm und versuchte, eine Lage des Verbands, die ihm die ganze Zeit über die Augen rutschte, festzuklemmen. Es war kein richtig guter Verband. Cilla hätte es besser gemacht.
    Â»Aber deine persönliche Verwicklung in den Fall kann zum Problem werden«, sagte Grundström unberührt. »Am besten wäre es, dich von dem Fall abzuziehen.«
    Â»Du wirst den Teufel tun«, sagte Hjelm.
    Â»Nenn mir ein Argument«, sagte Grundström.
    Paul Hjelm schloss die Augen und versuchte, nicht nur seine bohrenden Kopfschmerzen, sondern auch die Bilder von freiliegenden Knochen zu verdrängen. Er sagte tastend: »Mit der Tatsache, dass Cilla zu den Geiseln gehörte, haben die polizeiinternen Fragen nicht das Geringste zu tun. Was uns betrifft, geht es darum, wie und von wem die Nationale Einsatztruppe infiltriert werden konnte.«
    Grundström nickte. »Genau mein Gedanke«, sagte er. »Allerdings bist du nicht sonderlich vorzeigefähig. Wie viele Stiche sind es?«
    Â»Acht«, sagte Hjelm.
    Â»Von einem Handy?«
    Â»Es war ein Schlag von einem Profi.«
    Â»Darüber will ich mit dir reden«, sagte Grundström. »Duhast dir die Bilder des falschen Polizisten in der Bank genau angesehen. War es dieselbe Person?«
    Hjelm schüttelte langsam den Kopf. »Mein Instinkt – und nichts

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