Totenmesse
selbst?«
»Ich rede mit dem Sipo-Chef. Und was ist mit dem militärischen Nachrichtendienst?«
»Das wäre mein erster Checkpoint«, sagte Hjelm. »Wenn diese Geschichte auf mysteriöse Weise mit der CIA und dem KGB zu tun hat, dann ist der schwedische militärische Nachrichtendienst schon dabei, unsere zwei Fotos zu untersuchen. Und er würde unsere Lüge in den Medien schon erkannt haben. Ein aktiver CIA-Agent und ein ausgemusterter KGB-Agent begehen gemeinsam in Schweden einen Raubüberfall, der schiefgeht. Sie grübeln in dem Fall über Folgendes nach: 1. warum wir gelogen haben; 2. ob neue Sicherheitskonstellationen entstanden sind; 3. worum es überhaupt geht.«
»Und Letzteres müssen wir uns ebenso fragen«, sagte Grundström.
»Ich habe es schon gesagt«, erwiderte Hjelm. »Uns entgeht etwas.«
»Wie konnte der falsche NE-Mann wissen, dass wir stürmen und wann wir stürmen? Kann man sich wirklich eine undichte Stelle in der Einsatzleitung vorstellen?«
»Hör bloà auf«, sagte Hjelm. »Dann hätten wir interne Ermittlungen vor uns, die sich gewaschen haben.«
»Es gab schlieÃlich nicht nur Polizisten da«, sagte Niklas Grundström, stand auf und lieà einen Haufen zerknittertes Papier auf Hjelms Schreibtisch zurück.
»Ich glaube«, fuhr er fort, »dass ich einen potenziellen Weg in den militärischen Nachrichtendienst habe. Ich werde versuchen, ihn zu benutzen.«
»Jetzt?«, sagte Hjelm und blieb sitzen.
»Im Auto«, sagte Grundström.
»Im Auto?«, wiederholte Hjelm wie sein verlorener Papagei.
»Im Auto auf dem Weg nach Ãstermalm. Wir müssen uns die Stelle genau ansehen.«
»Die Stelle?«, sagte Hjelm.
»Hör schon auf damit«, sagte Grundström. »Wir müssen herausfinden, wo unser falscher Polizist gestanden und gewartet hat. Und der militärische Nachrichtendienst liegt nur ein paar hundert Meter von da entfernt. Ãbrigens â¦Â«
»Ãbrigens?«, wiederholte Hjelm und stand auf.
»Ãbrigens läuft dir Blut übers Gesicht.«
»Kabellage«, sagte Lena Lindberg. »Hört sich nach einem Fisch an.«
»Du meinst Kabeljau«, sagte Sara Svenhagen.
»Nein, ich meine den Kabellagefisch im Eismeer. Eine Dorschart.«
»Im Eismeer gibt es auf jeden Fall norwegische Ãlquellen«, sagte Svenhagen. »Und die Andelsbank ist ein direkter Ableger der norwegischen Ãlvorkommen, eine Art Schwestertochtergesellschafteiner der groÃen Ãlgesellschaften. Das Geld für die Kabellage am Karlavägen kommt also aus dem Eismeer. So gesehen, hast du recht.«
»Wie schön«, sagte Lena Lindberg spitz.
Sie saÃen sich im Raum 304 des Polizeipräsidiums gegenüber. Was sich zunächst, als Lena Lindberg vor neun Monaten zur A-Gruppe gestoÃen war, als eine perfekte Symbiose dargestellt hatte, wurde jetzt immer problematischer. Lena Lindberg war ständig in Rage. Es kochte in ihr nach der Liebesenttäuschung von Mittsommer des letzten Jahres, die obendrein Sara fast ihr Baby gekostet hätte.
Sara Svenhagen war es bisher gelungen, das meiste mit ihrer sanften Art zu dämpfen, doch die war nicht unerschöpflich, besonders nicht, wenn man ein einjähriges Kind zu Hause hatte. »Ja«, sagte sie. »Das ist gut. Die Andelsbank ist eine Kombination von Ãlmilliarden und Internet. Es ist gut, das zu wissen. Die Ãlgesellschaft hat Ende der Neunzigerjahre unvorstellbare Gewinne gemacht, als der Ãlpreis in die Höhe schoss. Sie wussten nicht, was sie mit der ganzen Knete machen sollten. Ein Typ in der Zentrale der Ãlgesellschaft heckte die Idee mit der eigenen Bank aus, darauf folgte die Idee einer reinen Internetbank, und der Volkswirt mit den besten Informatikkenntnissen wurde ihr Direktor. Hausinterne Besetzung. Das war Haavard Naess, der für die EDV zuständige Volkswirt der Gesellschaft. Naess nahm Kontakt zu einem alten Kumpel aus dem Wehrdienst auf, der Berufsoffizier geworden war, und heuerte ihn als Sicherheitsbeauftragten an. Sein Name war Geir Holt. Zusammen mit einem Stab von EDV-Spezialisten bauten Haavard und Geir Skandinaviens erste reine Internetbank auf, die ihre Tätigkeit rasch auf ganz Skandinavien und das übrige Europa ausweitete. Nach einigen Jahren entstanden Filialen in Oslo und Bergen, kurz danach auch in Kopenhagen und Stockholm. In Frankfurt
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