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Totenmond

Totenmond

Titel: Totenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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sollte. Moonlight Shadow erzählte die Geschichte von einer Frau, die um ihren erschossenen Mann trauerte. Moon over Bourbon Street war schon konkreter – in groben Worten berichtete er von einem Mörder, der durch die Straßen schlich.
    Schließlich rief Alex ein Musikprogramm auf und hörte sich die Lieder im Internet an. Wieder und wieder. Den ganzen Nachmittag lang.

24.
    D er hellbraune Kaschmirpullover mit V-Ausschnitt lag eng an. Genau wie die weiße Bluse, die Alex darunter trug. Die ausgewaschene helle Jeans betonte ihren Körper nicht weniger, und beim Anziehen war sich Alex einen Moment lang vorgekommen wie ein Teenie, der seine Vorzüge etwas zu offensiv betonen wollte. Andererseits, hatte sie gedacht, warum mit Reizen geizen, und dann auch noch den zweiten Knopf an der Bluse geöffnet.
    Das Machiavelli war eines dieser modernen urbanen Restaurants, die neben einer geschmackvollen Inneneinrichtung im Loungestil über eine exquisite Küche verfügten. In dem attraktive Bedienungen mit langen weißen Schürzen servierten und die Weinkarte länger als die handgeschriebene Speisekarte war. Letztlich waren diese Restaurants austauschbar, für Lemfeld war der Laden aber etwas Besonderes und hatte gegenüber Alex’ Stamm-Pizzeria DiCaprio den Vorteil, dass man nach dem Essen nicht nach Küche stank und seine Sachen anschließend in die Waschmaschine stopfen musste.
    Das Rumpsteak war großartig. Mit Tomaten und Parmesan überbacken. Ausgezeichnet. »Eigentlich bin ich nicht so der Fleischtyp«, erklärte Alex und faltete die Serviette auf dem Schoß zusammen. »Aber ich bin ganz froh, dass ich eine Ausnahme gemacht habe.«
    »Prima«, sagte Jan.
    Er tupfte sich den Mund ab. Prima schien eines seiner Lieblingsworte zu sein – eines jener Worte, die man als Partner in einer Beziehung gerne übernahm, ohne es zu merken, bis man von Freunden darauf hingewiesen wurde.
    Jans Haar war wieder so verwuschelt wie an dem Tag, als sie ihn kennengelernt hatte – nur dieses Mal mit ein wenig Gel aufgestellt. Es war von einzelnen grauen Strähnen durchzogen, die gut mit den Lachfältchen an den Augenwinkeln, den makellosen Zähnen und gepflegten Händen harmonierten. Alles in allem saß ihr ein souverän wirkender, attraktiver Mann im besten Alter gegenüber, der bereits genug erlebt zu haben schien, um dem Leben entspannt entgegenzutreten. Der keine Flausen mehr im Kopf hatte und wusste, was er wollte und warum. Ein Kerl, den man auf gar keinen Fall von der Bettkante stoßen würde und dort festnageln sollte, wenn er erst einmal Platz genommen hatte. Und Alex hatte bislang keinerlei Vertiefung am Finger oder eine verräterische Stelle entdeckt, an der die Haut etwas heller war als die übrige. Wenngleich das kein Indiz dafür war, dass Jan noch nie in seinem Leben einen Ehering getragen hatte.
    »Und?«, fragte Alex, »kann man denn von Musikmachen und Anzeigengestaltung leben?« Sie spielte mit dem Anhänger ihrer Goldkette.
    »Nein, von Musikmachen lässt sich sicher nicht leben – zumindest nicht von meiner und wie ich sie mache. Da müsste man schon auf Tour gehen und wäre ständig unterwegs, aber dafür bin ich zu solide und auf Sicherheit bedacht …«
    Solide, dachte Alex. Auf Sicherheit bedacht. Aber trotzdem ein kleiner Rebell.
    »Und Tanzmucke für den Lebensunterhalt zu spielen wäre Verrat an der Sache. Das kommt nicht in Frage, außerdem …«
    Ein Idealist, dachte sie. Zuverlässig.
    »… hat Quincy Jones einmal gesagt: Wenn übers Geld geredet wird, verlässt Gott den Raum. Wenn man das begriffen hat, macht man entweder weiter, weil einem die Musik im Blut liegt, oder hängt die Gitarre an den Nagel.«
    »Was du nicht getan hast.«
    »Dazu ist mir das Stück Holz viel zu wichtig. Es ist wie ein Übersetzer. Es dient dazu, die Dinge verständlich zu machen, die in mir sind. Musik ist wie eine Droge. Wenn du spielst, bist du in einem Kosmos, den nur du erreichst.«
    Jetzt lächelte Alex. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich das Gefühl besser erklären lässt.«
    Jan trank einen Schluck von dem rubinroten Montepulciano. »Und das Anzeigengestalten …« Jan schmunzelte und blickte in das Glas. »Ich arbeite in einem kleinen Werbestudio, und da fällt die ganze Bandbreite an – Kataloge, Flyer und solche Sachen. Ich habe mich aber auf Webdesign spezialisiert.«
    »Der Computer ist ebenfalls wie ein Übersetzer?«
    »Das ist wahr.«
    »Interessant«, sagte Alex und ließ sich von Jan den Rest

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