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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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davon.

13
    Draußen puderte Schnee die Treppen und Geländer und vergrößerte die Haufen, die Bürgersteige und Straßen säumten. Es war mir egal. Kaum war ich vor der Tür, rief ich Claudel an.
    Von der CUM-Vermittlung erfuhr ich, dass Claudel außer Haus sei. Ich fragte nach Charbonneau. Außer Haus.
    »Hier ist Dr. Brennan von der Gerichtsmedizin. Wissen Sie, wann sie zurück sein werden?«
    »Nein.« Abgelenkt. »Haben Sie ihre Piepser schon probiert?«
    »Die Nummern, bitte.«
    Sie nannte sie mir. Ich wählte und hinterließ meine Handynummer als Ziffernbotschaft für beide Detectives. Aber ich hatte nur wenig Hoffnung auf eine schnelle Antwort. Vor allem Claudel dürfte sich kaum von einer wichtigen Operation ablenken lassen, um mich wegen eines Falles anzurufen, der ihn kaum interessierte.
    Als Nächstes versuchte ich es noch einmal bei Mrs. Gallant/ Ballant/Talent.
    Keine Antwort.
    Bemüht, meine Nerven unter Kontrolle zu halten, rief ich Anne an. Sie kaufte eben Weihnachtssachen in einem Geschenkeladen.
    Anne schlug Le Jardin Nelson für unser Mittagessen vor und wollte mir eben den Weg beschreiben.
    »Ich weiß, wo das ist«, unterbrach ich sie.
    Eine gedehntes Schweigen, dann: »Ist deine Suche nicht gut gelaufen?«
    »Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Bis in zehn Minuten.«
    Die Schultern gegen den Schnee hochgezogen, eilte ich zur Place Jacques-Cartier, einer Fußgängerzone, die von der Rue Notre-Dame flusswärts bis zur Rue de la Commune reicht. La Place ist gesäumt von Restaurants, Cafés und kitschigen T-Shirt- und Souvenirläden, und bei mildem Wetter tobt hier das Leben. An diesem Tag teilte ich ihn mit einer Hand voll Touristen, einem Straßenkünstler und einem zottigen gelben Terrier, der an einen Laternenpfosten pinkelte.
    Schneeflocken verdeckten die Pflastersteine und die Säule, die an Admiral Nelson erinnerte, den Engländer, der die Franzosen in der Schlacht von Trafalgar verdroschen hatte. Nicht gerade ein Liebling der Separatisten. Hinter dem Platz konnte ich verschwommen die Silberkuppel des Bonsecours sehen, das Rathaus der Stadt, bis es von der mansardengeschmückten Pariserin in meinem Rücken eingemottet wurde.
    Quebec. Die entfremdeten Zwillinge. Der eine französisch und katholisch, der andere englisch und calvinistisch. Die beiden Sprachen und die beiden Kulturen stoßen sich die Köpfe, seit die Briten 1760 Montreal eroberten. Place Jacques-Cartier ist ein Stein gewordener Mikrokosmos des sprachlichen Tribalismus.
    Le Jardin Nelson liegt in der Mitte der Westseite des Platzes. Das Restaurant befindet sich in einem geduckten, stattlichen Haus mit einer Terrasse unter leuchtend blauen Markisen auf dem Platz. Ein mit Schirmen überspannter Innenhof mit Infrarot-Heizstrahlern hält das Restaurant viele Monate des Jahres Montréal chic.
    Dieser Monat gehörte jedoch nicht dazu. Als ich eintrat, schaute Anne von der Speisekarte hoch und verfolgte mich mit den Augen durch den Saal.
    »Heute kommt’s aber wirklich runter«, sagte ich, zog meinen Parka aus und schüttelte die Flocken ab.
    »Bleibt er liegen?«
    »In Montreal bleibt der Schnee immer liegen.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Hm.« Ich legte mein Handy auf den Tisch.
    Eine junge Frau goss Wasser in Gläser. Anne bestellte Crêpes Forestiers und ein Glas Chardonnay. Ich entschied mich für Crêpes Argenteuil und ein Diet Coke.
    »Irgendwelche Schätze gefunden?«, fragte ich, als die Kellnerin gegangen war.
    Auch im Zustand der Apathie ist Anne eine zwanghafte Einkäuferin. Sie zeigte mir ihre Neuerwerbungen. Mandarinenfarbener Wollpullover. Eine handgemalte provenzalische Schüssel. Sechs Zinnfrösche an roten Satinbändern.
    »Eine komische Wahl für ein von Fesseln befreites Leben«, sagte ich und deutete auf die Accessoires.
    »Ich kann sie als Geschenke verwenden«, sagte sie und wickelte sie wieder ein.
    Die Kellnerin brachte die Getränke. Ich nahm einen Schluck Coke, faltete meine Serviette auf und ordnete mein Besteck. Richtete die Gabel aus. Legte Messer und Löffel parallel. Rückte die Gabel noch mal zurecht. Kontrollierte, ob mein Handy wirklich eingeschaltet war.
    Noch einen Schluck Coke.
    Dann strich ich die Ränder meines Platzdeckchens glatt. Richtete die Fransen gerade. Griff wieder zum Handy. Legte es wieder auf den Tisch.
    Anne hob fragend eine Augenbraue.
    »Erwartest du einen Anruf?«
    »Ich habe Claudel und seinem Partner eine Nachricht hinterlassen.«
    »Erzählst du mir, was du herausgefunden

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