Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Weiblich.
»Ich habe vorgestern schon einmal angerufen wegen der Geschichte im Journal. «
Eine Pause. Wie schon beim ersten Mal hörte ich im Hintergrund Trällern, ein Trällern, das mir irgendwie bekannt vorkam.
»Ich glaube, ich weiß, wer tot ist und warum.« Durchzogen von Traurigkeit und Zweifel.
»Na komm«, murmelte ich. »Wer bist du?«
»Sie kennen meinen Namen.«
»Nein, den kenne ich nicht!«
Anne schaute bei diesem Aufschrei erstaunt hoch.
»Sie können mich erreichen unter der Nummer 514-937 …«
»Braves Mädchen.«
Anne sah zu, wie ich mir die Nummer notierte, auflegte und neu wählte. Irgendwo auf der Insel klingelte ein Telefon – zehn, elf, zwölf Mal. Ich unterbrach die Verbindung und tippte die Ziffern noch einmal ein.
Wieder klingelte es ein Dutzend Mal, ohne dass jemand sich meldete.
»Verdammt.«
Ich legte auf und warf das Gerät aufs Bett. Mein Körper war angespannt vor Frustration. Ich stand auf, tigerte im Zimmer hin und her, nahm dann das Gerät wieder zur Hand und wählte noch einmal.
Keine Antwort.
»Nimm doch verdammt noch mal ab!«
Was sollte ich tun? Claudel oder Charbonneau anrufen und ihnen die Nummer geben? Ryan anrufen? Alle drei waren vermutlich voll und ganz mit der riesigen Gemeinschaftsoperation beschäftigt und hatten keine Zeit für eine Telefonnummer.
Ich unterbrach die Verbindung, schnappte mir den Schlüsselbund, rannte in den Keller und holte den Laptop aus dem Kofferraum meines Autos. Als ich in mein Zimmer zurückkehrte, saß Anne mit verschränkten Armen auf dem Bett und wippte mit dem Fuß. Kommentarlos sah sie zu, wie ich den Computer hochfuhr und die Telefonnummer in einen Browser eingab.
Keine Ergebnisse. Der Browser schlug mir vor, meine Rechtschreibung zu kontrollieren oder ein anderes Suchwort zu verwenden. »Rechtschreibung bei Ziffern, du ignoranter Trottel?«
Ich versuchte es mit einem zweiten Browser. Und einem dritten.
Keine Treffer. Dieselben nützlichen Ratschläge.
»Wozu seid ihr denn gut?«
Ich griff wieder zum Telefon, tippte eine andere Nummer, verlangte eine bestimmte Person und stellte meine Frage.
Nein. Der Anruf vom Mittwoch ans Institut konnte noch nicht zurückverfolgt werden. Warum nicht? So etwas dauert eben. Na, dann notieren Sie sich diese Nummer und schauen Sie, ob Sie eine Übereinstimmung kriegen. Ich pfefferte das Gerät wieder aufs Bett, ging zur Frisierkommode, suchte mir Handschuhe heraus und knallte die Schublade zu.
Während ich die rechte Hand in den Handschuh rammte, ließ ich den anderen fallen. Ich bückte mich, um ihn aufzuheben, ließ ihn wieder fallen, kickte ihn mit dem Fuß gegen die Wand, holte ihn wieder und streifte ihn mir über die linke Hand.
»Ist unsere offizielle forensische Spezialistin gerade dabei, die große Kunst des Kollers zu demonstrieren?«, fragte Anne mit strapaziöser Geduld.
»Du glaubst, das war ein Koller? Nerv mich, und ich zeig dir einen Gorilla.«
»Ein solches Tamtam habe ich dich nicht mehr aufführen sehen, seit du Pete mit dieser Reisetussi erwischt hast.«
»Sie war Immobilienmaklerin.« Ich musste grinsen. »Und sie hatte eindeutig einen fetten Arsch.«
»Lass mich raten. Wir sind nicht erfreut über die Telefonnachricht?«
»Nein. Das sind wir nicht.«
Ich fasste die Geschichte der Mrs. Gallant/Ballant/Talent-Anrufe kurz für sie zusammen.
»Und das hat den Tasmanischen Teufel zum Vorschein gebracht?«
Ich antwortete nichts.
»Die Dame ist wahrscheinlich gerade unterwegs, um sich ihre Wochenration Metamucil zu kaufen. Sie hat zweimal angerufen. Sie wird auch noch ein drittes Mal anrufen.« Wieder die souveräne Schullehrerin. »Und wenn nicht, du hast ja ihre Nummer und erreichst sie sicher später. Ansonsten hast du doch auch bestimmt Quellen in der Stadt, die den Telefonbucheintrag für diese Nummer herausfinden können. Mann, es wird doch irgendeine Suchmaschine geben, die dir Name und Adresse liefern kann, wenn du die Telefonnummer hast.«
Ich konnte meine Aufregung nicht verbergen.
»Anne, die Frau hat gesagt, sie weiß, wer tot ist und warum. Wenn sie keine Spinnerin ist, kann sie zum Dreh- und Angelpunkt dieser Ermittlung werden. Natürlich kann sie auch eine Spinnerin sein. Ich möchte gerne mit ihr sprechen, bevor ich Claudel auf eine falsche Spur setze. Du hast Recht, ich muss einfach noch weiter versuchen, selbst mit ihr zu sprechen. Sie hat mich angerufen, nicht die Polizei.«
»Jetzt habe ich allerdings noch eine andere Frage.«
Ich
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