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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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einem verschneiten Tag?«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Sagt Bescheid, wenn ihr’s euch anders überlegt.«
    Ein Woge Old Spice hinter sich herziehend, schlurfte Cyr zum Ruhesessel und ließ sich hineinsinken.
    »Verdammt schöne Haare, junge Dame«, sagte Cyr, zu Anne gewandt.
    »Vielen Dank«, sagte Anne.
    Es stimmte. Dank einer bizarren Laune ihrer Gene waren Annes Haare blond und dicht und bereit, so lange zu wachsen, wie sie es wollte. Im Augenblick ließ sie sie nicht wachsen, aber dass sie es tun würden, war eine Tatsache. Ich versuche zwar, ihr diese Perfektion nicht vorzuhalten, zu Zeiten gestaltet sich das aber schwierig. Im Augenblick jedoch nicht.
    »Und groß sind Sie auch.« Cyr atmete durch die Nase und stieß die Wörter zwischen kurzen Schnaufern heraus. »Verheiratet?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie Bescheid, wenn’s mal nicht mehr läuft.« Cyr wandte sich an mich. »Ich stehe auf Blonde.«
    Ich wollte dem Gespräch einen etwas offizielleren Rahmen geben.
    »Mr. Cyr …«
    »Wie ist mein Englisch?«
    »Ausgezeichnet.« Trotz des starken Akzents war es wirklich gut.
    Cyr deutete mit dem Kinn zum Kamin.
    »Halte mich mit viel Lesen auf dem Laufenden.«
    »Stört es Sie nicht, dass all diese nackten Frauen immer die Texte unterbrechen?«
    Cyr machte ein keuchendes Geräusch, das ich als Kichern interpretierte. »Die ist eine ganze Scharfe, was?«
    »Annie Oakley persönlich.« Ich stand auf und gab Cyr meinen Ausdruck.
    »Die Dokumente deuten darauf hin, dass dieses Anwesen in Ihrem Besitz ist.«
    Cyr hob sich den Ausdruck dicht vor die Augen und las ihn fast eine Minute lang schweigend.
    » Oui. « Das eingeatmete kanadische Oui. »Gehört mir.«
    »Das Anwesen ist seit 1980 in Ihrem Besitz?«
    »Das Scheißding macht mir nichts als Scherereien.«
    »Sie haben das Anwesen von Nicolò Cataneo erworben?«
    »Ja.«
    »Wussten Sie, warum Mr. Cataneo es verkaufte?«
    »Hab nicht gefragt. Das Haus war zum Verkauf ausgeschrieben.«
    »Aber fragt man das denn nicht üblicherweise, wenn man eine so große Investition tätigt?«
    »Nicolò Cataneo?«
    Der Einwand war nicht unberechtigt.
    »Darf ich fragen, was sich im Erdgeschoss befand, als Sie es kauften?«
    Cyr antwortete, ohne zu zögern.
    »Eine Bäckerei. La Boulangerie Lugano. Die zog aber aus, bevor ich das Haus in Besitz nahm.«
    »Was kam anstelle der Bäckerei?«
    »Ich habe die Geschäftsräume unterteilt. Hab vier Läden draus gemacht. Ist kostengünstiger.«
    »Einer dieser Läden ist eine Pizzabude.«
    »Le Pizza Paradis Express.«
    »Wie lange ist die schon da drin?«
    »Seit 2001.« Cyr blies Luft durch die Lippen. »Sollte eher heißen ›Rattenhaare und Küchenschaben frisch aus dem Ofen‹. Diese verdammten Ausländer haben von Hygiene so viel Ahnung wie ein Schwein im Koben. Hab aber mit Matoub keine Schwierigkeiten. Zahlt seine Miete immer pünktlich.«
    »Besagter Matoub ist der gegenwärtige Mieter?« Das hatte ich schon am Tag der Entdeckung von Claudel erfahren.
    Cyr steckte einen Finger ins Ohr und betrachtete ihn dann abwesend.
    »Können Sie sich noch an die früheren Mieter vor Mr. Matoub erinnern?«
    »Natürlich erinnere ich mich an die früheren Mieter. An jeden einzelnen erinnere ich mich. Sehe ich so aus, als würde ich auf der Warteliste für ein Pflegeheim stehen?«
    Erwartungen entstehen oft aus Vorurteilen, und ich muss gestehen, auch ich bin dagegen nicht ganz gefeit. Weil Cyr alt war, hatte ich angenommen, dass sein Gedächtnis nicht mehr hundertprozentig funktionierte. Ich merkte schnell, dass ich umdenken musste. Cyr war zwar exzentrisch, aber kein Trottel.
    »Nein, Sir …«
    »Hatte mehr Mieter, als Blondschöpfchen da Haare auf ihrem hübschen Kopf hat.«
    Cyr schaute in Annes Richtung und ließ die Augenbrauen tanzen.
    Anne neigte ihren hübschen Kopf und machte ebenfalls den Groucho Marx.
    »Vor der Pizzabude war es ein Nagelstudio«, sagte Cyr zu mir. »Ein Vietnamese namens Truong hatte ein halbes Dutzend kleine Damen, die da drin Nägel lackierten. Lief aber wohl nicht besonders. Hielt sich nur ein oder zwei Jahre.«
    »Und davor?«
    »Ich mochte diese Nageldamen. Sahen aus wie kleine Porzellanpüppchen. Hielten sich immer die Hand vor den Mund, wenn sie lachten.«
    »Vor dem Nagelstudio?«
    »Vor dem Nagelstudio war es eine Pfandleihe. Ein Kerl namens Ménard.« Cyr deutete mit knotigem Zeigefinger. »Stéphane. Sébastien. Sylvain. So ungefähr. Kaufte und verkaufte Trödel. Anscheinend ziemlich erfolgreich,

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