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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Zentimeter.«
    »Zahnbefunde?« Claudels Stimme war scharf wie eine frisch geschliffene Sense.
    »Keine Füllungen. Aber natürlich habe ich postmortale Röntgenbilder.«
    »Das sind die Knochen aus der Kiste?«
    »Ja.«
    »Das Nächste.«
    »Drei-acht-vier-zwei-sieben. Weiblich. Weiß. Alter fünfzehn bis siebzehn. Größe einhundertdreiundsechzig bis einhundertsiebzig Zentimeter. Keine Zahnfüllungen.«
    »Die Knochen aus der ersten Senke?«
    »Ja.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Drei-acht-vier-zwei-acht. Weiblich, weiß, Alter achtzehn bis zweiundzwanzig, Größe einhundertfünfundsechzig bis einhundertdreiundsiebzig. Verheilte Colles-Fraktur der rechten Speiche.«
    »Das heißt?«
    »Sie hat sich einige Jahre vor ihrem Tod das Handgelenk gebrochen. Colles-Frakturen passieren häufig, wenn man die Hände ausstreckt, um einen Sturz abzufedern.«
    »Die Knochen aus der zweiten Senke?«
    »Ja.«
    »Keins dieser Individuen hat irgendwelche besonderen Merkmale?«
    »Ein Mädchen war ziemlich klein. Das andere hatte sich den Arm gebrochen.«
    »Wenn diese Mädchen in den Fünfzigern starben, ist das alles reine Zeitverschwendung.«
    »Ihre Familien sind da vielleicht anderer Meinung.«
    »Irgendwelche Verwandten sind sicher in alle Winde verstreut. Oder tot.«
    »Diese Mädchen wurden nackt ausgezogen und in einem Keller verscharrt.«
    »Wenn diese Mädchen etwas mit Cataneo zu tun hatten, waren es höchstwahrscheinlich Nutten.«
    Tief durchatmen. Der Mann ist ein Gnom.
    »Ja, vielleicht waren sie Prostituierte, schuldig der Sünden der Unwissenheit und der Not. Vielleicht waren es Ausreißerinnen, schuldig der Sünden der schlechten Menschenkenntnis und des Pechs. Vielleicht waren es aber auch irgendwelche arglosen Mädchen, die ohne irgendeine Schuld aus ihrem Leben gerissen wurden. Wer sie auch waren, Monsieur Claudel, sie haben mehr verdient als ein vergessenes Grab in einem moderigen Keller. Wir konnten diesen Mädchen nicht helfen, als sie starben, aber wir können verhindern, dass andere in Zukunft das gleiche Schicksal erleiden.«
    Jetzt sorgte Claudel für die Pause.
    »Sie haben gesagt, die Skelette zeigen keine Hinweise auf Gewalt.«
    Ich ging nicht darauf ein. »Wie wir beide herausgefunden haben« – eine Pause, um Claudel wissen zu lassen, dass ich von seinem Besuch wusste – »gehört dieses Gebäude im Augenblick einem Richard Cyr. Wie ich herausgefunden habe, war der Vorbesitzer Nick Cataneo, und die Zeitspanne, in der er es in Besitz hatte, entspricht einer der C-14-Spannen.«
    Das nun folgende Schweigen war lang und feindselig.
    »Ist Ihnen bewusst, wie viele in Frage kommende Kandidaten der Computer bei diesen Angaben ausspuckt?«
    Es war mir bewusst.
    »Ich werde die Knochen noch einmal untersuchen, nur um zu sehen, ob ich sonst noch etwas finde, das Ihnen weiterhelfen könnte.«
    »Das wäre angebracht.«
    Freizeichen.
    Nach langen Jahren der Zusammenarbeit betrachtete ich Claudel als halsstarrig und engstirnig, doch dass ich seine Haltung richtiggehend verabscheute, kann ich nicht sagen. Dieser Fall allerdings drohte, diesen Trend umzukehren.
    Eine schnelle Fahrt nach unten, um einen Kaffee zu holen.
    Ein schneller Anruf bei Anne, um ihr ein gemeinsames Mittagessen vorzuschlagen.
    Sie lehnte ab, wie ich befürchtet hatte.
    Ich erzählte ihr von den C-14-Ergebnissen.
    »Mach du nur weiter mit deinen Knochen, Tempe. Ich häng einfach hier rum.«
    »Okay, aber lass es mich wissen, wenn du’s dir anders überlegst. Ich bin flexibel.«
    Nach dem Anruf räumte ich die beiden Arbeitstische und die seitliche Anrichte im Labor frei und legte die drei Skelette darauf aus. Ich untersuchte eben das Schienbein des Mädchens aus der Dr.-Energy’s-Kiste, als Marc Bergeron auftauchte.
    Dass Bergeron etwas merkwürdig aussieht, ist eine ebensolche Untertreibung, als würde man sagen, dass Cola eine winzige Prise Zucker enthält. Mit einer Größe von fast eins neunzig, einem Gewicht von deutlich unter achtzig Kilo und einer permanent gebeugten Haltung hatte Bergeron die Anmut und die Koordination eines watenden Storchs.
    Bergeron ist Quebecs forensischer Odontologe. Seit dreißig Jahren bohrt und füllt er von Montag bis Donnerstag die Zähne der Lebenden, und am Freitag untersucht er die Zähne der Toten.
    Wir begrüßten uns. Ich drückte meine Überraschung darüber aus, dass er an einem Donnerstag im Institut war.
    »Heirat in der Familie. Ich muss morgen in Ottawa sein.«
    Bergeron ging zum Schrank, holte

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